Ich Will Ihren Mann
beiden an. Dann kriegt Jason 'ne Wut auf dich, hat aber nicht den Mumm, sich mit seinem eigenen Vater anzulegen, also sucht er sich das nächstbeste Opfer und geht auf die eklige Stiefmutter los. Eigentlich kannst du ganz zufrieden sein, schließlich hab' ich meine Abreibung doch noch gekriegt.« Sie trug einen Armvoll Geschirr in die Küche und stapelte es in die Spülmaschine.
David blieb ein paar Minuten reglos am Tisch sitzen, dann kam er zu ihr in die Küche. In der Hand hielt er seinen fast unberührten Teller.
»Ich hab' auch keinen großen Hunger«, sagte er und stellte ihn auf die Anrichte. Lilian antwortete nicht. »Vielleicht sollte ich rübergehen und mich bei den Kindern entschuldigen.«
»Keine schlechte Idee«, meinte Lilian und fragte sich, ob er auch sie um Verzeihung bitten würde. »Tut mir leid«, fing er an. Hoffnungsvoll blickte sie zu ihm auf. Sie war bereit, sofort zu vergeben und zu vergessen. »Wegen des Essens, mein' ich«, setzte er hinzu, drehte sich um und verschwand im Flur.
Kurz nach acht klingelte es. Lilian saß allein im Arbeitszimmer und las die Kleinanzeigen in der Morgenzeitung (Gesucht: großer muskulöser Typ, Marke griechischer Gott, der mit mir durch den Regen tanzt und ein bißchen Französisch versteht). David hatte vor ungefähr fünfzehn Minuten das Haus verlassen, um die Kinder heimzufahren. Er kann unmöglich schon zurück sein, dachte sie, während sie in die Küche ging. Und wenn, dann würde er nicht klingeln. Er hat doch seinen Schlüssel dabei. »Ja, bitte?« sagte sie in die Sprechanlage. »Lill? Hier ist Don Eliot. Ist David zu Hause?« Sie fühlte ihr Herz schneller schlagen. Ein unangenehmes Schuldgefühl kroch in ihr hoch und drohte ihr die Kehle zuzuschnüren. »Er bringt die Kinder heim. Sie sind grade erst weggefahren«, erklärte sie dem Strafverteidiger. »Aber es wird nicht lange dauern. Sie können hier auf ihn warten, wenn Sie wollen.«
»Gern«, sagte er. »Wir kommen rauf.« Lilian drückte auf den Türöffner, ging hinaus in den Gang, machte die Wohnungstür auf, spähte den langen Korridor hinunter und lauschte auf das Summen des Aufzugs. Ob David nach unsrem Gespräch heute nachmittag mit Don gesprochen hat? Ob er ihm von meinem sogenannten Betrug erzählt hat, davon, daß ich Beths Schuldgeständnis schon vorher kannte? Ob Don mich auch wie 'nen Verräter behandeln wird, wie einen ehrlosen Verbündeten, der ihrer aller Vertrauen mißbraucht hat?
Das vertraute Surren der Aufzugskabel unterbrach ihre bangen Gedanken. Sie hörte, wie sich die Lifttür am anderen Ende des Ganges öffnete und schloß, und dann drangen Stimmen an ihr Ohr. Erst als die beiden um die Ecke bogen und auf sie zukamen, begriff Lilian, was Don Eliot vor ein paar Minuten gesagt hatte: »Wir kommen rauf.« Die Worte dröhnten in ihrem Kopf. Wir, nicht ich. »'n Abend, Don«, sagte Lilian freundlich und gab ihm die Hand, als er eintrat.
»Hallo, Lill«, grüßte er. Don war offensichtlich erregt über das, was heute geschehen war. Aber er wirkte nicht so aufgebracht, wie er es sicher gewesen wäre, hätte er schon mit David gesprochen. »Sie erinnern sich doch noch an Nicki?« fügte er hinzu.
Lilian beobachtete, wie Nicole Clark, die in einem rot und schwarz gemusterten Kostüm einfach hinreißend aussah, mit aufreizend langsamen Schritten ihre Wohnung betrat. Sie ist bei mir zu Hause, dachte Lilian und schluckte nervös, als sie merkte, daß Nicole alles um sich her mit den Augen verschlang. Sie dringt in mein Reich ein, schnüffelt an meinen Sachen rum, fällt schweigend ihr Urteil übermeinen Geschmack, tastet, prüft und drückt meinem Eigentum ihren Stempel auf, wie 'n Hund, der an 'ne Laterne pinkelt und so sein Revier markiert, dachte Lilian und genoß den Vergleich. Schleicht sich in mein Privatleben ein wie ein Dieb in der Nacht. Ja, genau das ist sie, entschied Lilian, ein Dieb in der Nacht. Sie war mit der Metapher ausgesprochen zufrieden.
»Ganz bestimmt erinnert sie sich an mich«, sagte Nicole zuversichtlich und ging mit einem freundlichen Lächeln an Lilian vorbei ins Wohnzimmer. Sie hatte schon Platz genommen und es sich bequem gemacht, als Lilian endlich den Mut fand, ihr und Don zu folgen.
19
Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis David nach Hause kam.
Sobald sie ihn die Wohnungstür auf schließen hörte, erhob sich Lilian eilig aus einem der beiden Ohrensessel (Don saß in dem anderen, Nicole thronte zwischen ihnen auf dem Sofa) und
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