Ich will es hart
hinein. Justin stand ein wenig unschlüssig an der Türschwelle.
Marina zog die Augenbrauen hoch. »Entweder du kommst rein und machst die Tür zu, oder du gehst!«
Sie verschwand im Badezimmer, und Justin schloss die Tür von innen, setzte sich auf das Bett und wartete.
»Nun, was ist?«
Auf einmal stand sie vor ihm, atemberaubend, aufregend, nackt, den Hauch eines Eau de Toilette verströmend.
»Hast du Lust auf eine Wiederholung?«
Justin schüttelte den Kopf und sah zu Boden. Marina war die Verführung pur. Er durfte ihr nicht aufs Neue erliegen. Er hatte den weiten Weg nicht deshalb gemacht. Oder doch? Sein Verstand war gerade dabei, ihm einen Streich zu spielen. Wo waren seine Vorsätze geblieben? Wenn er sie anschauen würde, würde sie mit ihrem dominanten Blick alle Kraft aus ihm weichen lassen. Was hatte diese Frau nur an sich, dass er ihr kaum widerstehen konnte?
»Warum hast du mich so gedemütigt?«, fragte er heiser. »War das nötig?«
Marina schwieg für einen Moment.
»Was hast du erwartet? Ein Schmusekätzchen, das sich dir hingibt? Dann hast du mich eben komplett falsch eingeschätzt. Ihr Männer seid doch alle gleich. Ihr wollt Spaß, aber keine Verantwortung.«
Justin fühlte, wie die Wut zurückkehrte, die ihn die ersten Tage erfüllt hatte.
»Du kennst mich doch gar nicht! Warum hast du mich nicht losgemacht, sondern bist abgehauen?«
Als sie nicht antwortete, sah er auf. Er bemühte sich, ihre Nacktheit zu ignorieren.
»Machst du das immer so? Führst du einen Rachefeldzug?«
Auf einmal schnappte sie sich die Bettdecke, wickelte sich darin ein und setzte sich neben ihn.
»Nein, es ist nicht so, dass du als Opfer herhalten musstest. Ich habe mich auch nicht an dir für irgendein Erlebnis mit einem anderen Mann gerächt, falls du das glauben solltest. Nur normalerweise läuft die Sache ein bisschen anders ab.« Sie atmete tief ein und aus. »Du bist anders, stärker. Männer, die solche Fesselspiele mitmachen, sind in der Regel sehr devot veranlagt.«
Justin entfuhr ein kurzes Lachen. Das war er nun weiß Gott nicht. Doch ihm wäre wohler, wenn er wüsste, welcher Teufel ihn in jener Nacht veranlasst hatte, sich auf dieses Spiel einzulassen – und ob er es trotz allem wieder tun würde. Denn sicher war er sich jetzt, wo sie ihm so nah war, nicht mehr.
»Es hat dir dennoch gefallen, das kannst du nicht leugnen. Ich mag es, die Domina zu spielen und meinen Liebhaber leiden zu sehen.«
»Ja, und? Warum bist du danach abgehauen?«
»Was hättest du gemacht, wenn ich die Fesseln gelöst hätte?«
Justin zuckte mit den Schultern. »Nichts. Was hätte ich denn tun sollen? Wir hätten bis zum Morgen gemütlich geschlafen, vielleicht zusammen gefrühstückt.«
»Nein, das glaube ich nicht. Du hättest bestimmt auf einer Revanche bestanden.«
Von dieser Warte hatte Justin die Sache noch nicht betrachtet.
»Nein. Blödsinn.«
»Hm. Ist ja auch egal. Ich frag dich erst gar nicht, wie du mich gefunden hast. Viel wichtiger ist, warum bist du gekommen?«
Scheiße. Wenn er das so genau wüsste. Diese Frage stellte er sich jetzt auch. Alles, was ihm so klar erschienen war, bevor er ins Flugzeug gestiegen war, hatte sich in Luft aufgelöst.
»Sag es. Du willst dich rächen, nicht wahr?«
Justin schloss die Augen und gab sich den Gefühlen hin, die gerade sein Innerstes aufwühlten und seinen Verstand blockierten. Er musste raus hier, weg, aber wie sollte er das schaffen?
»Ich hasse dich«, stieß er endlich hervor, drehte den Kopf und sah sie an. Nur wenn er es schaffte, ihr von Angesicht zu Angesicht, direkt ins Gesicht zu sagen, wie perfide ihr Verhalten gewesen war, würde er es schaffen, dieses Erlebnis ein für alle Mal abzuhaken, als Vergangenheit zu betrachten.
»Noch nie in meinem Leben hat mich jemand so erniedrigt wie du. Und damit meine ich nicht unser Spiel. Denn du hast recht. Es war aufregend, überraschend aufregend für mich. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich auf so etwas einlassen würde, und du hast es völlig richtig erkannt, dass ich lieber auf der anderen Seite stehen würde.«
Er schluckte. Auf einmal erschien ihm wieder alles glasklar. Er wusste, warum er hergekommen war. Um so viel zu klären, dass er von ihr loskommen konnte, doch er befürchtete gleichzeitig, dass es wohl anders ausgehen würde.
»Kannst du dir nur im Mindesten vorstellen, wie es war, von dem Zimmermädchen … Und trotzdem will ich mich nicht rächen. Gleiches mit Gleichem
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