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Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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graulila Lidschatten auf. Es soll nicht zu angepinselt und nicht nach mehr »Arbeit« als sonst aussehen, was es aber ist. Ich brauche viel länger als üblich, und irgendwann klopft Mama an die Tür und sagt, dass ich gleich losmuss und dass sie auch irgendwann mal ins Bad möchte.
    In der Schule sind Sven und Silja die Ersten, die ich sehe. Sie sitzen auf einem der Tische im Aufenthaltsraum, der seinen Namen eigentlich nicht verdient hat, weil der Schlauch zwischen dem Raum mit den Schließfächern und dem Treppenhaus nach oben so ungemütlich ist, dass man so schnell wie möglich wieder gehen möchte.
    Und wieder denke ich, was für ein schönes Paar Sven und Silja doch abgeben würden. Sie dunkel und er hell, beide gut aussehend, stark und selbstbewusst. Es zieht in meinem Bauch, als ich daran denke. Bin ich neidisch? Nicht darauf, dass sie sind, wie sie sind. Ich wünschte nur, ich wäre ein bisschen wie sie.
    Da ertönt hinter mir plötzlich ein »Hallo«. Ich drehe mich um. Es ist Leo. Rocker-Leo grüßt mich auf dem Weg zu Sven und Silja, scheint davon auszugehen, dass ich auch dorthin unterwegs bin, jedenfalls bleibt er stehen und guckt, ob ich mitkomme. Unglaublich. Die letzten Tage ist es richtig cool, ich zu sein. Ich nehme meine Englischmappe und den Kollegblock und schließe den Schrank ab.
    Sven sieht mich an und lächelt. Ich muss dringend trainieren, mich nicht jedes Mal von diesem Lächeln aushebeln zu lassen, ein paar Sperren errichten, damit die Gegenwart bestimmter Menschen nicht meinen ganzen Körper lahmlegt und zum Totalkollaps im System führt.
    Silja lächelt auch und sieht mich aufgeregt an.
    »Ich muss mit dir reden«, sagt sie und fasst mich am Arm.
    »Worum geht’s?«
    Silja sieht Sven entschuldigend an. »Sorry, girl’s talk, wir sehen uns oben bei Englisch!«
    Sie zieht mich hinter sich her.
    »Ich hab mich gestern mit Emil getroffen«, flüstert sie. »Nüchtern.«
    »Oh … und mit Treffen meinst du …?«
    Sie kichert. »Na ja, in der Stadt können wir uns ja wohl schlecht verabreden! Ich hatte keinen Bock mehr zu warten, bis er sich bei mir meldet, also bin ich auf gut Glück zu ihm gegangen. Zuerst hat er gesagt, dass das nicht geht und dass es eine Katastrophe wäre, wenn das rauskommt, aber ich würde mal sagen, er ist nicht sehr charakterfest. Jedenfalls war es nicht schwer, ihn umzustimmen!«
    »Mein Gott«, flüstere ich, mindestens so beeindruckt wie schockiert.
    Silja seufzt. »Ich weiß, aber er ist einfach zu scharf! Und er weiß wenigstens, was er tut. Jungs in unserem Alter sind so ungeschickt und tollpatschig im Bett.«
    Ich ziehe die Schultern hoch.
    »Nicht alle, oder?«, sage ich und denke, dass ich ja nun wahrlich keine Spezialistin auf diesem Gebiet bin.
    Sie sieht mich an. »Hast du schon mal einen einzigen erlebt, der nicht ungeschickt und tollpatschig ist?«
    »Nein«, antworte ich wahrheitsgemäß.
    Wenn sie mit Erleben Sex haben meint, brauche ich überhaupt nicht zu zählen. Mit wie vielen Jungs hat Silja schon geschlafen? Sie kommt mir unglaublich erfahren vor.
    Tatsache ist, dass ich es noch nicht mal bis zum Petting gebracht habe. Ein bisschen erfolgloses Gegrabbel mit einem Jungen in dem Sommerlager zwischen der Sechsten und Siebten, ein paar nicht gerade umwerfende Küsse mit Oskar nach dem Klassenfest im Herbst in der Achten, und am Samstag mit Sven, wo wir gar nichts gemacht haben. Das war’s auch schon. Jämmerlich, erbärmlich und traurig, aber leider wahr.
    Manche Freundinnen küssen sich. Emelie und Lovisa zum Beispiel, auf einem Klassenfest. Mit Zunge und allem. Das haben Tonja und ich nie gemacht. Wir umarmen uns, klar, aber das ist nicht das Gleiche. Umarmen tut man auch seine Eltern und Geschwister und Freunde.
    Mitten in dieser niederschmetternden Revue meiner defizitären Erfahrungen klingelt Siljas Handy. Sie nimmt es aus der Tasche und antwortet.
    »Wie bitte?«, sagt sie, nachdem sie ein paar Sekunden zugehört hat. »Nein, hab ich nicht. Was? Natürlich bin ich sicher! Ja. Okay, alles klar. Tschüs.«
    Sie drückt das Gespräch weg und sieht mich an.
    »Irgendein Verrückter, der behauptet, ich wollte ein iPhone verkaufen. Auch noch ein iPhone4! Als ob ich das verkaufen würde, wenn ich eins hätte.«
    »Verwählt, wahrscheinlich«, sage ich. »Und was ist jetzt mit Emil? Trefft ihr euch weiter?«
    »Ich weiß es nicht. Hoffentlich.«
    Ein bisschen naiv ist das aber schon, denke ich. Keine Frage, Emil sieht gut aus und ist echt

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