Ich werde schweigen Kommissar Morry
ferner Länder und ein fesselnder exotischer Reiz lagen über ihren Gesichtern.
Soviel Schönheit hatte Kommissar Morry nicht zu sehen erwartet. Er war wie geblendet vom Zauber dieser beiden Frauen.
„Willkommen in London“, sagte er etwas gehemmt. „Hoffentlich werden Sie sich hier gut eingewöhnen. Ich wünsche es Ihnen nach all den Schreckenstagen, die Sie drüben erleben mußten.“
Melanie Garden blieb kühl und reserviert. „Ein anderer Gast wäre mir lieber gewesen“, sagte sie abweisend. „Kaum bin ich hier, da kommt schon wieder die Polizei zu Besuch. Sie wollen mich doch sicher auch wieder ausfragen, nicht wahr?“
Kommissar Morry zeigte sein sympathisches Lächeln, das ihn um zehn Jahre jünger machte. „Es läßt sich leider nicht ändern, Madam“, sagte er höflich.
„Sie haben doch sicher auch das größte Interesse daran, daß wir den Mörder Ihres Gatten finden, nicht wahr?“
„Doch!“, sagte Melanie Garden nach kurzem Zögern. „Natürlich! Wenn Sie bald Erfolg hätten, würde ich endlich wieder Ruhe finden. Diese endlosen Verhöre sind auf die Dauer kaum zu ertragen.“
„Haben Sie schon von den beiden Morden gehört, die sich erst kürzlich hier ereigneten“, fragte Morry rasch. „Sicher erinnern Sie sich noch an Mark Vereston und William Dudley, die drüben in Brasilien bei Ihnen so herzliche Gastfreundschaft genossen. Jetzt sind sie tot. Ein Mörder setzte ihrem Leben ein jähes Ende.“
Das Gesicht Melanie Gardens wurde verschlossen und eisig. Sie verstand es meisterhaft, ihre Gefühle zu verbergen. Man sah ihr nicht an, was sie im Augenblick dachte.
„Geh hinaus, Sonja“, sagte sie zu ihrer Tochter. „Laß mich mit dem Kommissar allein. Wir haben ernste Dinge zu besprechen.“
Die Tochter war gewöhnt zu gehorchen. Das sah man auf den ersten Blick. Sie war folgsam wie ein kleines Mädchen. Hastig und wortlos verließ sie den eleganten Raum.
„Gut, Kommissar“, sagte Melanie Garden mit einem schweren Atemzug. „Nun können Sie fragen. Was wollen Sie wissen?“
„Ich sprach eben von Mark Vereston und William Dudley, Madam. Die beiden wurden ermordet. Wir machen Jagd auf den Täter. Können Sie uns dabei helfen?“
„Ich wüßte nicht wie, Kommissar. Ich bin erst vorgestern hier angekommen. Leider wurde ich gleich mit diesen Schreckensnachrichten empfangen. Ich las sie in den Zeitungen.“
„Na und? Haben Sie eine Ahnung, was der Anlaß zu diesen Morden gewesen sein könnte?“
„Nein“, sägte Melanie Garden auffällig rasch. „Nein. Ich weiß nichts. Und ich möchte niemand zu unrecht verdächtigen.“
„Haben Sie diese beiden Herren in Brasilien vielleicht mit besonderer Gunst ausgezeichnet?“
Melanie Garden stutzte. Eine dunkle Röte stieg ihr in die Stirn. Sekundenlang wurden ihre Blicke scheu und unruhig. „Nein“, sagte sie dann gepreßt. „Ich behandelte alle Herren gleich nett und zuvorkommend.“
„Verzeihung“, unterbrach sie Morry. „Ich erhielt heute Vormittag die Protokolle der brasilianischen Polizei. Darin steht zu lesen, Madam, daß sie es mit der ehelichen Treue nicht besonders genau nahmen. Sie sollen einen Liebhaber gehabt haben. Stimmt das?“
Wieder wurde Melanie Garden nervös und unsicher. Ihre Blicke wichen verstört den forschenden Augen des Kommissars aus. „Das sind Verleumdungen“, preßte sie mühsam hervor. „Bösartige Gerüchte, weiter nichts. Mein Mann hatte nie einen Grund, sich über mich zu beklagen. Hoffentlich wollen Sie nicht auch noch behaupten, ich hätte meine Hand zu dem Mord gereicht, nur weil ich das Leben in Brasilien unerträglich fand.“
Morry sah ein, daß er etwas zu weit gegangen war. Diese Frau war nicht auf den ersten Anhieb zu überrumpeln. Er mußte sich in Geduld fassen. Es hatte überhaupt nur wenig Sinn, jetzt noch länger zu bleiben. Viel besser war es, sie heimlich zu beobachten und ihre Gäste zu überwachen. Deshalb begann er sich in aller Höflichkeit zu verabschieden. Das Dienstmädchen brachte ihn bis an die Haustür. Dann war er allein. Mit raschen Sdiritten ging er auf die Straße zu. Ehe er den Garten verließ, sah er sich plötzlich der Tochter Melanie Gardens gegenüber. Sie hatte einen kleinen Hund an der Leine, den sie anscheinend etwas spazieren führen wollte.
Ihr junges Gesicht war viel weicher als das ihrer Mutter. Auch war sie noch bezaubernder und reizvoller. Die großen dunklen Augen bargen eine stille Schwermut.
„Na“, meinte Morry scherzend. „Ich
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