Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Nicole, und ihre Augen waren plötzlich ganz trocken. (»Ich bin Nicole Clark. Ich will Ihren Mann heiraten.«) »Ich hab' bloß gesagt, daß es mir leid tut, es Ihnen erzählt zu haben.«
    Als Lilian sich wieder gefaßt hatte, war die andere verschwunden.                                   

 
    10
     
     
    Es war Viertel vor sechs, als das Telefon klingelte. David tastete nach dem Radiowecker und versuchte, ihn abzustellen, ehe ihm klar wurde, daß das penetrante Klingeln in seinen Ohren nichts mit Musik zu tun hatte und daß er also noch nicht aufzustehen brauchte. »Nun geh schon ran«, drängte Lilian, die sich schlaftrunken im Bett aufsetzte. »Hoffentlich ist kein Unglück geschehen.« Jedesmal, wenn das Telefon zur Unzeit klingelte, war das ihr erster Gedanke.
    David nahm den Hörer ab. »Hallo?« meldete er sich. »Alles Gute zum Geburtstag«, sang eine Stimme, die sich wie eine Kreissäge anhörte. David starrte seine Frau ungläubig an und hielt den Hörer in die Luft, so daß sie mithören konnte. »Alles Gute, lieber Scheißkerl, und herzlichen Glückwunsch!«
    »Um  Himmels willen,  Elaine, es  ist noch nicht mal sechs.«
    Lilian konnte Elaines Stimme am anderen Ende deutlich verstehen. »Stimmt, aber wenn ich noch 'n paar Minuten gewartet hätte, wärst du schon unter der Dusche. Wie du siehst, hab' ich deine Gewohnheiten nicht vergessen. Ich wollte auf keinen Fall die Gelegenheit versäumen, dich an deinem Geburtstag an meinem Hochgefühl teilhaben zu lassen. Du kommst in die Jahre, mein Alter. Du wirst schon fünfundvierzig, nicht wahr?« »Elaine...«
    »Unterbrich mich nicht, ich muß dir was Wichtiges sagen.«
    »Mußt du doch jedesmal, wenn du anrufst.« »Ich hab' über deine Police nachgedacht.« »Was ist damit?« Lilian und David tauschten über den Apparat hinweg einen verdutzten Blick. »Hast du sie voll bezahlt?«
    David schüttelte angewidert den Kopf. »Worauf willst du hinaus, Elaine?«
    »Na ja«, antwortete sie, »als mir einfiel, daß heute dein fünfundvierzigster Geburtstag ist, da dachte ich plötzlich dran, daß schließlich auch du zu den Sterblichen zählst. Und bei deiner Arbeitsbelastung und deinen übrigen zahlreichen ... na, sagen wir: Verpflichtungen, da wäre es doch immerhin denkbar, daß du eines schönen Tages einfach umfällst und abkratzt.«
    David nahm den Hörer ans andere Ohr. »Elaine, jetzt reicht's. Ich leg' auf.«
    »Also dachte ich, du solltest deine Police ändern.« Lilian konnte Elaines Stimme immer noch so deutlich hören, als läge die Frau zwischen ihnen im Bett. »Du dachtest, ich sollte meine Police ändern«, wiederholte David verständnislos.
    »Du solltest mich einbeziehen.« Sie machte eine Pause, um ihrem Exmann Zeit zu geben, den Sinn ihrer Worte zu begreifen. »Denn nach der jetzigen Regelung stünde ich dumm da, wenn du plötzlich sterben solltest. Ich meine, dann würden doch einfach die Zahlungen eingestellt, oder?«
    David fing an zu lachen. »Eine ausgesprochen erfreuliche Aussicht«, sagte er.
    »Hör mal, ich bin immer noch die Mutter deiner Kinder, und du willst doch bestimmt, daß sie versorgt sind, wenn...«
    »Für meine Kinder ist gesorgt, Elaine.« »Und was wird aus mir?«
    »Wiederhören, Elaine.« David legte den Hörer auf und ließ sich erschöpft in die Kissen fallen. »Mein Gott«, sagte er. »Hättest du das für möglich gehalten?« »Sie läßt keine Gelegenheit aus«, antwortete Lilian und schmiegte sich an ihren Mann. »Wo sie bloß diese Einfälle her hat. Und noch dazu um sechs Uhr morgens ...« »Sie hat letzte Woche jeden Tag im Büro angerufen. Ich hab' mich immer verleugnen lassen.« Lilian fuhr mit der Hand über seine Brust und fühlte, wiedie blonden Haare unter ihren Fingern lebendig wurden und sich an ihrer Haut rieben wie das Fell einer Katze, die an ein Paar nackten Beinen entlangstreicht. Bei dem Gedanken an Katzen kitzelte es sie in der Nase, und sie hob mechanisch die Hand, um ein imaginäres Niesen zu unterdrücken.
    »Warum nimmst du deine Hand weg?« fragte er. »Ich dachte, ich müßte niesen«, antwortete sie und begann erneut seine Brust zu streicheln. »Tiefer«, bat er.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, flüsterte sie, beugte sich über ihn und küßte ihn auf den Mund, während ihre Hand leicht und zärtlich über seinen Körper glitt.
    »Ich werde alt«, murmelte David vor sich hin. »Ach, laß dich doch von Elaine nicht deprimieren!

Weitere Kostenlose Bücher