Ich will doch nur küssen
heiß.«
»Das liegt bei den Bradys in der Familie.«
»Ist er verheiratet?«, erkundigte sich Faith.
»Ja, er hat sogar Kinder. Und er sieht aus wie Al Bundy«, stöhnte Stacey. »Er hat an der TAMU studiert und Football gespielt. Danach hat er einen Profivertrag bekommen, sich beim Spielen aber eine Knieverletzung zugezogen, von der er sich nicht mehr erholt hat. Deshalb ist er dann nach Serendipity zurückgekommen und hat das Eisenwarengeschäft seines Vaters übernommen.«
»Einen Applaus für unseren ersten Sänger«, rief Joe, nachdem Bill seine eher peinliche Darbietung beendet hatte.
Faith klatschte artig in die Hände.
»Wer will als Nächstes?«, fragte Joe.
Niemand meldete sich.
»Was seid ihr denn für ein langweiliger Haufen? Das hat mir ja gerade noch gefehlt. Nun kommt schon, Leute.« Er sah sich in dem überfüllten Raum um, bis sein Blick an ihrem Tisch hängenblieb. »Meine Damen, wie wär’s?«, säuselte er mit sexy Stimme.
»O nein«, murmelte Faith.
»Mädels, ich weiß, dass ihr ebenso hübsch wie talentiert seid!«, sagte Joe. »Woher ich das weiß? Ganz einfach: Ich bin mit euch zur Schule gegangen, und mindestens zwei von euch waren im Chor. Eine von euch hat sogar mal ein Solo gesungen!«
Faith presste sich die Hände auf die brennenden Wangen. Daran erinnerte er sich? Kate und sie waren überall an vorderster Front dabei gewesen und hatten sich an allen möglichen außerschulischen Aktivitäten beteiligt. Sie waren nicht nur im Cheerleader-Team gewesen, sondern auch im Schulchor und im örtlichen Gesangsverein.
»Nun seht euch das an! Sie machen einen auf schüchtern, dabei haben sie erst vorigen Monat die Bude fast zum Einsturz gebracht!« Er deutete auf die Frauen, die neben Faith saßen.
Faith riss die Augen auf. »Ist das wahr?«
Lissa schüttelte stöhnend den Kopf. »Ich hatte gerade mit meinem Freund Schluss gemacht, und mein Kind war bei meinem Ex in New Jersey.«
»Und sie war betrunken!«, fügte Stacey schadenfroh hinzu.
»Du doch auch!«, konterte Lissa. »Und du ebenfalls.« Sie zeigte anklagend auf Kate. »Und du hast mich auf die Bühne gezerrt!« Damit war Tanya gemeint.
»Ich warte!«, sagte Joe. »Wir alle warten.« Die Gäste reagierten mit ermunterndem Beifall.
Im selben Augenblick brachte eine Kellnerin fünf Gläser Wodka an ihren Tisch.
»Den haben wir nicht bestellt«, sagte Faith.
»Der geht aufs Haus!«, verkündete Joe übers Mikrofon, als hätte er sie gehört. »Genehmigt euch noch ein paar Gläschen! Ich komme dann später noch einmal auf euch zurück. Jetzt ist erst mal Jean an der Reihe.« Er überreichte einer Frau mittleren Alters das Mikrofon. Sie hatte schwarzes lockiges Haar und trug ein Schürzenkleid, und ihr Mann klatschte mit und feuerte sie an, während sie sang.
Faith war davon ausgegangen, dass Kate den Wodka zurückgehen lassen würde, doch weit gefehlt: Kate schnappte sich eines der Gläser, und die anderen taten es ihr nach.
Und Kate erwartete offensichtlich von ihr, dass sie mittrank. »Was ist mit dir, Faith?«
»Ja, was ist mit dir, Faith?«, rief nun auch Lissa.
Das war ganz eindeutig eine Kampfansage. Lissas Tonfall, ihr Blick und ihr Gesichtsausdruck vermittelten deutlich, dass Lissa glaubte, Faith würde kneifen. Weil sie sich für etwas Besseres hielt. Weil es unter ihrer Würde war, in einer Bar zu sitzen und mit den Ortsansässigen Wodka zu trinken.
Mit sechzehn oder siebzehn hätte sich Faith wahrscheinlich geweigert, wenn auch nur aus Furcht vor den möglichen Konsequenzen; aber sie wäre ganz bestimmt neugierig gewesen. Faith Moreland dagegen hätte zweifellos missbilligend die Nase gerümpft.
Das genügte schon als Motivation für Faiths Entscheidung. Ohne den Blick von Lissa abzuwenden, griff sie nach dem letzten Glas.
»Auf alte Freundinnen, neue Freundinnen und die Fähigkeit, das Kriegsbeil zu begraben.« Kate musterte Lissa vielsagend.
Ehe Faith wusste, wie ihr geschah, hatten die anderen Frauen ihren Wodka hinuntergekippt.
Sie führte das Glas an die Lippen und folgte ihrem Beispiel, wobei sie krampfhaft versuchte, einen Hustenanfall zu unterdrücken, als ihr die scharfe Flüssigkeit durch die Kehle rann. Dann schielte sie zur Bühne. Sie würde noch mindestens zwei, drei weitere Gläser benötigen, bis sie den Mut hatte, sich dort hinaufzuwagen.
Sie winkte der Kellnerin. »Noch eine Runde!«
Drei Runden später war Faith beschwipst und hatte sich mit den anderen um das Mikrofon versammelt,
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