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Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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müsste doch gehen, oder?«
    Sie schiebt ein paar Tüten und Jeans beiseite, die auf dem Boden gelandet sind, und findet ein Paar hochhackige Schuhe unter dem Berg.
    »Perfekt«, sage ich und sie nickt zufrieden.
    An der Wand steht ein Tisch mit Spiegelaufbau, wie in einem Schminkraum im Theater. Silja schaltet die Lichtleiste über den Spiegeln an, zieht den Schreibtischstuhl rüber, damit wir beide sitzen können, und dann schminken wir uns. Das macht total Spaß, und der Abend fühlt sich jetzt schon perfekt an, obwohl er gerade erst angefangen hat. Silja trägt Eyeliner mit dem Pinsel auf, und ich schaue beeindruckt zu, wie sie elegant fein geschwungene Linien um die Augen malt. Als sie meinen Blick sieht, lächelt sie mich im Spiegel an.
    »Soll ich dir helfen?«, fragt sie.
    Ihre Fingerspitzen sind kühl und die Pinselspitze kitzelt so schön auf der Haut. Der Alkohol rauscht leise durch meine Adern, und ich betrachte ihr Gesicht und ihren konzentrierten Blick, als sie mir, wo sie schon mal dabei ist, gleich noch den Lidschatten mit aufträgt. Sie hat eine dünne, längliche Narbe über der linken Augenbraue, und ich frage sie, woher sie die hat.
    »Das ist ewig lange her.« Sie lacht. »Bei einem meiner ersten Gehversuche bin ich gegen einen Kachelofen gefallen. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, Papa hat es mir erzählt. Danach hat Mama mir einen Schaumgummihelm genäht, aus so einer Art Isomatte, du weißt schon.«
    Ich pruste los.
    »Nicht lachen!«, grinst Silja und malt weiter.
    »Du bist schön«, sage ich und staune nicht schlecht, dass ich so etwas einfach sage.
    »Das macht der Alk«, sagt Silja. »Ohne bin ich hässlich und schwarzweiß. Wie eine Elster.«
    Wir kichern noch hysterischer.
    Fünf vor sieben ziehen wir unsere Jacken an, verabschieden uns von Eskil und Louise und gehen raus.
    »Kurz vor dem Umzug hierher haben sie mir das Fahrrad geklaut«, sagt Silja. »Nimmst du mich auf dem Gepäckträger mit oder sollen wir laufen?«
    »Ich kann fahren«, sage ich. »Wenn du mir sagst, wo Sven wohnt.«
    Silja nimmt ihr Handy und blättert in ihrem Adressbuch.
    »Liljevägen 3«, sagt sie schließlich. Damit eiern wir los.
    Das Villenviertel liegt an der Busstrecke zum See. Wir sind also schon auf dem richtigen Weg, wenn wir später weiter in den Strandvägen wollen.
    Ich bin nach der Fahrradtour wieder ziemlich nüchtern, und prompt meldet sich wieder die Nervosität, als ich das Rad vor der gelben Villa an einen Laternenpfahl anschließe. Wenn mir jemand vor zwei Wochen gesagt hätte, dass ich demnächst mein Fahrrad vor Svens Haus abschließe und mit ihm auf eine Fete gehe, hätte ich es als blöden Scherz abgetan.
    Silja fährt sich mit den Fingern durchs Haar. Sie hat eine spezielle Technik, um die Locken leicht verfilzt und unzähmbar aussehen zu lassen. Andere Leute versuchen auf Deubel komm raus, ihre Lockenmähnen zu glätten, aber Silja nicht. Ich strecke den Arm aus und fasse in die dunklen Strähnen. Weich und widerspenstig.
    »Hast du das Haar von deiner Mutter?«, frage ich.
    Sie sieht mich an.
    »Wahrscheinlich«, sagt sie nach ein paar Sekunden. »Ich glaube schon.«
    Sie wühlt in ihrer Tasche und nimmt ein Paket Stimorol heraus. »Hier, nimm auch eins, gegen die Fahne.«
    Ich stecke ein Kaugummi in den Mund, die hellblaue Hülle knackt zwischen den Zähnen. Silja stupst mich in die Seite und lächelt, und ich lächele zurück, ehe wir die breite Eingangstreppe hochgehen und an der Tür klingeln. Drinnen ist ein hohles Dingdong zu hören.
    Eine große, blonde Frau öffnet die Tür und begrüßt uns freundlich.
    »Hallo, willkommen. Ich heiße Irène. Sven wartet im Partykeller auf euch.«
    Wir geben ihr die Hand und ich komme mir unsicher und linkisch vor. Erwartet sie, dass wir die Schuhe ausziehen? Bestimmt. Silja zieht ihre jedenfalls aus. Dann gehen wir die Treppe runter, die Irène uns zeigt, und kommen in einen großen Raum mit schmalen Fensterschlitzen unter der Decke, einer Sofagruppe und einem riesigen Flachbildschirm an der Wand. Aus den in den vier Ecken hängenden Lautsprechern strömt ruhige Musik und Sven beugt sich gerade über den Sofatisch. Er trägt eine dunkelgraue Jeans und ein helles, schmal gestreiftes Hemd. Ich sterbe, denke ich. Aber als er sich aufrichtet und uns anlächelt, ist nichts von der Arroganz zu sehen, die ich aus der Schule von ihm gewohnt bin.
    »Hi, ihr beiden«, sagt er. »Ready to party?«
    »Absolut«, sagt Silja. »Gehen wir direkt

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