Ich will doch nur küssen
knurrte er.
Sein Freund brach in schallendes Gelächter aus. »Hab ich’s mir doch gedacht. Aber keine Sorge, war nur Spaß. Mir ist nicht entgangen, wie sie dich angesehen hat; ich wusste bloß nicht, ob du auch an ihr interessiert bist.«
»Ich möchte sie nur damit beauftragen, ein paar Möbel für mein Haus zu besorgen«, entgegnete Ethan nicht besonders überzeugend.
»Und ich glaube eher, du willst, dass sie es dir besorgt«, gluckste Mike.
Jetzt hatte Ethan die Nase voll. Er beschloss, zur Tat zu schreiten und noch einmal mit Faith zu reden. Vielleicht konnte er sie ja doch noch dazu überreden, seine Innenausstatterin zu werden. »Geh schon mal an die Bar und hol dir ein Bier. Ich komme gleich nach.«
»Wie es aussieht, war da jemand schneller.« Mike deutete auf die fünf Frauen, die zu ihrem Tisch zurückgekehrt waren.
Hinter Faiths Stuhl stand ein Unbekannter, der Faith eine Hand auf die Schulter gelegt hatte.
Sie blickte lächelnd zu ihm hoch.
Ethan straffte die Schultern. »Wer zum Teufel ist der Kerl?«
»Nick Mancini, ihr Ex. Ihm gehört die Baufirma, für die ich arbeite. Die beiden waren auf der Highschool ein Paar, aber sie hat ihm bald den Laufpass gegeben.«
»Du warst im selben Jahrgang wie sie, nicht?«, fragte Ethan.
Mike nickte. »Sie waren das Traumpaar schlechthin, aber dann war es von einem Tag auf den anderen vorbei.«
Faith hatte Nick also den Laufpass gegeben. Das muss ein gutes Omen sein, dachte Ethan. »Das war vor zehn Jahren. Ich bin sicher, Mancini ist längst darüber hinweg.«
So, so, genau wie du, ja ?, spottete Ethans innere Stimme.
»Möchte man meinen, aber in der Firma kursieren Gerüchte, dass das nicht der Fall ist. Der Chef will eine zweite Chance.«
Ethan hob eine Augenbraue. »Soll das etwa heißen, dass Bauarbeiter tratschen wie Schulmädchen?«
Mike zuckte mit den Achseln. »Ich erzähle dir nur, was ich gehört habe. Ich dachte, vielleicht interessiert es dich ja, dass du Konkurrenz hast.«
»Wegen Nick Mancini zerbreche ich mir ganz sicher nicht den Kopf, es sei denn, er hat auch ein Haus, das er von Faith einrichten lassen will.« Aus dem Augenwinkel heraus sah Ethan, wie sich Faith erhob und etwas schwankte, ehe sie auf ihren Stöckelschuhen unsicher den Weg zur Toilette einschlug.
Das war sein Einsatz. »Bis nachher«, sagte er zu Mike.
Ethan durchquerte den Raum und betrat den schmalen Korridor zu den WC s. Dort lehnte er sich gegenüber der Damentoilette an die Wand. So, jetzt musste er nur noch abwarten, bis ihm Faith direkt in die Arme lief.
Faith warf einen Blick den Spiegel, um zu eruieren, ob sie so betrunken aussah, wie sie sich fühlte. Da sich alles um sie herum drehte, konnte sie es nicht genau sagen. Das Einzige, das sie mit Sicherheit wusste, war, dass Ethan dort draußen war und dass er offensichtlich nur Augen für sie hatte. Als sie vorhin »Kiss me« für ihn gesungen hatte, war es ihr einen kurzen Moment so vorgekommen, als wären sie mutterseelenallein in der Bar.
Herrje .
Dann hatte sich Nick zu ihnen gesellt, und in Anbetracht seiner übertriebenen Freundlichkeit hatte Faith kurzerhand die Flucht ergriffen.
So, jetzt hatte sie ihre Pause gehabt und sollte sich lieber wieder zu den anderen begeben, ehe Kate einen Suchtrupp losschickte. Sie trug etwas Lipgloss auf, schüttelte ihr Haar auf und ging zur Tür.
Als sie in den Korridor trat, stand sie unvermittelt dem Mann ihrer Träume gegenüber. Er hatte die Arme vor der breiten Brust verschränkt und bedachte sie mit einem durchdringenden Blick.
»Hi«, sagte sie und schickte sich an, ihn zu passieren, als hätte der intensive Augenkontakt vorhin, als sie auf der Bühne gewesen war, gar nicht stattgefunden.
»Hast du es eilig?«, fragte er.
Sie schluckte schwer. »Nein. Ich dachte nur, du wartest auf jemanden.«
»Das tue ich auch. Ich warte auf dich.«
Ah ja . Sie blinzelte, aber ihr war immer noch schwindlig, nur dass sie jetzt nicht mehr sicher war, ob das auf den Alkohol oder auf Ethans einzigartigen, männlichen Duft zurückzuführen war.
»Hi«, sagte sie noch einmal – diesmal mit einem Grinsen, und er schüttelte lachend den Kopf.
Sein Lachen brachte ihre Welt ins Wanken; sein Lächeln noch mehr. Er streckte die Hand aus, hob mit zwei Fingern ihr Kinn an und blickte ihr tief in die Augen. »Du bist betrunken.«
Faith schüttelte verneinend den Kopf. Oh-oh, grober Fehler. Sie schwankte, und er streckte die Hand aus, um sie aufzufangen. Seine Finger
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