Ich werde schweigen Kommissar Morry
gekommen.“
„Dann gehen Sie nachher sofort zu ihm, verstanden! Vielleicht bringen Sie etwas aus ihm heraus. Sollte er auf Ihre Fragen hartnäckig schweigen, so lassen Sie ihn beobachten. Vielleicht führt er Sie ahnungslos zu dem Versteck Irving Bacons.“
„Man sollte wissen, wer diese roten Blumen im Besitz hat“, sagte Hilfsinspektor Puck versonnen. „Dieser Mann muß der Mörder sein.“
„Ich weiß, wer sie hat", sagte Morry lächelnd.
„Wie bitte?“, Hilfsinspektor Puck schnellte wie eine Feder von seinem Stuhl hoch. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er auf seinen Vorgesetzten. „Wer hat sie, Sir?“
„Irving Bacon.“
„Irving Bacon? Woher wissen Sie das?"
Kommissar Morry deutete auf eine rote Akte. „Dieses Protokoll“, sagte er, „bekamen wir heute von der brasilianischen Polizei zugeschickt. Darin steht allerhand zu lesen. Interessant ist, daß drei oder vier dieser Abgeordneten die Frau ihres Gastgebers noch von früher her kannten. Diese Frau muß auf Männer ziemlich verführerisch wirken. Wie wäre es sonst möglich, daß sie diesen nüchternen Männern den Kopf verdrehte.“
„Weiter, Sir“, sagte Puck ungeduldig.
„Hm. Man könnte aber auch annehmen, daß diese Frau aus Berechnung so nett zu ihren Gästen war. Sie wollte weg aus Brasilien. Sie sehnte sich mit allen Fasern zurück nach London. Und da ihr Mann diesen Wunsch absolut nicht erfüllen wollte.“
„ . . . mußte er sterben, wie?“
„Nur nicht so hastig“, wehrte Morry ab. „Auf jeden Fall war diese Melanie Garden nach den Protokollen der brasilianischen Polizei keine besonders treue Ehefrau. Sie soll schon immer einen Liebhaber besessen haben. Aber vielleicht sind das auch nur Gerüchte. In einer Stunde werde ich es genauer wissen. Ich werde diese Melanie Garden scharf ins Gebet nehmen.“
„Wieso?“, stotterte Hilfsinspektor Puck verblüfft. „Ist sie denn hier?“
„Ja“, sagte Morry mit ernstem Gesicht. „Sie ist hier. Sie ist vorgestern mit ihrer Tochter aus Brasilien in die alte Heimat zurückgekehrt. Was sagt Ihnen das, Puck?“
Der Hilfsinspektor hob die Schultern. Er wußte nicht, was der Kommissar mit dieser Frage meinte.
„Na, sehr einfach“, erklärte Morry. „Diese Rückreise erfolgte verdächtig schnell. Mrs. Garden hat sich kaum die Zeit genommen, ihre Besitztümer zu verkaufen. Sie überließ alle Geschäfte einem Agenten.
Geben wir ruhig zu, daß das Heimweh nach London sie fast verzehrte. Geben wir weiterhin zu, daß sie in Brasilien nie heimisch wurde. Dennoch ist mir diese Hast verdächtig. Es sieht fast so aus, als hätte sie die Sehnsucht nach einem Geliebten so rasch hierher getrieben.“
„Nach einem dieser Abgeordneten?“, fragte Puck interessiert.
„Vielleicht! Das werden wir noch herauskriegen. Ich werde Melanie Garden persönlich beobachten. Der Mann, der am meisten in ihrem Hause verkehrt, wird meine besondere Aufmerksamkeit erringen.“
„Ich möchte diese Protokolle noch durchlesen, bevor ich zu Richard Donally gebe“, sagte Hilfsinspektor Puck schüchtern.
„Darf ich?“
„Von mir aus“, schmunzelte Morry. „Machen Sie es sich hier bequem. Sie sind ganz allein. Ich werde jetzt Weggehen.“
Sprachs, setzte seinen Hut auf und ging mit federnden Schritten aus dem Raum.
Unten, im Yardhof, stieg er in seinen Dienstwagen und fuhr leise pfeifend durch das große Tor. Seine Fahrt führte ihn nach Hornsey, wo Melanie Garden inmitten ruhiger Parkanlagen ein möbliertes Haus gemietet hatte. Das schmucke Gebäude lag
unmittelbar neben dem Race Course am Alexandra Park.
Kommissar Morry stellte seinen Wagen vor dem Einfahrtstor ab und ging dann langsam auf das Haus zu. Seine Augen glitten forschend über die verschlossenen Fenster. Nichts verriet, daß hier Menschen wohnten. Melanie Garden schien sehr scheu und zurückgezogen zu leben. Auf das Klingeln des Kommissars öffnete ein Dienstmädchen mit weißer Schürze und zierlichem Häubchen. „Wen darf ich melden?“, fragte die Kleine.
„Kommissar Morry von Scotland Yark.“
Über das Gesicht des Mädchens lief ein flüchtiges Erschrecken. Sie wandte sich rasch ab. „Einen Moment bitte“, sagte sie hastig. „Ich werde Sie anmelden.“
Als Kommissar Morry zwei Minuten später in den Empfangssalon trat, stutzte er betroffen. Vor ihm saßen zwei elegant gekleidete Damen, die man für jugendliche Schwestern hätte halten können. Ihre Haut war von der heißen Sonne Brasiliens dunkel gebräunt. Der Hauch
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