Ich Will Ihren Mann
vor einigen Wochen, als sie um genau dieselbe Zeit aus ihrem Alptraum aufgeschreckt war und David sie unter die Dusche geschleppt hatte. Vielleicht würde er es heute wieder tun. Sie spielte mit den Haaren auf seiner Brust. Doch jetzt blieben sie weich und reglos wie das Fell eines satten, zufrieden schnurrenden Katers. Ihr Körper sehnte sich nach seiner Umarmung, nach Zärtlichkeit. Es klickte leise, und plötzlich hallte die Stimme von StevieWonder durchs Zimmer. David tastete mit einer Hand nach dem Radiowecker, stellte ihn leiser und befreite sich aus ihrer Umarmung.
»Zeit zum Aufstehen«, sagte er und rollte sich aus dem Bett.
Lilian richtete sich auf. »Hast du Lust auf 'ne Dusche zu zweit?«
Er lächelte. »Nicht heute, Liebes. Ich hab' 'nen furchtbar anstrengenden Tag vor mir.« Er hielt inne. »Bist du mir böse?«
»Nur enttäuscht«, antwortete sie und versuchte, so tapfer auszusehen wie Ali MacGraw in »Love Story«. »Ich werd's wiedergutmachen.« Er wartete, bis sie sich ein Lächeln abrang. »Dreh dich doch einfach um und schlaf noch 'n paar Stunden.«
»Nein, ich bin hellwach«, sagte sie. »Außerdem hab' ich auch 'ne Menge zu tun. Heut' abend ist schließlich deine Geburtstagsparty.«
»Scheiße, das hab' ich ganz vergessen.« »Du hast doch hoffentlich keine Sitzung?« »Nein«, versicherte er. »Ich glaub' nicht. Ich bin ziemlich sicher, daß nichts anliegt...«
»Bitte versuch' pünktlich zu sein. Ich hab' die ganze Familie eingeladen...«
»Ich werd' mein Bestes tun«, versprach er und verschwand im Flur.
Lilian saß auf der Bettkante und grübelte über Elaines gehässige Geburtstagswünsche nach. Sie muß ihn immer noch unheimlich hassen, dachte sie. Nach all den Jahren, Was kann nur solch einen unerbittlichen Haß in einer Frau erzeugen? Ein Mann, antworteten ihre Gedanken mit der Stimme Rickie Elfers. Ein Mann könnte eine Frau so zu hassen lehren.
»Komm, wir stehn auf und gehen zu Winston zum Brunch!« rief sie, sprang aus dem Bett und zog ihm die Decke weg.
»Was denn nachmittags um zwei?« lachte er, ohne sich zu bewegen. Ihr Blick wanderte über seinen nackten Körper, und sie sah, daß er schon wieder erregt war. »Na schön, dann essen wir eben zu Mittag oder trinken Tee oder irgendwas.« Sie ging ans Fenster und schaute hinaus. Ihre Wirtin saß mit dem Hund in der Sonne. »›Irgendwas‹ klingt gut«, sagte er, stand auf, trat hinter sie und umspannte ihre Brüste mit seinen Händen. »Was machst du da?« Sie lächelte zärtlich und versuchte sanft, sich loszuwinden. »He, was soll das ...« Er stemmte sie in die Höhe und glitt von hinten in sie hinein. »Mrs. Everly ist unten«, jammerte Lilian. »Wenn sie nun raufguckt?«
»Dann sieht sie zwei Menschen, die sehr glücklich miteinander sind.«
»Und ich kann mich womöglich nach 'ner neuen Wohnung umsehen.«
»Wär' mir nur recht«, antwortete er. »Ich finde die Gegend hier immer noch ziemlich unsicher.« Ihr Atem kam stoßweise. »Stimmt«, keuchte sie. »Man weiß nie, wer sich von hinten an einen ranmacht...« Es war gegen vier, als sie endlich aufbrachen. Lilian hatte sich lange nicht mehr so glücklich gefühlt. Sie waren den ganzen Tag zusammengewesen, hatten endlos miteinander geredet und einen Tag voller Zärtlichkeit und Zusammensein genossen. Es schien keine Probleme zu geben, keine Menschen, auf die man Rücksicht nehmen mußte oder deren Gefühle man verletzte. Es gab nichts auf der Welt außer ihrer Liebe füreinander.
»Lächle und winke«, sagte er plötzlich auf dem Weg zum Restaurant.
»Was?« fragte sie. Die plötzliche Härte in seiner Stimme hatte sie aus ihren Gedanken aufgeschreckt. »Du sollst winken und lächeln«, wiederholte er mit zusammengebissenen Zähnen. Ihr war klar, daß irgend etwas nicht stimmte, doch es blieb keine Zeit, um Fragen zu stellen. Sie wandte sich nach rechts, lächelte den beiden Frauen zu, die in einem silberfarbenen Buick auf der anderen Straßenseite saßen, und neigte den Kopf, statt zu winken. Die Frauen erwiderten ihr Lächeln - sah die am Steuer sie nicht auch ziemlich verwundert an? - und fuhren vorbei. Es war eine beklemmende Szene, Lilian spürte, wie ihr Glücksgefühl mit einem Schlag erlosch. »Elaine?« fragte sie, obwohl sie instinktiv die Antwort wußte. Er nickte.
»Wen hatte sie da bei sich?« »Ihre Schwester.«
»Sie sind sehr attraktiv. Sie ... deine Frau... sie ist sehr attraktiv.«
Er nickte wieder.
»Was wird sie wohl gedacht haben, als
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