Ich will doch nur küssen
akzeptieren. Er rechnete es ihr hoch an, zumal er sie zu dieser Unterhaltung gedrängt hatte. Sie machte es ihm wirklich verdammt einfach, sie zu mögen.
Am liebsten hätte er jetzt den Rückzug angetreten, doch stattdessen trat er näher und hob ihr Kinn mit der Hand an. »Man erhält nicht oft eine zweite Chance im Leben, Faith. Was meine Eltern angeht, werde ich keine mehr bekommen, und glaub mir, in meiner Haut möchtest du ganz bestimmt nicht stecken. Ich wünschte, die Dinge würden anders liegen, aber es ist zu spät.«
Sie blinzelte und nickte. »Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen«, versprach sie.
»Gut.« Er straffte die Schultern. Höchste Zeit, dieses Zimmer, das so voller Erinnerungen war, zu verlassen und zum geschäftlichen Teil überzugehen. »Machen wir uns an die Arbeit.«
»Einverstanden.«
Sie legten den Weg nach unten schweigend zurück, wofür Ethan dankbar war, und setzten sich in der Küche auf zwei Klappstühle an den Bridgetisch, der ihm als Esstisch diente. Als sie ihr Notizheft zückte, hatte sich die Anspannung wegen der Diskussion von vorhin bereits wieder verflüchtigt. Faith bombardierte ihn mit Fragen bezüglich seines Geschmacks.
Welche Farben gefielen ihm? Alle, die männlich wirkten. Und welche Stilrichtung bevorzugte er bei den Möbeln? Modern, aber nicht zu nüchtern. Ja, er mochte dunkles Holz und hatte nichts gegen Granitarbeitsplatten in der Küche. Dann führte er sie ins Untergeschoss und erzählte ihr von seiner Vision für den Medienraum. Faith war von seinen Ideen sehr angetan. Sie unterhielten sich über eine Stunde über das Haus, doch beiden verging die Zeit wie im Flug.
»Das war schon mal sehr hilfreich.« Sie tätschelte ihr Notizheft. »Ich würde mir jetzt gern etwas Zeit nehmen, um für jeden Raum einen Vorschlag auszuarbeiten, samt Stoffproben und Abbildungen der einzelnen Möbelstücke. Du siehst dir dann alles an und segnest es ab – oder auch nicht. Ich habe kein Problem damit, mir etwas Neues auszudenken. Du bist derjenige, der hier lebt; du solltest also nur zustimmen, wenn du mit meinen Vorschlägen einverstanden bist.«
»Keine Sorge, ich werde dir ganz offen meine Meinung sagen«, versicherte er ihr. Das tat er ohnehin immer.
»Das dachte ich mir. Ähm, was meine Entlohnung und die Anzahlung angeht … «
»Was immer du verlangst, geht für mich in Ordnung.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Aber … «
»Kein Aber. Ich vertraue darauf, dass du mich nicht über den Tisch ziehst und eine Anzahlung in der üblichen Höhe verlangen wirst.«
Faith klappte den Mund auf und wieder zu.
Er grinste. »Das ist das erste Mal, dass ich dich sprachlos erlebe«, meinte er, amüsiert über ihre Reaktion.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich wollte gerade sagen, dass mich dein Vertrauen ehrt.« Ihre Wangen waren gerötet, und Ethan stellte zufrieden fest, dass sie erfreut und zugleich etwas irritiert wirkte.
»Gehst du nachher mit mir essen?«, platzte er heraus, ohne darüber nachzudenken, und war selbst über seine Worte überrascht.
»Ich … « Sie biss sich wieder auf die Unterlippe. »Ich kann nicht. Ich bin schon anderweitig verabredet.«
Dann sag ab, hätte er sie am liebsten gebeten. Falls es stimmte und sie tatsächlich bereits andere Pläne hatte. Was natürlich nicht ausgeschlossen war, schließlich war seine Einladung ja recht kurzfristig gekommen.
Aber vielleicht wollte sie ja nach dem, was vorher in ihrem alten Zimmer passiert war, einfach nicht mit ihm allein sein.
»Mit Kate? Bring sie doch einfach mit.« Er wusste, dass Faith nicht viele enge Freunde in der Stadt hatte, und war gerne bereit, in Kauf zu nehmen, dass sie mit ihrer besten Freundin im Schlepptau erschien, solange er sie nur bald wiedersehen konnte.
»Nein, nicht mit Kate, sondern mit einem … alten Freund.«
Die Art, wie sie gezögert hatte, verriet ihm alles, was er wissen musste. »Ist es ein Date?«
Sie sah entschlossen drein. »Nein. Nick und ich haben uns schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen und wollen einander mal wieder auf den neuesten Stand der Dinge bringen.«
Ihr alter Highschool-Freund hatte es ja ganz schön eilig, und Faith war die Verabredung augenscheinlich wichtig, sonst hätte sie Nick mit einer Ausrede abgespeist und den Abend stattdessen mit ihm verbracht. Ethan war sauer, obwohl ihm die Stimme der Vernunft zuflüsterte, dass er von ihr nicht erwarten konnte, auf sein Kommando zu springen.
Aber sein Ego und sein
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