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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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dabeisein würde. Den Kurs letzte Woche hatte sie ausfallen lassen, ohne vorher anzurufen oder abzusagen. (»Mir ist einfach alles über den Kopf gewachsen«, hatte sie später erklärt, und Lilian, die eine gewisse Zurückhaltung auf seiten der Freundin spürte, war nicht weiter in sie gedrungen.) Wenn Beth das Bedürfnis hat, sich auszusprechen - falls es überhaupt etwas zu besprechen gibt -, dann wird sie schon von allein zu mir kommen. Sie saß genau auf einer kaputten Sprungfeder, und nachdem sie eine Weile vergeblich hin und her gerutscht war, gab sie die Hoffnung auf, einschlafen zu können. Statt dessen langte sie über den verschmierten Kaffeetisch nach der Morgenzeitung. Jemand hatte den Anzeigenteil geklaut. Jetzt langt's! entschied sie, stand auf und ging zur Tür. Kein Kaffee, keine Kleinanzeigen, keine Gerechtigkeit. Sie dachte an David. Er hatte behauptet, sie würde sich nicht genug anstrengen. Ich hab' mich ja förmlich überschlagen vor lauter Anstrengung, hielt sie ihm im stillen entgegen, während sie die Tür hinter sich schloß und den langen Flur zu ihrem Hörsaal hinunterging. Aber ehrliches Bemühen allein genügt eben nicht immer. Und Fakten sind Fakten. (»Halten Sie sich nur an die Fakten, Mrs. Plumley.«) Ich weiß, daß es ein ehrenwerter Beruf ist, vielleicht sogar einer, der Mut erfordert. Aber es ist eben nichts für mich!
    An der Tür zum Hörsaal blieb sie stehen. Ein paar Studenten drängten sich an ihr vorbei. Sie hatten es eilig, denn sie wollten noch vor dem Läuten einen Platz ergattern. Das Klingelzeichen ertönte, und sie ging hinein.
    »Ein Dokumentarfilm hat eine viel weiter reichende Aufgabe zu erfüllen als die bloßer Nachrichtenübermittlung«,sagte Lilian und versuchte, das unterdrückte Gemurmel im Raum zu übertönen. »Dafür gibt's die eigentlichen Nachrichtensendungen und die Zeitungen. Ein Dokumentarfilm hat verschiedene Funktionen. Eine davon ist es natürlich, die Fakten zu präsentieren. Aber weitaus wichtiger ist es, diesen Fakten Leben einzuhauchen, dem Text Gestalt zu geben, ihn zu veranschaulichen, den Zuschauern klarzumachen, was die Fakten bedeuten. Das alles habe ich Ihnen schon früher erläutert, und es war erfreulich für mich festzustellen, daß Sie es in Ihren Konzepten berücksichtigten. Leider fehlt den meisten dieser Entwürfe wirklicher... Gehalt. Ich weiß nicht, wie ich es sonst nennen soll. Sie breiten da eine Menge Zahlen und Fakten aus, legen dar, wie Sie Ihre Konzeption zu verwirklichen gedenken, aber Sie vermitteln keine Einsicht in die benutzten Statistiken. Sie sprechen das Gefühl des Publikums nicht an.« »Soll das heißen, Sie erwarten Gehalt und Einsicht und Gefühl?« fragte einer ihrer Studenten ungläubig. »Genau das«, sagte Lilian.
    »In einem Konzept?« erkundigte er sich kopfschüttelnd. »Wenn's im Konzept fehlt, dann fehlt's später auch im fertigen Film.«
    Diese Antwort erschien Lilian ein durchaus passender Abgang, und so entließ sie ihre Studenten zehn Minuten vor Stundenschluß mit einer fahrigen Handbewegung. Die Geste war reif für Sandy Dennis, die sie in »Treppauf, treppab« wahrscheinlich auch benutzt hatte. Der einfache Holzschreibtisch, hinter dem Lilian Platz nahm, war von undefinierbarer Farbe. Ihre Augen wanderten zur Fensterseite. Draußen schien die Sonne. Es war ein heißer, nicht zu feuchter Tag. Genau das richtige Wetter, um im Bikini ein Sonnenbad zu nehmen. Wem will ich eigentlich was vormachen? fragte sie sich und wandte der Kitschpostkartenansicht vor dem Fenster ärgerlich den Rücken. Wann hatte sie zum letztenmal eine gute Figur im Bikini gemacht? Das war fünf, vielleicht sogar zehn Jahre her. Wenn es überhaupt je so eine Phase gegeben hatte. Inzwischen hatten jedenfalls Zeit und Stoffwechselstörungen gemeinsam daran gearbeitet, ihre Taille zu ruinieren, und sie war sich durchaus bewußt, wie fest sie jedesmal, wenn sie mit David ausging, den Bauch einzog. Na und wennschon, dachte sie, stand abrupt auf und packte ihre Sachen zusammen. Dafür gibt's schließlich Rita Carrington. Fertig, meine Damen? Und eins und zwei...
    »Ich will mich ja nicht einmischen, Lilli«, sagte Beth Weatherby, während die beiden Frauen ihre Straßenkleidung mit den Gymnastikanzügen vertauschten. »Aber mir scheint, es gibt da ein paar grundsätzliche Punkte, über die du dir Klarheit verschaffen solltest.« »Ich weiß«, seufzte Lilian zustimmend. »Die Frage ist bloß, wie.« Sie sah zu, wie Beth Weatherby

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