Ich will dich fuer immer
aufpasste.
Ohne ihren suchenden Blick von der Straße zu wenden, sagte Elise: „Ich wollte dich nicht anlügen.“
Levi sah sie fragend an.
„Was meine Familie betrifft. Du hast gesagt, dass das alles so perfekt klingen würde, und ich habe dir erzählt, dass es das auch sei – aber nur, weil es früher einmal so war. Und manchmal mache ich mir selbst vor, dass es noch so ist.“
Mit auf die Straße gerichtetem Blick hörte Levi Elise zu und dachte nach. Er wusste, dass nun die Gelegenheit gekommen war, sich ihr ebenfalls anvertrauen. Ihr das Gewissen zu erleichtern, indem er ihr von seiner eigenen Vergangenheit erzählte.
Doch er sagte nur: „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Elise. Du bist nicht verpflichtet, mir etwas zu erzählen, worüber du nicht gerne sprichst. Aber wenn du reden willst, höre ich gerne zu.“
Mit zusammengepressten Lippen nickte sie. „Es ist einfach schwer für mich, darüber zu sprechen. Überhaupt damit umzugehen. Und solange du nichts davon wusstest, konnte ich es vergessen, wenn es mir zu viel wurde, und so tun, als sei alles wie früher. Solange du nicht wusstest, was los ist, hättest du mich nicht gefragt, wie es meinem Vater gerade geht, ob die Medikamente wirken oder ob sich sein Zustand verschlimmert hat.“ Sie schluckte und schloss kurz die Augen, bevor sie die Straße wieder nach ihrem Vater absuchte.
Damit sie sichergehen konnte, dass sie nichts übersah, fuhr Levi ein wenig langsamer. Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück und fuhr fort: „Manchmal muss ich das alles einfach vergessen und jemand Unbeschwertes sein.“
Jemand Unbeschwertes sein.
Das konnte er gut verstehen. Dass man eine Pause von den Problemen brauchte. Und er verstand noch etwas anderes. „Das ist also auch der Grund dafür, dass du nicht mit mir kommen kannst. Dass du die Stadt nicht verlassen kannst, nicht einmal für ein paar Monate.“
„Und auch dafür, dass mir das Studio so wichtig ist. Ich mache das nicht nur für mich. Meine Mutter hat die letzten sechs Jahre damit verbracht, meinen Vater zu pflegen, weil sie sich nicht um die Zeit bringen möchte, die sie noch mit ihm hat. Und weil sie nicht riskieren wollte, durch fremde Gesichter oder eine ungewohnte Umgebung das Fortschreiten seiner Krankheit zu beschleunigen. Dabei hat sie von Jahr zu Jahr mehr von sich selbst aufgegeben. Uns hat sie immer wieder erzählt, dass sie es schon schaffen würde. Und sich geweigert, auch nur darüber nachzudenken, dass Dad irgendwann mehr Hilfe brauchen könnte, als sie ihm zu geben in der Lage wäre. Aber nach dem hier muss sich etwas ändern. Und sie muss eine Beschäftigung bekommen. Und einen Ort, an dem es sich nicht einzig und allein um jemanden dreht, der nicht einmal mehr weiß, wer sie ist.“
„Und du willst für sie da sein. Mit einem Ort, zu dem sie gehen kann.“
„Sie muss wieder unter die Leute gehen. Und nicht ausschließlich für Arztbesuche das Haus verlassen. Das Studio wäre ein guter Anlaufpunkt, um mich zu treffen. Und wenn sie Lust dazu hätte, könnte sie die Kinderbetreuung übernehmen oder am Empfang arbeiten. Ich möchte nur, dass sie die Möglichkeit hat, sich zu entscheiden. Und dass es etwas gibt, worauf sie sich freuen kann.“
Ja, das verstand er.
Es setzte ihm zu, dass sie all das durchmachen musste, doch zumindest war sie nun nicht mehr allein. Er würde bei ihr bleiben, solange sie ihn brauchte.
Er schob eine Hand unter Elises Locken und streichelte ihren Nacken. „Wir werden ihn schon finden.“ Und er hoffte, dass er recht behalten würde.
Zwanzig Minuten später klingelte Elises Handy. Levi hielt an einer unbefahrenen Kreuzung und wartete ihr Telefonat ab.
„Was ist?“, fragte sie und sah sich dabei weiter um. Dann ließ sie den Kopf nach vorne fallen und bedeckte ihr Gesicht mit der freien Hand. Levis Herz zog sich zusammen.
„Ein Glück! Wo? … Ich bin gleich bei euch. … Bist du sicher? … Na gut, bis dann.“
Nachdem sie aufgelegt hatte, wandte sie sich ihm mit leuchtenden Augen zu.
„Geht es ihm gut?“
Sie nickte. „Ja. David und Ally haben ihn vor dem Restaurant gefunden, wo wir früher immer hingegangen sind. Es geht ihm gut, aber er ist wohl ziemlich erschöpft. Dadurch war es wahrscheinlich leichter, ihn ins Auto zu bekommen …“, sie verstummte und sah in die Dunkelheit hinaus. „Aber er ist nicht verletzt.“
„Möchtest du zu deinen Eltern nach Hause? Sind sie dahin gefahren?“
„Ja, aber sie wollen nicht, dass
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