Ich Will Ihren Mann
so 'n Riesenmittagessen hattest.« »Ich war einfach hungrig«, antwortete er ratlos. »Mensch, ich hatte 'nen wahnsinnigen Kohldampf!« David senkte seufzend den Kopf. »Lilli, kommst du bitte mal her, Spätzchen?« Er wartete einen Augenblick, dann hob er den Kopf und sah sie an. Sie erhob sich vom Bett. Aus dem Nebenzimmer drang undeutliches Stimmengemurmel. Wahrscheinlich machten die anderen sich Sorgen, weil sie so lange fortblieben.
»Komm doch mal her zu mir«, bat er. »David...« »Na komm schon.«
Widerwillig ging sie ihm entgegen. Er schloß sie fest in die Arme.
»O Lilli, ich liebe dich so sehr«, sagte er und küßte sie sanft aufs Haar. »Bitte entschuldige, daß ich so spät komme. Es tut mir wirklich leid. Ich wollte ja pünktlich sein, aber ich kam einfach nicht weg. Bitte versteh doch. Sei mir nicht böse. Ich liebe dich.«
»Deine Tochter hat keinen Bissen angerührt«, sagte sie. Es hatte keinen Sinn, noch länger eingeschnappt zu sein. Sie würde nichts damit erreichen, sondern bloß allen anderendie Laune verderben und auch noch den Rest des Abends versauen. Sie hatte sich durchgesetzt, David hatte sich entschuldigt. Das reichte.
»Elaine hat sie wahrscheinlich mit Milch und Plätzchen vollgestopft, bevor sie herkam.« »Du, dabei fällt mir ein: sie hat angerufen.« »Ich will gar nicht wissen, was sie gesagt hat.« Lilian lächelte. »Deine Schwester und ihr Mann fanden das Stroganow recht ordentlich. Weißt du, sie hatten kürzlich bei Freunden ein wirklich köstliches Stroganow gegessen.«
»Klingt wie 'n richtiger Familienabend. Du, komm her.« »Aber ich bin doch da.«
»Nein«, flüsterte er und deutete auf seine Lippen. »Hier.«
Er küßte sie zärtlich.
»Ziehst du dir auch 'ne andere Hose an?« fragte sie, löste sich aus seinen Armen und setzte sich wieder aufs Bett. »Hmhm«, antwortete er. »Wenn ich dir in Jeans keine Schande mache?«
»Aber nein.« Sie hob gleichgültig die Schultern und nahm die Jacke vom Bett, um sie in den Schrank zu hängen. »Was ist denn das?« fragte sie. Ein weißer Umschlag lag auf der Bettdecke.
»'ne Geburtstagskarte«, antwortete David und schlüpfte in seine Jeans. »Hab' ich von den Jungs im Büro gekriegt.« »Die, mit denen du aus warst?« »Genau.« Er lächelte.
Sie öffnete das Kuvert. Unter dem vorgedruckten Glückwunsch standen sechs Namen. Der letzte sprang ihr sofort ins Auge. Sie starrte so gebannt auf die schwungvolle Unterschrift, daß sie die übrigen gar nicht wahrnahm. Nicki hatte die andere gefühlvoll mit schwarzer Tinte geschrieben.
»Wieso hast du mir nicht erzählt, daß Nicole Clark auch dabei war?« fragte sie und spürte, wie der Ärger wieder in ihr hochstieg.
David antwortete nicht gleich. »Es schien mir nicht besonders wichtig«, sagte er endlich. »Ich hab' dir schließlich auch nicht erzählt, wie die anderen hießen, mit denen ich zusammen war.«
»Du hast aber gesagt: ›ein paar von den Jungs‹.« David breitete in gespielter Verzweiflung die Arme aus. »Aber verstehst du denn nicht, für mich gehört sie eben zu den Jungs. Ich bitte dich, Lilli, machen wir doch keine Staatsaffäre draus. Schließlich war ich ja nicht mit ihr allein.« Lilian schüttelte enttäuscht den Kopf. »Du glaubst doch hoffentlich nicht immer noch diesen Blödsinn, ich meine, daß sie mich heiraten will?« Es klang wie eine Feststellung. »Nun komm schon, Lilli, Eifersucht steht dir nicht.«
»Ich bin nicht eifersüchtig«, wehrte sich Lilian. »Ich bin einfach sauer! Darf ich nicht mal sauer sein?« »Alles war wieder gut, bis ich Nicki erwähnte.« »Du hast sie eben nicht erwähnt! Genau deswegen bin ich ja so stocksauer!«
David schaute sie an. Lilian kannte diesen Blick nur zu gut. Er gehörte zu seiner Rolle des geduldigen, verständnisvollen Vaters. »Findest du das Theater nicht ein bißchen lächerlich?« fragte er. »Sieh mal, jetzt bin ich ja zu Hause. Und das wolltest du doch, oder?« Er lächelte schüchtern. »Du, sei lieb, ich werd' schließlich nicht jünger.« Und wieder ließ sie sich überreden und schmiegte sich in seine Arme.
Der Abend endete so katastrophal, wie er begonnen hatte. Es fing damit an, daß Lilians Kuchen in der Mitte nicht richtig durch war und jeder sich bemüßigt fühlte, darauf hinzuweisen. Dann geriet Davids Schwester Reneé in eine hitzige Debatte mit ihrer Mutter, die damit endete, daß Renée und ihr Mann sich verabschiedeten, noch ehe die Geschenke ausgepackt waren. David fand so
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