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Ich werde immer da sein, wo du auch bist

Ich werde immer da sein, wo du auch bist

Titel: Ich werde immer da sein, wo du auch bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Lacour
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Caitlin?«, fragt eine Frau.
    »Ich bin dran.«
    »Caitlin, ich bin’s, Veena.« Plötzlich ist der Hörer tonnenschwer. »Veena Delani.«
    »Oh«, bringe ich heraus. »Hi.«
    »Ich wollte nur fragen, ob wir uns am Montag treffen könnten. Vor dem Unterricht oder in der Pause. Ich möchte etwas mit dir besprechen.«
    »Ich möchte mich für mein unerlaubtes Eindringen entschuldigen. Ich tu das nie wieder.«
    »Das ist nicht der Grund, weshalb ich mich mit dir treffen möchte.«
    »Oh. Also, ich wollte mich nicht sehen.«
    »Wie bitte?«
    »Ich wollte mich nicht sehen. Deshalb habe ich kein Selbstporträt abgegeben.«
    »Ja, ich habe gemerkt, dass du deine Aufgabe nicht gemacht hast. Dein Verhalten im Unterricht macht mir Sorgen.«
    Ich weiß echt nicht, was ich dazu sagen soll, deshalb halte ich den Mund.
    »Wann können wir uns also treffen?«
    »Ähm, am besten wohl vor dem Unterricht.«
    »Halb acht?«
    »Okay.«
    Ich lege auf. Ich stehe in meinem Zimmer und sehe die Wände an, das Foto von Ingrid am Stausee und all die Fotos aus irgendwelchen Zeitschriften, die ich mal so toll fand.

17
    Als ich früh am Montagmorgen den Raum betrete, in dem unser Kurs für Fortgeschrittene stattfindet, sieht Ms Delani vom Pult auf und lächelt mir wahrhaftig zu.
    Ich möchte sagen:
Sprechen Sie es einfach aus, bringen wir es hinter uns: Ich werde in Fotografie durchfallen
.
    Sie zeigt auf den Stuhl vor ihrem Pult. Ich setze mich.
    Sie sagt: »Caitlin, wir haben dieses Schuljahr mit einem Fehlstart begonnen, nicht wahr?«
    Ich zucke die Achseln.
    Sie schaut mich ganz geduldig an. Ich frage mich, wohin diese Unterhaltung führen wird.
    »Um ehrlich zu sein, ich hatte gehofft, dass du meinen Kurs nicht belegen würdest.« Sie blickt mich eindringlich an, und als ich ihre Worte registriere, bin ich wie betäubt, als wäre mein Blut durch Eis ausgetauscht worden. Es gibt nichts, was ich sagen könnte. Am liebsten würde ich mich in Luft auflösen.
    »Hast du jemals Lehrerin werden wollen?«, fragt sie beiläufig, als ob sie mir nicht soeben das Herz aus dem Leib gerissen hätte. Ich bringe ein Kopfschütteln zustande und weiß nicht, ob ich jemals wieder sprechen kann.
    Sie lehnt sich in ihrem Stuhl zurück. Ich möchte, dass sie mich nicht mehr anschaut, möchte in den Boden versinken, irgendwohin, wo es dunkel und kalt ist, und niemals mehr rauskommen.
    »Als Lehrerin träumt man vom idealen Schüler.« Ich glotze den Fußboden an und nicke. »Eigentlich ist das ziemlich egoistisch. Lehrer glauben immer gern, dass wir bei der Entwicklung unserer Schüler eine wichtige Rolle spielen. Wir träumen davon, dass wir der einzige Lehrer sind, an den sich die Menschen ihr ganzes Leben lang erinnern, der sie dazu angeregt hat, Großes zu leisten.«
    Ich nicke.
    »Ich hatte diese Schülerin in Ingrid gefunden.«
    Ich rühre mich nicht.
    »Und dann habe ich sie verloren.«
    Ich fühle mich wie der letzte Dreck. Mein Gesicht brennt. »Ich geh aus dem Kurs, wenn Sie das wollen. Ich kann stattdessen was anderes nehmen.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Lass mich ausreden. Ich hatte Glück. Ich habe zwei Schülerinnen gefunden.« Sie beugt sich über ihr Pult zu mir. »Die andere warst du.«
    »Na klar. Sie finden meine Arbeit große Scheiße.«
    »Warum sagst du das?«
    »Sie brauchen sich doch nur umzusehen. Sie haben mein Foto immer in die hinterste Ecke gehängt, so weit weg wie nur möglich.«
    »Ich sehe, dass mein Vortrag über Blicklenkung nicht sehr einprägsam war. Wenn jemand etwas ansieht, wandert der Blick immer in die obere linke Ecke. Ingrids drei Fotos sind in der Mitte, weil sie die komplexesten und erschütterndsten sind. Ich wollte, dass die Blicke der Betrachter auf ihnen verweilen. Aber deins ist in der oberen linken Ecke, weil ich wollte, dass man es als Erstes beim Betreten des Klassenraums sieht.«
    Diese Belehrung hört sich irgendwie vertraut an, aber ich weiß nicht, ob ich ihr glaube.
    »Ingrids Begabung überstieg alles, was ich bisher von anderen Schülern kannte. Sie brachte mir ständig Fotos, fast täglich, Fotos, die nichts mit unserem Kurs zu tun hatten. Sie besaß Leidenschaft und Ehrgeiz. Ich war mir sicher, dass sie ihren Weg in der Kunstwelt machen würde.«
    Ich wollte
ich auch
sagen, aber Ms Delani redete schon weiter.
    »Aber du. Du entwickelst dich ständig weiter. Obwohl du mich davon ausschließen willst. Nachdem du am Samstag weg warst, bin ich zurück in die Dunkelkammer gegangen. Ich habe den Abzug

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