Ich will doch nur küssen
Stolz waren nicht so leicht zu besänftigen. »Okay. Dann sehen wir uns, wenn deine Entwürfe fertig sind. Ruf mich an, dann vereinbaren wir einen Termin.« Ihm war bewusst, dass er sich albern benahm, aber es war ihm egal. Er nahm einen Zettel, den sie vorhin von ihrem Notizblock abgerissen hatte, weil sie ihn nicht mehr benötigte, und schrieb ihr seine Handynummer auf.
Sie nahm den Zettel und schob ihn in die Tasche. »Du müsstest mich noch nach Hause bringen«, erinnerte sie ihn. »Oder hast du erwartet, dass ich zu Fuß gehe? In diesem Fall kannst du mir ein Taxi rufen, und ich setze dir die Kosten auf die Rechnung.« Ihre Stimme war nun genauso kühl wie seine.
Er konnte es ihr nicht verdenken, schließlich hatte er damit angefangen. Aber vielleicht war es ja ganz gut so. Schließlich war sie zum Arbeiten hier, und sie hatten sich bereits auf einer viel zu persönlichen Ebene bewegt. Ethan spürte, dass Faith nicht zu den Frauen gehörte, die er einfach vögeln und dann gehen lassen konnte. Und in Anbetracht seiner Vergangenheit war es ohnehin klüger, wenn er erst einmal seinen Brüdern bewies, dass man ihm vertrauen konnte, ehe er sich mit einer Frau einließ.
In Serendipity gab es genau ein Restaurant, in dem man essen gehen konnte, nämlich das Laguna, und dort war die Atmosphäre eher rustikal. Nick bestand darauf, Faith zu Hause abzuholen, und sie stimmte zu, obwohl sie eigentlich keine Lust auf Gesellschaft hatte. Aber es gab einiges, das sie mit Nick besprechen wollte, unter anderem ein paar Details in ihrem Mietvertrag und die Tatsache, dass sie den Laden vermutlich ein wenig umbauen musste. Sollte Nick insgeheim die Hoffnung hegen, dass sie als Paar wieder zusammenfinden würden, dann galt es, diesbezüglich Klarheit zu schaffen. Deshalb zog sie sich nicht sonderlich schick an, sondern entschied sich bewusst für Jeans und ein einfaches T-Shirt. Ihre Kleidung sollte ihre rein geschäftlichen Absichten widerspiegeln. Als sie das Restaurant betraten, stellte sie fest, dass sich das Laguna in den Jahren ihrer Abwesenheit kein bisschen verändert hatte. Es sah immer noch aus wie der Italiener in der Restaurantszene aus Susi und Strolch : rot-weiß karierte Tischdecken, Weinflaschen als Kerzenhalter und ein paar Grissini in der Tischmitte. Wenn Nick sie jetzt auch noch fragte, ob sie sich einen Teller Spaghetti mit ihm teilen wollte, würde sie gleich wieder gehen, dachte sie und schmunzelte in sich hinein.
Der Oberkellner begrüßte Nick mit einem freundlichen Lächeln, Faith dagegen wurde von ihm mit einem grimmigen Blick bedacht. »Ihr Vater sollte sich schämen«, murmelte er, während er sie zum Tisch brachte.
Nick hatte es nicht gehört, und Faith wollte keine Szene machen, also erwähnte sie es nicht. Sie schluckte den Kloß hinunter, der ihr im Hals steckte, und hatte sich wieder einigermaßen beruhigt, bis sie gegenüber von Nick Platz genommen hatte. Kein Wunder, dass ihre Mutter ein so zurückgezogenes Leben führte. Es wäre bestimmt einfacher gewesen, wenn sie ihre Siebensachen zusammengepackt und die Stadt verlassen hätte. Es erforderte Mut zu bleiben. Vielleicht sollte sie etwas weniger streng mit ihrer Mutter sein.
»Ist alles in Ordnung?«, erkundigte sich Nick lächelnd.
»Natürlich.« Faith musste sich richtiggehend zwingen, sich auf ihren Exfreund zu konzentrieren, wobei ihr schmerzlich bewusst wurde, dass es kein bisschen mehr zwischen ihnen funkte. Schlimmer noch – sie musste andauernd an Ethan denken. Daran, wie nah sie sich ihm gefühlt hatte, als er neben ihr in ihrem alten Zimmer gestanden hatte, und wie abweisend er sich plötzlich verhalten hatte, nachdem sie ihm mitgeteilt hatte, dass sie schon verplant war. Dann riss Nicks Stimme sie aus ihren Gedanken, und sie widmete ihm bewusst ihre Aufmerksamkeit.
Während des Essens tauschten sie Erinnerungen an ihre Highschool-Tage aus, unterhielten sich über den Mietvertrag und einigten sich auf eine faire Miete, die sie bezahlen würde, sobald ihre Arbeit die ersten Einkünfte abwarf. Faith verspürte Dankbarkeit.
Während der Mahlzeit wurden sie unzählige Male von Leuten unterbrochen, die Nick kannte und an die auch Faith sich zum Großteil erinnerte. Die meisten waren einigermaßen freundlich zu ihr; ob dies allerdings nur an Nicks Anwesenheit lag oder tatsächlich aufrichtig gemeint war, würde sie wohl nie erfahren. Nur einige wenige ließen eine abfällige Bemerkung über ihren Vater fallen. Nicht schlecht für
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