Ich will doch nur küssen
sichtlich nicht gewillt war zu kooperieren, beschloss Ethan, sich zunächst auf die Erwachsenen zu konzentrieren. »Faith Harrington, das sind meine Brüder Nash und Dare«, sagte er mit einer entsprechenden Geste.
»Faith Harrington?«, hakte Nash nach.
Faith straffte die Schultern. »Ja, ganz recht«, antwortete sie steif. Vorsichtig.
Mist , dachte Ethan. Was jetzt? »Ihr kennt euch ja wahrscheinlich aus der Highschool … «, sagte er, darum bemüht, einen Anknüpfungspunkt zu schaffen.
»Ich weiß, wer sie ist.« Dare machte einen Schritt nach vorne und schüttelte ihr die Hand. »Ich hab schon gehört, dass du wieder in der Stadt bist.«
Sie nickte.
»Ich auch.« Nash verzichtete auf ein höfliches Händeschütteln. Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust. »Von meinen Klienten«, fügte er kühl hinzu.
Faith setzte ein Lächeln auf, das Ethan sehr gezwungen vorkam. »So so, und um welche Art von Klienten handelt es sich dabei?«, fragte sie zuckersüß.
Nash hatte sie angegriffen, da blieb Faith gar nichts anderes übrig, als eine Verteidigungshaltung einzunehmen.
»Ich bin Anwalt. Ich vertrete die Bewohner von Serendipity, die dein Vater um ihr Geld betrogen hat.«
Nashs arroganter Blick durchbohrte Faith. »Hart arbeitende Menschen, die es nicht verdient hatten, ihr Zuhause oder ihre Rentenfonds zu verlieren. Menschen wie meine Adoptiveltern.«
Ethan schüttelte ungläubig den Kopf. Schlimmer konnte es ja heute Abend eigentlich nicht mehr kommen.
»O Mann, du bist Anwalt ?«, fragte Tess angewidert. »Und wie verdient der da seine Brötchen?« Sie zeigte mit dem Finger auf Dare.
»Ich bin Polizist.« Dare musterte sie herausfordernd, gespannt auf ihren Kommentar.
»Heilige Scheiße.«
»Hier wird nicht geflucht«, sagten alle Brüder im Chor.
Zumindest in einem Punkt sind wir uns einig , dachte Ethan.
Tess zog erneut ihre mürrische Schnute und lehnte sich wieder an die Wand.
Nash ging auf Ethan zu. »Du hast mich hergebeten, und ich bin gekommen, aber das ist eine reine Familienangelegenheit. Was macht sie also hier?« Er deutete mit dem Kopf auf Faith.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und errötete – ob vor Ärger oder aus Verlegenheit, das konnte Ethan nicht genau sagen, doch er sah ihr deutlich an, dass sie gekränkt war.
Ethan konnte es seinen Brüdern noch nachsehen, wenn sie unverschämt zu ihm waren, aber er würde nicht zulassen, dass sie Faith auf dieselbe Art behandelten. » Sie ist mein Gast und eine gute Freundin, und ich erwarte, dass ihr sie respektvoll behandelt. Sie ist ebenso ein Opfer wie deine Klienten, also halte deine Zunge im Zaum.« Es war das erste Mal seit seiner Rückkehr, dass er die Stimme gegen einen seiner Brüder erhob.
Und es tat verdammt gut.
Faith trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Ich wusste doch, dass ich lieber hätte gehen sollen, bevor sie kommen.« Sie war bereits auf dem Weg zur Tür, da wirbelte Tess herum und hielt sie auf.
»Hey. Lass mich jetzt mit denen nicht allein!« Ihre Stimme zitterte. »Ich kenne die drei doch überhaupt nicht. Wer weiß, was die alles mit mir anstellen!« Sie sah Faith an, und zum ersten Mal spiegelten sich Gefühle in ihrem Gesicht.
Sie hatte wohl Panik bekommen. Ethan war sich nicht sicher, ob sie ihnen nur etwas vorspielte oder ob sie sich wirklich davor fürchtete, allein hierzubleiben.
Mit ihm.
»Aber mich kennst du doch auch nicht«, erinnerte Faith die Kleine, doch sie legte ihr die Hände auf die Schultern und sah ihr in die Augen. »Sie sind deine Brüder, und ihr solltet euch kennenlernen. Wer weiß, vielleicht ist es ja sogar ganz nett, ältere Brüder zu haben. Nicht dass ich Erfahrungen auf dem Gebiet hätte. Aber du solltest ihnen eine Chance geben.«
»Ja, aber der eine ist Polizist und der andere Anwalt! Und ich habe keine Ahnung, was der da beruflich macht« – Tess zeigte auf Ethan – »aber wahrscheinlich finde ich das auch zum Kotzen«, brummte sie. Jetzt wirkte sie wieder zornig und mürrisch.
»In Anbetracht der Tatsache, dass du einen eigenen Bewährungshelfer hast, solltest du froh sein, wenn ein Polizist und ein Anwalt auf deiner Seite stehen.«
»Einen eigenen was?«, brüllte Dare.
Ethan zuckte mit den Achseln. »Ich weiß auch noch nichts Genaueres. Ihre Schwester hat vorhin einfach die Bombe platzen lassen und mir die Visitenkarte des Mannes in die Hand gedrückt. Zu diesem Punkt müssen wir uns auch noch schlau machen.«
»Ich bin Polizist,
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