Ich will dich fuer immer
vor gerade einmal einem Jahr, hatte es noch anders um ihre Eltern gestanden. Wenn sie ihrem Vater in die Augen gesehen hatte, war es vorgekommen, dass er sie noch erkannte. Doch inzwischen schottete sich sogar schon ihre Mutter ab.
Und dann die Geschichte mit Levi. Nie zuvor hatte sie sich einem Menschen so zugehörig gefühlt. Ob das einseitig oder auch nur unausgeglichen war, war ihr völlig egal. Denn nun wusste sie, wie es war, jemanden zu haben, mit dem man völlig eins war. Jemanden, der einen Dinge bemerken ließ, die einem vorher nicht aufgefallen waren. Und sie befürchtete, dass es schlimmer wäre, das alles zu verlieren, als es nie erlebt zu haben.
Und wenn sie dann nicht einmal das Studio hätte, mit dem sie sich ablenken könnte …
„Nein“, sagte Levi in ihre düsteren Gedanken hinein. „Wenn ihr den Kredit nicht bekommt, änderst du einfach deine Pläne und versuchst es mit etwas anderem.“
„Typisch Levi. Du hast immer eine Lösung parat.“ Ihre Augenlider wurden schwer, seine Massage zeigte Wirkung – sie begann, sich zu entspannen. „Was soll ich nur machen, wenn du weg bist?“
Ohne nachzudenken, sprach sie die Worte aus und seufzte. Doch sie hielt inne, als seine Hände auf ihrem Rücken ihr wohltuendes Werk unterbrachen. Es war das erste Mal, dass sie so etwas zu ihm sagte. Das erste Mal, dass sie sich eingestand, dass sie ihn brauchte.
Mit seinen starken Händen umfasste er ihre Hüfte und zog Elise auf seinen Schoß. Im Nu lag sie auf dem Rücken, einen Arm hatte er fest um ihren Oberkörper geschlungen, den anderen neben ihr aufgestützt – in dieser Position fühlte sie sich beschützt und verletzlich zugleich.
„Vielleicht brauchst du einen Notfallplan. Also lass uns einen machen.“ Er sah sie durchdringend an. „Wie wäre es, wenn du mit mir mitkommst?“
Es war, als ließen seine Worte die Luft erstarren, und ihr „Was?“ klang verzagter, als angebracht gewesen wäre.
„Warum kommst du nicht eine Weile mit nach Seattle, falls ihr den Kredit nicht bekommt? Wir könnten dort ein neues Geschäftskonzept für dich ausarbeiten.“ Er lächelte verschmitzt. „Dafür habe ich eben eine Schwäche. Wir könnten zwischendurch ein paar Mal hierher fliegen, um die Details zu klären. Und in der Zwischenzeit könntest du zusehen, wie das SoundWave entsteht. Die Eröffnung wird dich umhauen!“
Davon war sie überzeugt. Zumal sie vor lauter Verblüffung jetzt schon ganz platt war.
Wie kam er darauf, sie zu fragen, ob sie mitkommen würde?
Natürlich, er sprach nur von einem begrenzten Zeitraum. Von einer Verlängerung ihrer Affäre mit dem Bonus, dass sie von seinem Geschäftssinn profitieren konnte. Trotzdem hatte sie das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, und sie entwand sich seiner Umarmung. „Ein neues Geschäftskonzept?“
Auch Levi stand auf. „Es wären ja nur ein paar Monate. Wir sind doch gern zusammen. Also warum nicht?“
Warum nicht? Warum nicht? Warum nicht?
Es gab Tausende von Gründen. Nicht zuletzt ihre Familie.
„Ich kann nicht. Meine Familie ist hier.“ Selbst wenn sie nicht für immer wegging – in diesen paar Monaten konnte zu viel passieren – und was, wenn sie gebraucht wurde? Allein diese Woche mit ihrer Mutter hatte deutlich gezeigt, wie schnell sich die Dinge änderten. Nein. Sie konnte hier nicht weg.
„Außerdem …“, sagte sie, um einen zuversichtlichen Tonfall bemüht, „… wird der Kredit bewilligt werden, stimmt’s?“
„Stimmt“, sagte Levi lächelnd und gab ihr einen kurzen, nachdrücklichen Kuss auf die Lippen, bevor er das Zimmer verließ.
Sie hatte ihn abblitzen lassen. Gott sei Dank.
Auf das Waschbecken gestützt starrte Levi mit pochendem Herzen sein Spiegelbild an.
Welcher Teufel hatte ihn geritten, Elise vorzuschlagen, mit ihm nach Seattle zu gehen? Das war völliger Unsinn! Ihr Leben fand hier statt. Sie war hier fest verwurzelt. Er hingegen blieb nie lange an einem Ort. Und wenn er aus einer Stadt wegzog, ließ er alle Angestellten, Bekannten und Gegenstände, die sich während der Entstehung eines Clubs ansammelten, hinter sich.
So war er nun einmal.
Er zog weiter. Und zwar allein.
Wie kam er also dazu, Elise zu fragen, ob sie mit ihm kommen wolle?
Natürlich, er hatte ihr keinen Heiratsantrag gemacht. Sondern sie nur zu einer Art zweimonatigen Lehrgang zum Thema Geschäftsgründung in einer anderen Stadt eingeladen – und zwar nur für den Fall, dass ihre derzeitigen Pläne scheiterten.
Sicher,
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