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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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Verstehst du, was ich sagen will? Man muß schauen, daß man mit den Schrullen des anderen leben kann. Und mit der Zeit lernt man's dann auch. Manchmal ist man glücklich, manchmal ist man's nicht. Tja, und es gibt Zeiten, da fühlt man sich richtiggehend elend. Doch man übersteht die schlechten Phasen, denn man weiß, wenn's früher geklappt hat, dann wird's auch wieder klappen. Alles dreht sich im Kreis. Manche Jahre sind besser als andere. Das wichtigste ist, daß man in schweren Zeiten nicht den Glauben an den eigenen Instinkt verliert, sondern sich sagt, ich muß 'nen Grund gehabt haben, gerade ihn zu heiraten! Und gewöhnlich fällt's einem dann auch wieder ein, selbst wenn's 'n bißchen Mühe kostet. Man sagt sich, ich hab' diesen Mann einmal so sehr geliebt, daß ich seine Frau werden wollte. Von dieser Liebe muß doch noch was da sein! Tja, und gewöhnlich findet man sie dann auch wieder, man muß sich bloß 'n bißchen anstrengen.«
    »Und du kannst von der Liebe leben?« fragte Lilian ironisch, und es klang wie ein Musicalschlager. »Aber natürlich nicht«, antwortete ihre Mutter. »Du bist alt genug, um zu wissen, daß eine Partnerschaft nur dann funktioniert, wenn außer der Liebe auch ein hohes Maß an Toleranz, an Respekt voreinander und gegenseitiger Achtung vorhanden ist. Und Glück«, setzte sie hinzu. »Schau dir doch bloß deinen Bruder an. Als er und Emily heirateten, da war er zwanzig und sie siebzehn. Die beiden sind jetzt seit sechzehn Jahren zusammen, und sie können's immer noch nicht lassen, sich in aller Öffentlichkeit zu betatschen. Diesen Winter wollen sie nach Aspen zum Skilaufen. Ich versteh' das nicht«, sagte sie kopfschüttelnd. »Im Sommer fahren sie dahin, wo's heiß ist, und im Winter dahin, wo's kalt ist. Da komm' ich nicht mehr mit. Wo war ich stehengeblieben ?«
    »Du hast gerade erzählt, daß Stephen und Emily sich ständig betatschen«, erinnerte Lilian.
    »Ach ja, richtig. Manchmal ist es regelrecht peinlich.« Sie sah Lilian in die Augen. »Aber körperliche Anziehungskraft ist nicht die Hauptsache. Es mag mit ein Grund dafür sein, daß zwei Menschen heiraten, aber es sollte nicht der einzige Grund sein. Zu einer Ehe gehört mehr als Sex. Was heißt es schon, wenn ein Mann gut aussieht? Es gibt 'ne Menge gutaussehender Männer. Was bedeutet es, wenn er gut im Bett ist? Das sind viele andere auch. Verrat deinem Vater nicht, daß ich das gesagt hab.'« Sie lächelte. »Zu einer guten Ehe gehört mehr. Und selbst in einer guten Ehe gibt's 'ne Menge schlechter Phasen. Man muß sich für dasentscheiden, was einem selbst am wichtigsten ist. Man muß wissen, wieviel man um der Ehe willen aufgeben wieviel man für sie opfern kann. Manchmal verlangt ein Partner aber auch zuviel.« Sie zögerte und fragte schließlich fast widerstrebend: »Lilli, sag mir, erwartet David viel von dir?« Sie nahm den Kopf ihrer Tochter in beide Hände und bettete ihn an ihre Brust. »Ich weiß es nicht«, stöhnte Lilian. Haltsuchend preßte sie sich an den warmen Körper ihrer Mutter. »Ich weiß es nicht.«
    Lilian rief Beth Weatherby von ihrer Mutter aus an und fragte, ob sie auf einen Sprung vorbeikommen könnte. Beth war sofort einverstanden, und um neun hielt Lilian vor dem ihr mittlerweile vertrauten grauen Backsteinhaus. Sie blieb noch einen Augenblick im Wagen sitzen, denn in ihrem Kopf drehte sich alles, und die Worte ihrer Mutter hallten in ihrem Gedächtnis wider. (»Hör doch endlich auf, dich als kleine Miß Niemand zu betrachten, die wie durch ein Wunder das große Los gezogen hat! Du bist intelligent; du bist schön; dir stehn alle Wege offen. Du bist das große Los! Lach nicht. Ich sag' das nicht nur, weil ich deine Mutter bin. Schau dir doch dein sogenanntes großes Los mal genauer an. Er mag ja ganz attraktiv sein und auch recht charmant, aber was hat er denn für dich getan? Laß mich die Frage stellen: Bist du glücklich?«) Lilian schloß die Augen, und sofort stieg das Bild eines engumschlungenen Paares vor ihr auf. Ihr Mann und Nicole Clark tanzten über ihren Kopf, ihre Füße verfingen sich in Lilians Haar, aber sie stolperten nicht, sondern tanzten immer weiter und weiter. Ihre achtlosen Füße rissen ihr die Haare aus, doch die beiden merkten nicht, daß sie ihr weh taten, oder sie kümmerten sich nicht darum.
    Lilian öffnete die Augen und stieß die Wagentür auf, doch sie stieg noch nicht aus. Die Füße schon auf dem Bürgersteig, blieb sie noch ein paar Sekunden

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