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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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neben der Kappe, plemplem oder wie immer du es nennen willst, sondern weil du dich schlichtweg an nichts erinnerst. Wie willst du dich schuldig bekennen, wenn du nicht einmal selbst davon überzeugt bist?«
    Maria Dolores: »Ich bekenne gar nichts, wie du weißt.«
    Inga: »Die Tatsachen und Beweise sprechen doch eine eindeutige Sprache, oder etwa nicht? Mach dir wenigstens einmal das Leben nicht ganz so schwer. Vermisch nicht irgendwelche Dinge, die nichts mit dem Fall zu tun haben. Lass das Offensichtliche für sich sprechen. Halte es wie ein Künstler mit seiner Kunst. Die einzig mögliche Wahrheit steckt in seinem Werk und zeigt sich in dem, was sichtbar zurückbleibt. In deinem Fall: die Tatsachen und Beweise.«

52
    Jedes Mal, wenn er sein neues Büro betritt, überkommt Funi ein seltsames Unbehagen. Die Bilder hängen wie eh und je an der Wand, und sogar die Gegenstände auf dem Schreibtisch stehen noch immer an ihrem alten Platz. Die Gerichtsmedizinerin Nina Parisi sitzt ihm gegenüber. Beide halten sie einen Plastikbecher mit Automaten-Kaffee in der Hand, den Funi nun in die weißen Tassen der Hauptkommissarin Vergani umfüllt. Dann wirft er die wenig eleganten Gefäße in den Abfalleimer und bietet Nina mit einem echten Löffel Zucker an.
    »Hauptkommissarin Vergani wäre zufrieden darüber, dass alles in seinen gewohnten Bahnen läuft.« Zu spät bemerkt er, dass er seine Gedanken laut ausgesprochen hat.
    »Sie hat auf jeden Fall Glück, dass sie so viele Menschen um sich hat, die sie mögen«, entgegnet Nina mit einem Lächeln und gibt ihm ein Handzeichen, dass sie genug Zucker hat.
    »Auch für mich ist es eine Ehre, sie zu kennen und mit ihr gemeinsam gearbeitet zu haben. Wer weiß, wann diese Geschichte endlich ein Ende hat und vor allem, wie sie ausgehen wird …« Funi seufzt und setzt sich zurück auf seinen Stuhl.
    Nina Parisi nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee. Ihre Lippen verändern sich nicht, als sie die Tasse leicht berühren. Manche Leute ziehen beim Trinken regelrecht Grimassen, wirken plump. Andere verwandeln ihren Mund in einen Saugnapf. Besser, man sieht ihnen dabei erst gar nicht zu. Nina Parisi hingegen wirkt sehr feminin, anmutig und entspannt, wie sie so dasitzt und an ihrer Tasse nippt. Sowohl in ihrem Auftreten als auch in ihrer Wortwahl.
    »Sie liegt dir am Herzen, und du tust gut daran, sie zu unterstützen. Das ist sicherlich eine sehr schwierige Zeit für sie.« Sie schaut ihm in die Augen und fährt fort. »Wie ich eben schon sagte: Sie kann sich glücklich schätzen, Menschen wie dich an ihrer Seite zu haben.«
    »Wenn alles vorbei ist, werde ich sie dir mal vorstellen.«
    »Das hoffe ich doch.« Sie hält ihr offenes Lächeln zurück, das ihren Mund schon die ganze Zeit umspielt.
    Das passiert für gewöhnlich, wenn ein Mann, auf den man es abgesehen hat, von einer anderen Frau spricht. Oder umgekehrt. Zu Beginn akzeptiert man alles, dann, nach und nach, beginnt man sich mit dem Gegenüber zu vergleichen. Man sucht nach den Schwachstellen des anderen, und nun beginnt das Spiel der Zerstörung. Nina befindet sich noch in der Anfangsphase, in der es darum geht, zuzuhören und Verständnis aufzubringen, zu unterstützen und alles zu teilen. Nichtsdestotrotz hat Achille Funi das Gefühl, es mit dem Thema Vergani etwas übertrieben zu haben, und denkt gerade darüber nach, wie er den Fehler wiedergutmachen könnte, als es an seiner Tür klopft.
    Ungeachtet seiner guten Absichten sieht er sich gezwungen, Nina zu verabschieden. Sie kommt ihm zuvor. »Ich lasse dir eine Kopie des Befundes da und einige Aufnahmen des Mädchens. Ihr Name ist Anna Tura. Das konnten wir mithilfe eines Gebissabdrucks herausfinden. Wenn du noch was brauchst, dann melde dich ruhig.«
    Sie ist schon am Gehen, als Funi sie zurückhält: »Danke für alles, und wenn du Lust hast, können wir ja vielleicht mal irgendwann zusammen essen gehen.«
    »Warum nicht.«
    »Gut«, merkt er zufrieden an. »Dann ruf ich dich die nächsten Tage mal an.«

53
    »Ich bin allein gekommen. Ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus.« Sie betritt das Büro, blickt sich diskret um und nimmt in einer eleganten Pose auf dem Stuhl Platz.
    Szenenwechsel. Zuerst das Temperament einer jungen Frau, die noch die Hälfte ihres Lebens vor sich hat, nun das nüchterne Auftreten eines Menschen, der an einem Punkt angelangt ist, von wo aus man die Vergangenheit beherrschen und die Zukunft erahnen kann. Wo man jeden Schritt der eigenen Existenz

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