Ich Will Ihren Mann
lief in den Flur hinaus, um ihn vorzubereiten.
»Don ist hier«, flüsterte sie ihm entgegen, als er eintrat. Er wartete keine weiteren Erklärungen ab, sondern ging wortlos an ihr vorbei ins Wohnzimmer und legte Brieftasche und Autoschlüssel auf die Stereoanlage. Da Lilian hinter ihm stand, konnte sie nicht sehen, wie er auf Nicoles unerwartete Anwesenheit reagierte. »Don, Nicki«, grüßte er ungezwungen. »Wie lange seid ihr denn schon hier?« David ließ sich in Lilians Sessel fallen. Sie stand da und kam sich plötzlich in ihrer eigenen Wohnung wie eine Fremde vor. Sie wußte nicht recht, ob sie sich zu den drei Anwälten setzen oder sie allein lassen und sich wie eine brave, kleine Ehefrau ins Arbeits- oder ins Schlafzimmer zurückziehen sollte.
»Na, Lilli, was ist mit dir?« fragte David, als könne er ihre Gedanken lesen. »Willst du da Wurzeln schlagen, oder setzt du dich zu uns?«
Ihr war klar, daß sie nirgends Platz nehmen konnte, außer neben Nicole auf dem Sofa. Wie auf dem Präsentierteller würden sie dasitzen und David dazu verführen, Vergleiche anzustellen. Sie wußte, daß sie mit ihren alten Jeans und den rosa Pantoffeln keine Chance hatte, neben Nicole Clark in ihrer eleganten Aufmachung zu bestehen. »Ich koch' uns 'n Kaffee«, murmelte sie und zog sich in die Küche zurück.
»Wir sind vor 'ner halben Stunde gekommen«, hörte sie Don Eliot sagen. »Kurz nachdem du weggefahren bist.« »Ich mußte die Kinder heimbringen«, erklärte David. »Das hat Lilian uns schon erzählt«, meldete sich Nicole zu Wort. Lilian fand es unangenehm, ihren Namen aus dem Mund der anderen zu hören.
Eilig füllte sie Kaffeepulver und Wasser in die Maschine, schaltete ein und wartete. Nachdem sie in der letzten halben Stunde nichts als Belanglosigkeiten ausgetauscht hatten, brannte sie darauf zu erfahren, was die beiden von David wollten.
»Also, was gibt's?« hörte sie Davids Stimme. »Ist doch wohl nicht schon wieder was passiert?«
»Ich hab's abgelehnt, Beth Weatherby zu verteidigen«, sagte Don ernst.
»Und jetzt hat er deswegen Schuldgefühle«, erklärte Nicole rasch. »Ich hab' ihm vorgeschlagen, daß wir zu Ihnen kommen und gemeinsam darüber reden.« Lilian spürte einen stechenden Schmerz in der Magengrube. Sie war sich nicht sicher, ob Dons Weigerung, Beth beizustehen, daran schuld war oder Nicoles Einfall, David zu besuchen.
»Ich bin froh, daß ihr hergekommen seid«, hörte sie David sagen. »Was ist denn vorgefallen?« Als Lilian ins Wohnzimmer zurückkam, war Don eifrig dabei, Beths Geständnis zu zerpflücken. »Abgesehen von allem anderen«, seufzte er, »bin ich als Anwalt und als Freund der Familie entsetzt darüber, daß sie so was fertiggebracht hat ... ein öffentliches Geständnis abzulegen, ohne mich um Rat zu fragen ...«
»Sie ist völlig durcheinander«, unterbrach ihn Lilian gegen ihren Willen. Sie stellte das kleine Tablett mit den dampfenden Tassen, mit Milchkännchen und Zuckerdose auf den viereckigen Glastisch zwischen ihnen. »Ich hab' das Gefühl, sie weiß im Moment nicht, was sie tut.« »Meiner Meinung nach weiß sie das ganz genau.« Im ersten Moment glaubte Lilian, David hätte das gesagt, doch im nächsten Augenblick wurde ihr klar, daß Nicole Clark gesprochen hatte. Widerwillig ging sie um Don Eliots Sessel herum und setzte sich neben Nicole aufs Sofa. Don Eliot schien die Unterbrechung überhört zu haben. »Eins steht fest«, fuhr er fort. »Unter den gegebenen Umständen würde es mir auch dann nicht leichtfallen, sie zu verteidigen, wenn ich nie im Leben von einem Mann namens Al Weatherby gehört hätte. Aber wie die Dinge liegen, kommt noch erschwerend hinzu, daß sie öffentlich bekennt, einen meiner besten Freunde ermordet zu haben, und daß sie uns all diese Lügengeschichten über ihn auftischt, um ihre wahren Beweggründe zu verschleiern...«
»Woher wollen Sie wissen, daß sie lügt?« fragte Lilian, abermals ohne es zu wollen, dazwischen. »Aber Lill, ich bitte Sie, Sie können doch unmöglich glauben, was Beth da über Al erzählt?« Don schien fassungslos.
»Es fällt mir schwer, ihr zu glauben«, räumte Lilian ein. »Aber andererseits kann ich mir nicht vorstellen, daß Beth die ganze Geschichte erfunden hat. Im Moment weiß ich einfach nicht, was ich glauben soll.« »Also für mich gibt's da gar keinen Zweifel«, sagte Don Eliot mit Nachdruck. »Ich verbürge mich dafür, Lill. Schauen Sie, ich kenne Al Weatherby ...« Er stockte und
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