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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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wieder auf meinen eigenen Füßen stehen und auch mit einer neuen Therapeutin, also einer Therapeutin, die ich noch nicht kenne, zurecht kommen. Ich will es schaffen und ich will endlich wieder heim und ich will endlich zu Hause normal leben können!
    Ich weiß, es ist noch nicht alles gut. Ich habe immer noch diese verdammten Kopfschmerzen und die starken Schmerzen in den Armen. Meine Arme tun zu weh. Es gab Zeiten, da konnte ich meinen Haushalt nicht machen, musste mir jemand zu Hilfe holen und bezahlen, ich konnte nichts tun vor Schmerzen, dabei hatte ich keine Prellung, keinen Bruch – nichts eben einfach nur mal so psychosomatisch! Ich kam mir faul und schlecht vor und hatte kein gutes Gefühl, wenn jemand anderes bei mir putzt und ich zu sehen musste. Wie oft habe ich geheult vor Schmerzen, so schlimm sind sie und dann ist es manchmal so, als würden sie ganz einfach zu mir gehören und ich schaffe es sie bezwingen und trotzdem meine Ziele zu erreichen.            
    Aber ich hätte schon gerne, dass sie ganz und für immer verschwinden – ich brauche sie nicht. Sie sind gekommen, als es mir schlecht ging und waren einfach da und begleiten mich nun schon über Jahre, wenn es mir nicht gut geht. Es gibt nur ganz seltene und kurze Zeiten, wo sie einfach mal verschwinden und dann ist es wie ein kleines Wunder und kaum zu glauben, aber umso enttäuschender, wenn sie plötzlich wieder da sind.
    Mir ging es wieder schlechter in den nächsten Tagen, kein Schlaf, keine Ruhe, nur Flashbacks und „nicht hier“ sein.
    Aus meinem Entlassungstermin am 26.11. wurde auch nichts. Ich war so hoch oben und es ging mir zu gut, umso tiefer war der Absturz. Ich fiel in ein tiefes schwarzes Loch und hing in den schlimmsten Erinnerungen fest. Wollte mich nur noch umbringen, weil ich all das nicht mehr ertragen konnte und dachte, es wird nie wieder anders. Daran, dass es mir vor ein paar Tagen noch sehr gut ging, konnte ich mich nicht erinnern, es war nicht mehr da, dabei war ich so glücklich darüber.
    Aber es war weg, dieses glückliche Gefühl, keine Erinnerung daran, keine Hoffnung, dass es wieder schöner wird – einfach nur noch schwarz und Grauen, Vergangenheit und Schmerz und Trauer – keinen Mut mehr zu leben. Ich will mich nicht mehr so quälen müssen. Ich will weg, meine Ruhe haben, schlafen – für immer. Lasst mich – alle!
    Ich habe schreckliche Angst.
    Immer, wenn ich nicht weiter weiß, wenn ich vor etwas Angst habe oder die Erinnerung zu schlimm wird, dann verschwinde ich (dissoziiere ich). Das ist ein Weg, durchzuhalten oder manchmal denke ich auch, ich kneife, habe Angst, es nicht auszuhalten. Doch ob ich mit meinem Kopf weggehe (dissoziiere), kann ich nicht selbst beeinflussen, es passiert einfach so. Zu Beginn meiner Therapie bin ich andauernd weggegangen mit meinem Kopf, wenn es zu eng wurde, wenn ich etwas nicht verkraften konnte. Jetzt tritt dies schon bedeutend weniger auf.
    Manchmal bin ich froh darüber, wenn ich danach sagen kann, ich habe es geschafft, habe die Erinnerung ausgehalten ohne zu dissoziieren und manchmal wünschte ich mir lieber weggehen zu können, weil es zu schlimm ist und ich denke, ich ersticke gleich daran.
    Oft passiert es mir aber in letzter Zeit auch, wenn mir etwas einfach zuviel ist, wenn ich keine Kraft mehr habe, mich auf ein Gespräch einzulassen, dann schalte ich automatisch aus und bekomme nichts mehr mit, unterhalte mich aber zugleich weiter, doch es bleibt nichts in meinem Kopf haften und später weiß ich nichts von dem Gespräch.
    Aber eigentlich wollte ich von meiner Angst berichten, von dieser riesigen Angst, die in mir ist. Manchmal kann ich gar nicht sagen, dass es Angst ist, ich kann das Gefühl nicht erkennen, ich merke nur, da ist etwas Gewaltiges, was es mir jetzt schlecht gehen lässt. Hört sich schon komisch an. Aber mit den ganzen Gefühlen muss ich erst zurechtkommen und sie richtig kennenlernen und auch richtig erkennen, denn bisher hatte ich kaum Gefühle. Ich war einfach nur leer, traurig und habe mich, wie ich schon immer sagte, einfach nur lebendig-tot gefühlt. Leer und tot, eine leere Hülle, die funktionieren muss, als wenn sie lebt und so leben muss, wie alle anderen ringsherum.
    Ist verdammt schwer und anstrengend und außerdem taucht da bereits die erste Angst auf, die Angst, erkannt zu werden, dass man gar nicht so ist, wie man tut. Wie sollte ich den tun? Ich sollte keinem sagen oder zeigen, was los ist und was passiert mit mir.

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