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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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Ja, wie soll man da tun, wie soll man sich da verhalten? Ich war gerade mal 3 oder 4 Jahre alt und wusste nichts anderes, als so zu tun, als sei gar nichts Schlimmes passiert. Opa hat ja auch gesagt, es ist nicht schlimm und tut auch bald nicht mehr so weh. Er war ja sonst lieb und ich habe ihm geglaubt, gehofft, ich kann ihm glauben. Aber da war auch Angst, ich mache etwas verkehrt und jemand sieht mir etwas an und alle erfahren, was ich mit Opa mache. Er sagte ja immer, ich wolle das, weil es mir gefällt, dabei gefiel es mir nicht. Ich hatte aber Angst zu sagen, es gefällt mir nicht. Ich wollte nicht, dass er böse wird und mich nicht mehr mag.
    Die Angst, erkannt zu werden – mit der habe ich bis jetzt gelebt. Nun ist da eine Veränderung da. Ich habe angefangen, darüber zu reden, was passiert ist. Ich schäme mich nicht mehr so sehr dafür und ich verkrieche mich nicht mehr deswegen.
    Die Angst, dafür bestraft zu werden, wenn ich rede, die ist anders, die schnürt mir den Hals zu und lässt mich fast ersticken. Mein Kopf geht zu, es ist als wird alles dunkel darin, als lauere eine riesige Gefahr da auf mich und ich habe das Gefühl, gleich drehe ich durch. Weiß nicht wohin und was soll ich denn sagen? Ich habe Angst. Ich habe Angst vor meinem Opa und seinem Freund? Ich bekomme doch nur als Antwort, die sind nicht hier. Die können dir nichts tun. Du bist im Hier und Jetzt. Ja, super, das weiß ich auch – aber ich habe diese Angst nun mal und ich habe verdammt noch mal solche Angst davor, ganz durch zudrehen, dass ich mich lieber umbringen würde, als verrückt zu werden. Das klingt verrückt, ist aber so. Nachts ist es am schlimmsten, da kommen sie und ich sehe sie sogar.
    Es ist nicht gesponnen und ich bin auch nicht verrückt, aber ich dachte in dem Moment, jetzt bin ich durchgeknallt. Ich lag in meinem Bett und werde wach und habe das Gefühl, ich bin nicht allein in meinem Zimmer, nicht allein im Bett. Auf meinen Armen, die ich an meinem Körper an der Seite liegen habe, ist etwas, es ist schwer und ich wage nicht mich zu bewegen – ich spüre eine große, bekannte Gefahr. Dann fühle ich das Fell, glatt und kühl und ich spüre den Atem der beiden Hunde, die rechts und links neben mir auf meinen Armen liegen, so dass ich mich nicht bewegen kann.
    Ich habe Angst, möchte schreien, aber traue mich nicht. Wenn ich schreie, dann beißen die mir die Kehle durch. Es sind die zwei großen schwarzen Hunde von Opa seinem Freund. Die sind böse. Ich liege im Bett, habe Angst und kann nichts tun, mich nicht bewegen, nicht schreien und zur Klingel kann ich auch nicht greifen, denn die vefluchten Hunde sitzen auf meinen Armen.
    Ich habe Angst – fürchterliche Angst.
    Nach einer Weile sind die Hunde weg, ich spüre kein Gewicht mehr auf meinen Armen, keine Körperwärme und keinen Atem dieser Viecher mehr. Es ist vorbei wie ein Spuk.
    Nun liege ich in meinem Bett allein und denke, was war das? Werde ich jetzt völlig verrückt? Das kann ich doch keinem erzählen, die lachen mich doch aus oder glauben es mir nicht und sagen nur, die spinnt jetzt völlig. Ich habe eine Heidenangst, dass die Viecher wieder kommen, aber ich gehe nicht zur Nachtwache. Der Nachtpfleger kann sich auch nicht neben mein Bett stellen und aufpassen und na ja, sie sind ja nun einmal nicht real da, also für ihn sowieso nicht sichtbar.
    Wenn mir jemand so etwas erzählen würde, würde ich auch sagen, der spinnt doch. Aber es ist tatsächlich so. Ich habe diese verdammten Viecher gespürt (Körperwärme und Gewicht), den Atem gerochen und das Fell an meinen Händen fühlen können und doch waren keine Hunde bei mir im Zimmer.
    So etwas gibt es doch einfach nicht! Doch das gibt es. Leider! Und es macht mir unheimlich viel Angst.
    Ich weiß noch, es war auch hier in der Klinik.
    Endlich einmal hatte ich es geschafft, wütend auf Opa zu sein. In meiner Wut habe ich so lange mit einem Hockeyschläger auf die Matten geschlagen, bis ich nicht mehr konnte und Blasen an den Händen hatte, vom Schlagen.
    Es ging mir so gut, ich fühlte mich so frei danach. Das blieb mir aber nicht lange. Als ich mich nachmittags etwas hinlegte, weil ich müde war, passierte es.
    Ich schlug die Augen auf und da saß er – mein Opa. Er saß in der kleinen Couch und hatte die Beine übereinandergeschlagen, die Arme ineinander verschränkt und er war genauso angezogen wie sonst auch immer. Ich lag wie erstarrt in meinem Bett und wagte mich nicht zu bewegen.
    Ich dachte

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