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Ich werde schweigen Kommissar Morry

Ich werde schweigen Kommissar Morry

Titel: Ich werde schweigen Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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den Duft des Schnapses ein. Hungrig blickte er auf die belegten Brötchen.
    „Woher habt ihr das Zeug?“, fragte er lauernd.
    „Hat euch Tante Pattison noch einmal gepumpt? Oder arbeitet ihr jetzt . . . auf eigene Faust?“
     „Ernest hat von einem alten Onkel was geerbt“, murmelte Rex Chapel abweisend. „Das braucht dich nicht zu kümmern. Sieh zu, daß du Geld heranschaffst. So lange halten wir uns allein über Wasser.“
    Sie erwarteten, daß Ben Hopkins gehen würde. Sie konnten in seiner Gegenwart nicht so reden wie sie wollten. Sie mußten jedes Wort auf die Waagschale legen. Ben Hopkins verspürte jedoch keine Lust, jetzt schon wieder in die kalte Winternacht hinauszulaufen. Er ließ sich am Tisch nieder. Ohne besondere Einladung angelte er sich zwei Brötchen vom Tisch und spülte dann mit ein paar dreistöckigen Schnäpsen nach.
    „Dein alter Erbonkel soll leben, Ernest“, knurrte er mit schiefen Blicken. „Hoffentlich hast du noch mehr Verwandte von der Sorte. Dann kann nichts mehr schiefgehen.“
    Kurz vor Mitternacht bekamen es Rex Chapel und Ernest Cropp auf einmal eilig. Sie zahlten ihre Zeche und holten sich ihre schäbigen Mäntel vom Kleiderständer.
    „He, wohin denn?“, brummte Ben Hopkins. „Wollt ihr mich nicht mitnehmen?“
    Die beiden anderen gaben ihm keine Antwort. Sie verschwanden in unglaublichem Tempo durch die Tür. Schon eine Sekunde später war nichts mehr von ihnen zu sehen.
    „Das war gut so“, brummte Rex Chapel vergnügt. „Du hast dich tadellos gehalten, Ernest. Ben hat nichts gemerkt. Er hat keine Ahnung, was wir Vorhaben.“
    Sie bezogen wieder ihren einsamen Posten an der kleinen Brücke. Das ewige Schneegestöber war in Regen übergegangen. Unaufhörlich tropfen graue Fäden vom Himmel nieder. Das Wasser des Kanalgrabens gluckerte in schwermütiger Melodie. Es war eine unfreundliche, trostlose Winternacht.
    „Na Gott sei Dank“, murmelte Ernest Cropp, als es von einem nahen Kirchturm zwölf Uhr schlug. „Hier möchte ich nicht ewig stehen. Es ist der gefährlichste Ort von ganz London.“
    „Red keinen Blödsinn“, schimpfte Rex Ghapel aufgebracht. „Für diese paar lumpigen Minuten, die du dich hier herumdrückst, bekommst du fünfhundert Pfund. Schätze, daß du dein Geld nirgends leichter verdienen kannst.“
    Ihr Gespräch verstummte. Sie lauschten angespannt über den weiten Platz. Der graue Regen verhüllte die Häuser. Auf dem nassen Pflaster spiegelte sich der armselige Schein entfernter Laternen.
    „Er kommt“, flüsterte Ernest Cropp plötzlich. „He, er kommt!“
    Sie vernahmen zögernde, ängstliche Schritte in der Nähe. Schritte, die langsam und unschlüssig auf sie zuhielten. Kurz nachher sahen sie einen plumpen, gedrungenen Schatten, der wie ein Phantom aus dem Regendunst dämmerte.
    „Hallo?“, rief eine furchtsame Stimme.
    „Ja“, rief Rex Chapel gedämpft. „Kommen Sie hierher! Wir freuen uns, daß Sie so pünktlich sind, Mr. Holm.“
    „Nennen Sie doch keinen Namen“, zischte der andere beklommen. Er kam langsam näher. Sein Gesicht war verzerrt und von quälenden Zweifeln zerrissen. Die Hände hatte er tief in den Taschen vergraben. Seine robuste Gestalt war gebeugt, als hätte er ein paar Zentner hierher geschleppt.
    „Haben Sie das Geld?“, fragte Rex Chapel heiser.
    „Ja“, stammelte Pancras Holm mit dünner Stimme. „Es fiel mir furchtbar schwer, diese enorme Summe zu beschaffen. Ich mußte sieben Adressen abklappern, bis ich endlich . . .“
    „Halten Sie keine langen Reden“, warf Rex Chapel hastig ein.
    „Drücken Sie mir das Moos in die Hand. Dann können Sie sich wieder aus dem Staub machen.“
    Pancras Holm legte zögernd die Banknotenbündel in die gierig aufgehaltenen Hände.
    „Kann ich mich darauf verlassen, daß Sie mich in Zukunft nicht mehr behelligen werden?“, fragte er gequält. „Können Sie mir versprechen, daß Sie in Zukunft schweigen werden?“
    „Selbstverständlich“, grinste Rex Chapel. „Ganz klarer Fall, Mr. Holm. Schließlich haben Sie es mit Ehrenmännern zu tun. Sie können in Zukunft wieder ruhig schlafen.“

Während sich Pancras Holm schleunigst wieder entfernte, zählten die beiden Ganoven die Bündel ab und teilten sie an Ort und Stelle. Grinsend betrachteten sie die bunten Scheine.
    „Kann ich nicht auch etwas davon haben?“, fragte plötzlich eine gehässige Stimme.
    Rex Chapel und Ernest Cropp fuhren auf, als hätte sich die Hölle vor ihnen geöffnet. Erschreckt

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