Ich Will Ihren Mann
gefragt, um wieviel Uhr er stattfindet, und er war so nett, es mir zu sagen. Heute hab' ich etwas früher frei als sonst, und da dachte ich, vielleicht könnte ich mitmachen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen«, wiederholte sie. »Aber natürlich nicht«, sagte Beth und blickte Lilian erwartungsvoll an. Lilian machte sich nicht die Mühe zu lächeln. Was will Nicole hier? fragte sie sich ärgerlich. Als die Jüngere ihren BH aufhakte, wandte sie sich ab. Ich werd' nicht zusehen, wie sie mit ihren Titten angibt, dachte sie und spürte, wie Beths forschende Blicke sich in ihren Rücken bohrten. Sie beschloß, sich nicht umzudrehen, nahm sich vor, die Gegenwart dieses Eindringlings einfach zu ignorieren. Das Spiel war aus, ob es Nicole gefiel oder nicht. Schluß mit der Verstellung und dem höflichen Gerede. Diese Frau hatte klar und deutlich gesagt, daß sie hinter David her sei. Sie hatte in aller Deutlichkeit versichert, daß es sich dabei um keinen Scherz handele, und wie ein Wurm schien sie sich nun tiefer und tiefer in Lilians Leben hineinzubohren: im Gerichtssaal saß sie neben David, während Lilian ein paar Reihen weiter hinten lediglich die Zuschauerin spielte; auf Don Eliots Dinnerparty war sie wieder an Davids Seite, und Lilian mußte zusehen; und jetzt tauchte sie hier auf, schlich sich in Lilians Privatsphäre ein, stellte ihre Reize zur Schau, versuchte, einen Wettstreit zu veranstalten und die angejahrten Konkurrentinnen einzuschüchtern. Platz da für die Attraktion der Saison! Wütend drehte Lilian sich um. Sie würde die Sache ein für allemal aus der Welt schaffen. Doch Nicole kam ihr zuvor. »Ich wollte Sie fragen, ob wir nach dem Kurs miteinander reden könnten«, sagte sie.
»Das halte ich für eine gute Idee«, antwortete Lilian und bemühte sich, ebenso gefaßt zu klingen wie die andere. »Schön.« Nicole wandte sich an Beth. »Entschuldigen Sie mich einen Moment, ich muß mal rasch aufs Klo«, sagte sie und verschwand so plötzlich, wie sie gekommen war. »Um was ging's denn?« fragte Beth. »Ich erzähl's dir später«, entgegnete Lilian, da Rickie Elfer gerade eilig auf sie zusteuerte.
»Puh, fast war' ich zu spät gekommen«, keuchte sie und zog sich das Kleid über den Kopf, unter dem sie bereits ihr Trikot trug. »Habt ihr die reizende Kleine gesehen, die grade hier rauskam? Ich wette, das ist eine von den neuen Trainerinnen. Also die hat vielleicht 'ne beneidenswerte Figur!«
Lilian eilte steifbeinig in den Übungssaal. Ihr war, als ob die Knoten in ihren Schultern sich verhärteten und ihren Nacken umschlossen, bis sie das Gefühl hatte, sie bekäme keine Luft mehr, und atemlos nach Sauerstoff lechzte, während irgendwo hinter ihr Nicole Clark in zartblauer Gymnastikhose und passendem Oberteil geduldig darauf wartete, über ihrem Grab zu tanzen.
»Wollen wir uns hier unterhalten, oder möchten Sie lieber in ein Cafe gehen?« fragte Nicole, als sie Lilian aus dem Saal folgte und sich mit einem Handtuch den Schweiß von der Stirn rieb.
»Gehen wir in den Aufenthaltsraum«, sagte Lilian. Wie die Jüngere es wohl anstellte, daß ihr Haar, obwohl sie ziemlich ins Schwitzen geraten war, immer noch seidig glänzte? Lilian brauchte keinen Spiegel, um zu wissen, daß ihre Mähne aussah, als sei sie mit elektrischem Strom in Berührung gekommen. »Wollen wir erst duschen?«
»Nein«, erwiderte Lilian, der nichts daran lag, ihren nackten Körper mit dem der anderen zu vergleichen. »Bringen wir's so schnell wie möglich hinter uns.« »Ist mir recht«, stimmte Nicole zu. »Bitte nach Ihnen.« Beth Weatherby griff nach Lilians Ellbogen. »Ich geh' jetzt«, sagte sie.
»Gut. Wir sehn uns nächste Woche.« »Ruf mich an, wenn du dich aussprechen möchtest«, bat Beth.
»Danke, das mach' ich.«
»Wiedersehen, Nicole«, rief Beth. »Dafür, daß Sie keinen Sport treiben, waren Sie vorhin einfach fabelhaft.« »Danke schön und auf Wiedersehen«, antwortete Nicole. Beth wandte sich um und ging hinaus. Nicole sah ihr nach. »Sie ist nett.« »Ja, sehr.« »Sind Sie schon lange befreundet?«
»Seit etwa vier Jahren.« Lilian bog um eine Ecke. »Hier lang«, sagte sie kühl.
Nicole folgte Lilian in die Bar. Rickie Elfer war bereits dort. An ihrem Tisch saßen noch zwei Frauen. Sie winkte Lilian begeistert zu. »Kommen Sie, setzen Sie sich zu uns«, rief sie. »Wir sind beim Thema Sex.«
»Später«, lachte Lilian und deutete auf einen leeren Zweiertisch am anderen Ende des Raumes. »Also das
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