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Ich werde schweigen Kommissar Morry

Ich werde schweigen Kommissar Morry

Titel: Ich werde schweigen Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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auszuhorchen! Sieh dir die Männer an, die in dieses Haus gehen. Wirst du das für mich tun?“
    „Ja“, sagte Richard Donally. „Ich werde schon morgen bei Melanie Garden einen Besuch machen.“
    Er hielt sein Wort. Schon am nächsten Vormittag fuhr er nach Hornsey hinaus und näherte sich dem hübschen Anwesen, das am Race Course neben dem Park gelegen war. Als er sich zögernd dem Gartentor näherte, begegnete er einer jungen Dame, die einen Hund an der Leine führte. Er blieb stehen und starrte wie gebannt in ihr schönes Gesicht.
    „Verzeihung!“, stammelte er stotternd. „Wohnt hier Mrs. Melanie Garden?“
    Die junge Dame lächelte ihn verlegen an. „Ich bin die Tochter“, sagte sie mit einem verwirrenden Augenaufschlag. „Mein Name ist Sonja Garden.“
    „Welch ein wundervoller Name“, sagte Richard Donally mit einem raschen Seitenblick. Er kam einfach nicht von ihren ausdrucksvollen Augen los. Er mußte sich gewaltsam zusammennehmen, um nicht wie ein schwärmerischer Gymnasiast zu erscheinen.
    „Ich komme im Auftrag meines Stiefbruders“, sagte er verwirrt. „Irving Bacon ist sein Name. Sicher erinnern Sie sich noch an ihn?“
    „Ja“, sagte Sonja Garden wahrheitsgemäß. „Natürlich erinnere ich mich. Er kam damals mit den anderen Abgeordneten in unser Haus und war zwei Wochen lang unser . . .“ Sie brach ab. Ein dunkler Schatten wanderte über ihr Gesicht.
    „Ich weiß, woran Sie denken, Miß Garden. Aber glauben Sie mir, mein Stiefbruder ist unschuldig. Er hat mit dem Tod Ihres Vaters nichts zu tun. Ich verbürge mich für ihn.“
    „Sonja!“, klang es in diesem Moment aus dem Haus. „Wo bleibst du? Du solltest doch mit dem Mädchen abrechnen.“
    Noch ehe die Worte verhallt waren, erschien Melanie Garden selbst in der Tür. Ihr Gesicht wurde starr und unbeweglich, als sie den Fremden erblickte. Langsam kam sie an das Gartentor heran.
    „Geh ins Haus“, sagte sie schroff zu ihrer Tochter. „Wir sprechen uns nachher noch.“
    Ihre Blicke wanderten herb und vorwurfsvoll über den Fremden.
    „Was wünschen Sie?“, fragte sie von oben herab. „Ich bin der Stiefbruder Irving Bacons“, sagte Richard Donally mit offenem Lächeln. „Ich wollte Sie gern einmal besuchen, Mrs. Garden. Hoffentlich stört es Sie nicht, wenn ich . . .“
    „Ich bin im Moment nicht für Besuche eingerichtet“, schnitt ihm Melanie Garden alle weiteren Worte ab. „Den Namen Irving Bacon möchte ich vergessen, verstehen Sie? Ich will nicht mehr an die Vergangenheit erinnert werden.“
    „Aber warum denn?“, stotterte Richard Donally verblüfft.
    Melanie Garden gab ihm keine Antwort. Sie ließ ihn einfach stehen.
     
    10
     
    Die vier Abgeordneten, die an diesem Abend in der Navarra-Bar zusammensaßen, waren weder durch Musik noch durch Alkohol aufzuheitern. Sie schnitten Gesichter, als hätte man ihnen soeben den Weltuntergang prophezeit. Ihre Augen waren schmal und dunkel vor Angst und Sorgen.
    Pancras Holm tastete mit schrägen Blicken die Gesichter seiner Kollegen ab.
    „Wir sind nun die letzten von unserem Verein“, sagte er gedehnt. Es sollte scherzhaft klingen, aber in den brüchigen Worten versteckte sich deutlich die Furcht. „Vielleicht werden wir morgen oder übermorgen nur noch drei sein“, fügte er leise hinzu.
    „Sie vergessen Irving Bacon“, mischte sich Aaron Goldsmith ein.
    „Er gehört ja auch noch zu uns, wenn er sich auch freiwillig absonderte. Ich wüßte gern, was sein merkwürdiges Versteckspiel zu bedeuten hat. Eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder ist er der gesuchte Mörder, oder er fürchtet sich vor dem Mörder. Klingt ziemlich lächerlich, wie?“
    Die anderen fanden es durchaus nicht zum Lachen. Sie blieben düster wie zuvor. Kein Lächeln erhellte ihre Mienen.
    „Wenn Irving Bacon nicht der Mörder wäre“, sagte Pancras Holm, „dann müßte er hier unter uns sitzen. Dann wäre einer von uns dieser abgefeimte Schurke. Spreche ich deutlich genug, meine Herren?“
    Ja, sie hatten alle verstanden. Sie sahen sich plötzlich an, als sei einer des anderen Feind. Ihre Blicke kreuzten sich und irrten dann schuldbewußt zur Seite. Das düstere Geheimnis begann sie mehr und mehr zu entfremden.
    „Ich kann Irving Bacon eigentlich ganz gut verstehen“, sagte Pancras Holm nach einigem Zögern. Sein aufgeschwemmtes Gesicht wirkte an diesem Abend blaß und vergrämt. Die Augen lagen tief in den Höhlen, als hätten sie viele schlaflose Nächte hinter

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