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Ich werde schweigen Kommissar Morry

Ich werde schweigen Kommissar Morry

Titel: Ich werde schweigen Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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durchsuchen. Aber Ernest Cropp hielt ihn zurück.
    „Horch!“, sagte er gepreßt.
    Sie fuhren beide erschreckt herum. An der Tür stand der Diener, den anscheinend irgendein Geräusch geweckt hatte. Er war ein alter Mann. Er hatte sein halbes Leben in diesem Haus verbracht. Sein Gehirn dachte nicht mehr so rasch wie in jungen Jahren. Verständnislos blickte er auf die seltsame Szene.
    „Was tun Sie hier?“, fragte er stotternd. „Wo ist denn Mr. Dudley? Warten Sie hier auf ihn?“
    Er bekam keine Antwort. Noch ehe er wußte, was überhaupt geschah, bekam er einen Stoß vor die Brust, daß er taumelnd zur Seite flog. Fast gleichzeitig stürzten Rex Chapel und Ernest Cropp an ihm vorüber und rannten wie die Irren auf die Treppe zu. Sie waren auf das Schlimmste gefaßt. Jeden Augenblick warteten sie darauf, daß man ihnen den Weg verlegen würde. Aber sie hatten noch einmal Glück. Sie kamen ungehindert aus dem Haus. Auch im Garten hielt sie niemand auf. Als sie draußen auf der Straße waren, drückten sie sich unruhig an den Häuserschatten entlang.
    „Werde in Zukunft die Hände von solchen Geschäften lassen“, murmelte Ernest Cropp mit schwerem Atem. „Diese letzte Stunde kann uns den Kopf kosten, mein Lieber. Der Diener braucht sich nur unsere Visagen gemerkt zu haben, dann können wir uns wegen Mordverdachts in den Käfig setzen.“
    Es war richtig, was er sagte. Rex Chapel konnte ihm nicht widersprechen. Er war jetzt auf einmal ziemlich gedrückt und entmutigt.
     
    8
     
     
    Hilfsinspektor Puck benahm sich so schüchtern und zurückhaltend, daß ihn Kommissar Morry stets erst durch eine Ordonnanz herbeiholen lassen mußte, wenn er ihn einmal sehen wollte. Auch heute war das nicht anders. Ein Sergeant war eine halbe Stunde unterwegs, bis er den Hilfsinspektor endlich angeschleppt brachte.
    „Na, Gott sei Dank“, brummte Morry halb ärgerlich, halb belustigt. „Nehmen Sie hier am Schreibtisch Platz. Ich habe einiges mit Ihnen zu besprechen.“
    Hilfsinspektor Puck setzte sich bescheiden auf die äußerste Kante des Stuhles. Mit dem blonden Schnurrbärtcken, den hellen Haaren und dem schlichten Nickelzwicker sah er fast aus wie ein Pennäler.
    „Sie ließen mich rufen, Sir?“, fragte er blinzelnd.
    „Ja“, sagte Kommissar Morry rasch. „Sie müssen mir ein paar Arbeiten abnehmen. Da ist dieser neue Mord an dem Abgeordneten William Dudley. Hörten Sie schon davon?“
    Hilfsinspektor Puck nickte. Sein bleiches Gesicht bekam etwas Farbe. Das war immer so, wenn er in Eifer geriet.
    „Ich habe“, sagte er, „bereits einiges in Erfahrung bringen können. In der Navarra Bar erfuhr ich von Daisy Hoorn, daß ihr William Dudley kurz vor seinem Tod eine rote Tungasblüte gezeigt habe, die er angeblich mit der Morgenpost erhalten hatte. Das war richtig, wie sich nachher herausstellte. Die Witwe des Ermordeten gab mir die gleiche Auskunft.“
    Kommissar Morry nickte zerstreut vor sich hin. „Was halten Sie von der Aussage des Dieners?“, fragte er nach einer Weile. „Er erwachte angeblich von einem bangen Gefühl. Gehört hatte er nichts, denn er ist halb taub. Als er zum Studierzimmer kam, sah er Licht brennen. Er sah zwei Männer an der Seite seines toten Herrn stehen, die ihn nachher niederstießen und flüchteten. Leider konnte uns der Diener nur eine mangelhafte Personenbeschreibung geben. Er wußte aber immerhin, daß diese beiden Männer schon einmal im Haus gewesen waren. Glauben Sie, daß diese beiden die Mörder William Dudleys sind?“
    Hilfsinspektor Puck überlegte eine Weile.
    „No“, sagte er dann ernst. „Das glaube ich nicht. Man fand bei dem Toten zweitausend Pfund, die er am Morgen von seiner Bank abgehoben hatte. Es liegt also die Vermutung nahe, daß . . .“
    „Ja?“, fragte Morry gespannt. „Reden Sie doch weiter!“
    „Man könnte annehmen, daß es sich bei den beiden Männern um Erpresser handelte, Sir. Wo Verbrechen geschehen, sind auch meist die Aasgeier in der Nähe. Wenn man weiterhin bedenkt, daß diese sieben Abgeordneten alle ein schlechtes Gewissen haben . . .“
    „Es sind nur noch fünf“, verbesserte Morry.
    „Gut, Sir! Irving Bacon ist flüchtig. Wir konnten noch immer nicht sein Versteck ausfindig machen. Bleiben also in Wirklichkeit nur vier Abgeordnete übrig, die ständig vom Tod umgeben sind.“
    „Waren Sie schon beim Bruder des Geflüchteten?“, wollte Morry wissen. „Ich meine diesen Richard Donally.“
    „No, Sir! Ich bin leider noch nicht dazu

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