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Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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Mattsson. »Das macht es nur noch schlimmer für dich.«
    Der Rektor hüstelt, drückt die Fingerspitzen aneinander und mustert Silja nachdenklich.
    »Gehen wir es anders an«, sagt er beherrscht. »Wer, glaubst du, versucht dir auf diese Weise eins auszuwischen? Warum sollte jemand dir das antun wollen?«
    »Na ja«, sagt Silja, »es gibt einen Grund, warum ich das glaube. Aber da ich es nicht beweisen kann, will ich auch niemanden anklagen.«
    Ich sehe sie an und hole tief Luft. Jetzt. Muss. Ich.
    »Darf ich was sagen?«, melde ich mich mit piepsiger Stimme zu Wort.
    Drei Augenpaare richten sich auf mich. Verdutzt, als hätten sie vergessen, dass ich auch hier bin.
    »Ich weiß … wer es war«, sage ich. »Und ich glaube, ich weiß auch, wie es abgelaufen ist.«
    Silja blinzelt überrascht und der Rektor rutscht auf seinem Stuhl nach vorn.
    »Ah ja?«, sagt er.
    Ich nicke. Ich werde mir eine neue Identität zulegen und die Stadt verlassen müssen, aber ich muss das hier jetzt durchziehen. Ich kann nicht zulassen, dass Silja unschuldig verurteilt wird.
    Und so erzähle ich. Von Anfang an. Wie mir am letzten Freitag auf dem Weg ins Lehrerzimmer Lovisa mit einer großen Tasche über der Schulter entgegengekommen ist und ziemlich angespannt und nervös auf mich gewirkt hat, ehe Emelie und Clara sie mit Schulterklopfen und zufriedenem Lachen auf dem Flur in Empfang genommen haben.
    »Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht«, sage ich. »Aber als Sie und Maja dann Silja aus dem Hauswirtschaftsunterricht abgeholt haben und wir erfahren haben, was los war, da ging mir einiges auf …«
    Der Rektor beugt sich über den Schreibtisch und sieht mich interessiert an. »Und warum hast du das nicht gleich gesagt, wenn ich fragen darf?«
    Mir schießt das Blut ins Gesicht. Mein Herz hämmert so heftig, dass ich kaum noch Luft kriege. Bestimmt sehe ich aus, als würde ich lügen, aber ich kann doch nicht mehr tun als die Wahrheit sagen. Oder was soll ich sonst tun, dass sie mir glauben?
    »Ich dachte … Line hatte ja gesagt, dass sie Silja die ganze Zeit gesehen hat und dass sie es nicht gewesen sein kann, und da dachte ich, dass es nicht mehr nötig ist, dass ich was sage. Jeder weiß, dass Line Silja überallhin folgt und dass sie, was das betrifft, die Wahrheit sagt.«
    »Hm, hm«, sagt der Rektor. »Aber Line konnte nur bestätigen, dass Silja es nicht getan hat, während du offenbar gewusst hast, wer den Diebstahl tatsächlich begangen hat. Stimmt das?«
    Worauf will er hinaus? Will er damit sagen, dass ich mitschuldig bin, weil ich nichts gesagt habe? Ich schaue Hilfe suchend von einem zum anderen.
    »Ich … war mir nicht sicher«, versuche ich es. »Ich kann doch niemanden anklagen, wenn ich mir nicht sicher bin.«
    »Du hast es gewusst!«, sagt Silja plötzlich. »Verdammt, Vendela! Du hast gewusst, dass sie das waren!«
    Ich nicke und merke, wie mir die Tränen in die Augen schießen. Ich hasse es, vor anderen Leuten zu weinen, aber jetzt ist kein Halten mehr.
    »Tut mir leid«, schluchze ich. »Das war feige von mir, ich weiß …«
    Silja sieht den Rektor an. »Emelie hat in unserer Klasse das Sagen. Sie regiert wie eine Königin und trampelt auf jedem herum, der ihr quer kommt, und alle haben Schiss vor ihr. Ich habe mir einen Spaß daraus gemacht, sie zu provozieren, indem ich nicht nach ihrer Pfeife getanzt habe, und darum hat sie mich von Anfang an gefressen. Sich so was auszudenken passt zu ihr. Ich habe die ganze Zeit gedacht, dass sie das gewesen sein muss, aber ich hatte keine Beweise.«
    Mattsson seufzt genervt.
    »Vendela ist Siljas Freundin«, sagt er zum Rektor. »Natürlich denkt sie sich die Geschichte aus, um ihre Freundin zu retten! Es ist allgemein bekannt, dass Emilie Kvarnström dominant in ihrer Klasse ist, aber das geht dann doch etwas zu weit, oder?«
    Der Rektor beißt sich auf die Unterlippe, den Blick weiter auf mich gerichtet. Ich versuche, den Tränenfluss zu stoppen, fahre mit den Fingern unter meinen Augen lang und habe schwarzen Kajal an den Fingerspitzen. Was bin ich für ein Weichei. Ich kann gut verstehen, wenn Silja nichts mehr von mir wissen will. Und Sven auch nicht.
    »Gestern war mein Handy verschwunden …«, fange ich an.
    »Aha«, fällt Mattsson mir ins Wort. »Bestiehlt Silja jetzt auch schon ihre Freunde?«
    »Gunnar!«, weist der Rektor ihn zurecht. »Lass Vendela bitte ausreden.«
    Ich nicke und kreuze kurz Mattssons spitzen Blick. Er ist noch nicht einmal mein

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