Ich Will Ihren Mann
Arm nehmen und...«
»Du umarmst doch meinen Vater. Reicht dir das nicht?« Lilian zog ihre Hand zurück. »Ach so!« stieß sie hervor und holte tief Luft. »Also darum dreht sich's. Bist du mir immer noch böse, weil ich deinen Vater geheiratet habe?« »Ich mag nicht darüber reden.« »Aber irgendwann müssen wir darüber sprechen.« »Und wieso?«
»Weil ich möchte, daß wir Freunde werden«, erwiderte Lilian.
»Ich hab' genug Freunde«, gab das Mädchen zurück. »Ich brauch' keine neuen.« »Hast du vielleicht 'n paar Feinde nötig?« fragte Lilian unumwunden. Laurie wandte sich ab. »Sieh mal, Laurie, ich will's dir ja nicht schwermachen, aber du mußt doch auch die Tatsachen akzeptieren. Und es ist nun mal 'ne Tatsache, daß ich mit deinem Vater verheiratet bin. Und ich werd' dafür sorgen, daß das auch so bleibt.« Sie stockte, als ihr bewußt wurde, wie häufig sie in letzter Zeit verbal ihr Recht an David verteidigt hatte. Energisch zwang sie sich, ihre Gedanken wieder auf das Mädchen zu konzentrieren. »Ich wollte dir nur klarmachen, daß du dich an den Gedanken gewöhnen mußt, daß dein Vater und ich miteinander verheiratet sind. Daran wird sich nämlich nichts ändern. Ich liebe deinen Vater, und ob du's glaubst oder nicht, er liebt mich auch. Aber das braucht doch euer Verhältnis nicht zu stören. Er liebt dich, das weißt du doch.« Laurie konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. »Ich seh' ihn nie«, schluchzte sie.
»Du, ich auch nicht«, antwortete Lilian und rückte wieder näher an Laurie heran. »Er hat im Moment wahnsinnig viel zu tun«, fuhr sie fort. »Schau, du hast's doch vorhin selbst erlebt, daß er sogar zu seiner eigenen Geburtstagsparty zu spät kam.« Impulsiv ergriff sie die Hand des Mädchens. »Daß man mit so was fertig wird, auch das gehört zu dem, worüber wir vorhin in der Küche gesprochen haben, zum Erwachsenwerden, weißt du. Du mußt lernen, daß man bestimmte Dinge im Leben einfach akzeptieren muß und daß man sich's nur unnötig schwermacht, wenn man dagegen anrennt. Dadurch, daß du dich zu Tode hungerst, erreichst du gar nichts!«
Laurie riß ihre Hand so heftig zurück, daß Lilian fürchtete, das Mädchen würde sie schlagen. Doch Laurie sprang auf und lief unruhig im Zimmer hin und her. »Wieso hältst du nicht endlich den Mund und läßt mich zufrieden?« schrie sie mit schriller Stimme, die jeden Moment umzukippen drohte. »Warum hast du uns alle nicht in Ruhe gelassen? Du hast dich einfach reingedrängt und alles kaputtgemacht. Du hast mir meinen Vater weggenommen; Du hastmeine Mutter unglücklich gemacht. Sie weint nur noch, du kannst dir ja gar nicht vorstellen, wie sie weint... und alles wegen dir. Dauernd fängt sie irgendwas Neues an, weil sie versucht, meinen Vater zu vergessen. Sie ist so drauf versessen, daß sie kaum noch Zeit für mich hat. Keiner hat Zeit für mich!« Ihr zarter Körper wurde von Schluchzen geschüttelt.
Lilian blieb sitzen, doch sie streckte dem Mädchen die Arme entgegen. »Ich hab' Zeit«, sagte sie. »Komm, Laurie, ich hab' so viel Zeit...« Das Mädchen taumelte auf sie zu.
»Macht doch nich' so'n Krach da drin«, brüllte Jason aus dem Arbeitszimmer. »Ich kann's Fernsehen nicht verstehen.«
Beim Klang seiner Stimme schreckte Laurie zurück. Schlagartig verschanzte sie sich wieder hinter ihrer brüsken Fassade. Ihr Rücken straffte sich, sie hob die Arme und wischte sich die Tränen ab. Jetzt müssen wir wieder ganz von vorne anfangen, dachte Lilian. »Und du hör auf zu telefonieren!« rief sie ärgerlich zu Jason hinüber. Als sie sich Laurie wieder zuwandte, da entdeckte sie plötzlich Elaines Züge im Gesicht des jungen Mädchens. Komisch, dachte sie, ich hätte nie geglaubt, daß Elaine weint. Sie ist also tatsächlich ein menschliches Wesen und nicht bloß 'ne Rechenmaschine. Der Gedanke beunruhigte sie. »Hast du Angst, es wär' unfair deiner Mutter gegenüber, dich mit mir anzufreunden?«
»Ich hab's dir doch schon mal gesagt«, gab Laurie zur Antwort. »Ich hab' genug Freunde.«
Lilian stand auf und ging hinaus. In der Tür hielt sie plötzlich inne. »Ich denke, es wird Zeit, daß ich meinen eigenen Rat befolge«, sagte sie mit dem Rücken zu Laurie. »Ich sollte die Dinge nehmen, wie sie sind, und 's mir nicht unnötig schwermachen.« Sie drehte sich um und suchte den Blick des Mädchens. »Ich werd' dich nicht mehr belästigen, Laurie. Ich werd' dir keine persönlichen Fragen mehr stellenund
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