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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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oder 'nen Saft?« »Nein, danke«, antwortete sie. »Wasser genügt mir.« Lilian nahm die Karte zur Hand und tat so, als studiere sie eingehend die angebotenen Gerichte, obwohl sie sie in Wahrheit auswendig kannte. Sie hoffte, daß Laurie etwas essen würde. Das war einer der Gründe für ihren Vorschlag gewesen, sich in einem Lokal zu verabreden. Das Treffen an sich hatte Laurie angeregt. Während Lilian und David sich im letzten Monat mehr und mehr auseinanderzuleben schienen, waren sie und Davids Tochter einander auf unerklärliche Weise nähergekommen. Zwar waren sie noch weit davon entfernt, sich offen miteinander auszusprechen, aber an die Stelle der kühlen Distanz, die früher zwischen ihnen herrschte, war eine gewisse Herzlichkeit getreten. Besonders seit Lilian wieder angefangen hatte, fürs Fernsehen zu arbeiten, schien Laurie ihre Feindseligkeit zu begraben, und selbst Jason begegnete ihr mitunter freundlich. Als David vor ein paar Wochen in letzter Minute wegen einer dringenden Sitzung sein Versprechen, sie alle drei ins Kino einzuladen, nicht wahr machen konnte, da waren die Kinder bereitwillig mit Lilian allein gegangen. Nach dem Film hatten sie noch stundenlang zusammengesessen und über seinen tieferen Sinn diskutiert. Wenn das keine Ironie ist, dachte Lilian, als sie die Speisekarte hinlegte, jetzt, wo ich David verliere, gelingt es mir endlich, seine Kinder für mich zu gewinnen. Sie räusperte sich. »Kann ich dir was empfehlen, oder weißt du schon, was du möchtest?« fragte sie. Laurie schüttelte den Kopf. »Bestell du für mich mit.« »Was hältst du von Steak auf Toast?« fragte Lilian. Sie hatte das ausgesucht, was ihr die meisten Kalorien zu haben schien. »Dazu gibt's hier 'ne Riesenportion Pommes frites.«
    »Klingt gut«, antwortete Laurie. Unter ihrem Nicki zeichnete sich das Brustbein ab. Lilian versuchte, ihr Erstaunen über Lauries bereitwilliges Eingehen auf ihren Vorschlag zu verbergen.
    »Wie wär's mit 'ner Suppe als Vorspeise? Die haben hier 'ne köstliche Gemüsesuppe. Hausgemacht, weißt du.« Sie fürchtete schon, sie sei zu weit gegangen, doch Laurie nickte lächelnd. Ihr früher so hübsches, volles Gesicht war blaß und hager, die Augen lagen tief in den Höhlen. Ob Elaine nicht merkt, wie ihre Tochter sich verändert? Warum unternimmt sie denn nichts? Lilian erinnerte sich an Rickie Elfers düstere Erklärung: nervöse Anorexie. Ob sie am Ende recht gehabt hatte? Hungerte Laurie sich vielleicht wirklich zu Tode?
    »Einverstanden. Ich nehm' auch 'ne Suppe.« »Und zum Fleisch 'nen Salat?« wagte Lilian sich vor. Wieder nickte Laurie. »Na fein, ich nehm' dasselbe«, entschied Lilian und sah im Geiste den ungeheuren Kalorienberg vor sich. »Wenn du Lust hast, können wir uns hinterher noch 'nen Nachtisch aussuchen.«
    Laurie blickte sich im Restaurant um. Sie schien fasziniert von all den Fernsehfritzen. Lilian gab die Bestellung auf. Lieber Gott, mach, daß sie wirklich ißt, flehte sie innerlichmit einem Blick auf Laurie. Und wenn sie's nicht tut? Wenn sie wie gewöhnlich nur in ihrem Essen rumstochert, was dann? Wieder ein Vortrag? Noch 'ne tränenreiche Szene? Oder wieder eine von diesen Mahlzeiten, bei denen ich wegschaue und so tue, als gäbe es das Problem gar nicht? Was ist nur mit ihrer Mutter los? fragte sich Lilian wütend. Oder meinetwegen auch mit ihrem Vater. Deren Aufgabe wäre es, dafür zu sorgen, daß das Kind in Behandlung kommt. Und was ist mit ihren Lehrern? Wieso hat von denen keiner was gemerkt? Sie lächelte Davids Tochter über den Tisch hinweg zu. Ihre Lehrer werden akademisch fortgebildet, erinnerte sie sich und dachte, daß dieser AFT ein guter Aufhänger für eine bildungspolitische Sendung werden könnte, falls »Chicagos Stunde« die Probephase überstehen sollte.
    »Hast du mal was von Nancy Drew gelesen?« fragte das Mädchen.
    »Ob ich was von Nancy Drew gelesen hab'?!« Lilian lachte. »Ich hab' alle ihre Bücher verschlungen. Am liebsten mochte ich ›Die verborgene Treppe‹.«
    Lauries Augen leuchteten auf, und um ihren Mund spielte ein Lächeln. »Ich auch«, gestand sie. »Und am zweitbesten gefällt mit Judy Blume.« »Wer?«
    »Judy Blume. Sie schreibt für Teenager. Ich hab' alles von ihr gelesen.«
    »Nein, die kenn' ich nicht«, sagte Lilian. Und doch kam ihr der Name irgendwie bekannt vor.
    »Na ja, du zählst ja auch nicht mehr ganz zu den Teenagern«, kam die Antwort.
    »Da hast du leider recht«, seufzte Lilian, während

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