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Ich werde schweigen Kommissar Morry

Ich werde schweigen Kommissar Morry

Titel: Ich werde schweigen Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Tür zu öffnen. Die Halle lag finster vor ihm. Nur vom Kamin her glänzte rötlicher Feuerschein. Es war kein Geräusch zu hören. Nur der Wind drückte heulend gegen die Scheiben. Dann und wann klatschte ein Klumpen nassen Schnees vom Dach. Das dumpfe Geräusch erinnerte an einen fernen Pistolenschuß.
    William Dudley machte Licht und blickte sich nervös in der weiten Halle um. Es war alles wie sonst. Nichts hatte sich während seiner Abwesenheit verändert. Jedes Ding stand genau auf seinem Platz.
    Vielleicht bin ich wirklich schon verrückt, dachte William Dudley aufatmend. Helen wird auf mich warten. Sie war schon am Morgen so neugierig. Sie wird noch einiges wissen wollen. Langsam und bedächtig stieg er die Treppe hinauf. Er ging über den oberen Korridor. Vor seinem Studierzimmer hielt er an. Sechs, sieben Herzschläge lang wartete er. Dann legte er die Hand auf die Klinke. Er trat ein. Im ersten Moment sah er nichts als das blendend helle Licht des strahlenden Kerzenlüsters. Aber dann, schon eine Sekunde später, entdeckte er den Mann im braunen Lodenmantel, der regungslos neben dem Schreibtisch saß.
    „Sie?“, fragte William Dudley mit verkrampftem Lächeln. „Ich hätte Sie jetzt beinahe nicht erkannt..."
    Es waren die letzten Worte, die ihm das Schicksal gönnte. Seine Augen weiteten sich in fassungsloser Bestürzung, als er eine schwarze Pistolenmündung auf seine Brust gerichtet sah. Was habe ich Ihnen denn getan, wollte er ächzend fragen. Aber er kam nicht mehr dazu. Der Tod war schneller. Er nahm ihm brutal die Worte von den Lippen. Der dumpfe Knall der schallgedämpften Pistole und der stechende Feuerblitz nahmen ihm augenblicklich den Atem. Seine Brust schnürte sich zusammen, als hielte sie ein eiserner Reifen umklammert. Das Herz sandte noch einen heißen Blutstoß durch die Adern, dann war seine Kraft erschöpft. Es hörte auf zu schlagen.
    William Dudley fiel auf den Teppich nieder. Er starb ohne einen Laut. Und selbst sein Sturz war so leise, daß niemand im Hause etwas davon hörte.
     
    7
     
    „Trink dein Glas aus“, sagte Rex Chapel zu Ernest Cropp. „Jetzt kommt die große Chance unseres Lebens. Nach Mitternacht werden wir einen Koffer brauchen, um unser Geld wegzuschleppen.“
    So optimistisch war Ernest Cropp nun wieder nicht. Er hatte noch immer Bedenken und Hemmungen. Das häßliche Wort ,Erpressung' geisterte wie ein gespenstischer Kobold durch sein Hirn.
    „Wenns nur gut geht“, murmelte er nach dem letzten hastigen Schluck. „Ich lasse mich gern überraschen.“
    Sie verließen den muffigen Saloon der Witwe Pattison und stoffelten hintereinander auf den Fish-Market hinaus. Das Wetter war nicht besser und nicht schlechter als an den vergangenen Tagen. Sie gerieten in ein wüstes Schneegestöber. Der Fish-Market war weiß wie eine Landschaft Sibiriens. Alle Häuser versanken im Dunst.
    „Wo hast du dich mit ihm verabredet?“, zischelte Ernest Cropp leise.
    „Drüben an der kleinen Brücke“, gab Rex Chapel hastig zurück.
    „Er muß schon da sein. Es hat eben zwölf geschlagen.“
    Schweigsam trotteten sie auf die schmale Brücke zu. Vorerst sahen sie gar nichts. Dicht neben ihnen gluckerte das schwarze Wasser eines Kanalgrabens. Der Steg gähnte ihnen leer entgegen. Kein Mensch hielt sich in der Nähe auf.
    „Na“, meinte Ernest Cropp bissig. „Glaube, daß wir mit leeren Taschen abziehen werden. Dein Geschäft scheint nicht ganz zu klappen, alter Freund.“
    „Abwarten!“, brummte Rex Chapel. „Die Geduld ist das Wichtigste im Leben.“
    Sie lehnten sich an das Brückengeländer und dösten mißmutig vor sich hin. Die Minuten verrannen. Kein Schritt klang über den weiten Platz. Kein menschliches Lebenszeichen. Man hörte überhaupt keinen Laut außer dem raunenden Wirbeln der Schneeflocken. Zwanzig Minuten nach zwölf Uhr verlor Ernest Cropp die Geduld.
    „Verflucht!“, stöhnte er. „Mir läuft bereits das Wasser in die Schuhe. Habe das Gefühl, als wären meine Zehen zu Eis gefroren.“
    Als Rex Chapel keine Antwort gab, fuhr er brummig fort. „Du kannst ja hier bleiben. Wünsche dir viel Vergnügen. Ich persönlich habe die Schnauze voll. Ich gehe. Du kannst mich nachher im Mitternachtssaloon treffen.“
    „He“, knurrte Rex Chapel erbost. „Wart noch einen Moment! Ich werde mal anrufen.“
    Er ging tatsächlich schnurstracks zur nächsten Telefonzelle und wählte die Nummer William Dudleys. Ungeduldig preßte er den Hörer ans Ohr. Fluchend und

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