Ich will ja nur dich!
darum gebeten, sich um sie kümmern zu müssen – genauso wenig wie ihre Eltern, die sich übrigens nicht mehr gemeldet hatten, seit Brian Liza aus Versehen eine Gehirnerschütterung verpasst hatte.
Deshalb war es leichter, allein zu sein.
Liza rieb sich stöhnend die Schläfen. Sie brauchte unbedingt etwas Ruhe.
»Also, ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich habe nach der ganzen Verkosterei Lust auf ein Eis«, stellte Kelly in diesem Moment fest.
Liza verdrängte die Gedanken an Dare und schüttelte lachend den Kopf. »Eis klingt toll.« Genau wie alles andere, was sie von ihren Problemen ablenkte.
Doch als sie kurz darauf vor der kleinen Eisdiele an der Hauptstraße standen, fiel Liza wieder ein, dass sie hier mit Dare ihre erste einigermaßen freundliche Unterhaltung geführt hatte, gefolgt von einem Kuss.
Sie seufzte. Jetzt bloß nicht daran denken. »Wie läuft es denn eigentlich bei euch?«, erkundigte sie sich bei Kelly, als sie den Laden betraten. »Ich meine, weil du vorhin die Party erwähnt hast, zu der Tess morgen Abend gehen möchte. Dare war davon ja nicht sonderlich begeistert.« An dieser Stelle waren sie unterbrochen worden, weil der Caterer gekommen war.
»Nicht sonderlich begeistert« war die Untertreibung des Jahrhunderts – für Dare war es die reinste Horrorvorstellung, Tess auf eine Party gehen zu lassen. Als er Liza davon berichtet hatte, war das erste Mal in dieser Woche das Eis zwischen ihnen ein wenig geschmolzen. Sie hatte erkannt, wie besorgt er um seine Schwester war, und ihn beruhigt, so gut es ging, aber Worte reichten in diesem Fall nicht aus. Einen Teenager großzuziehen war nun einmal kein Kinderspiel. Dare hatte auch erwähnt, warum seine Brüder und seine Schwägerinnen dafür waren, Tess hingehen zu lassen, und ihre Argumente hatten für Liza durchaus nachvollziehbar geklungen.
Das taten sie für Dare zwar auch, aber ihre Entscheidung ging ihm trotzdem gegen den Strich. Und Liza wusste, wie es war, wenn Dare etwas gegen den Strich ging.
»Stimmt. Ich versuche auch, mir deswegen keine Sorgen zu machen«, räumte Kelly ein. »Aber ich stimme mit Ethan und Faith überein, dass Tess unser Vertrauen verdient hat, und irgendwann muss sie ja mal anfangen auszugehen.« Kelly starrte eine Weile aus dem Fenster, das zur Hauptstraße von Serendipity gelegen war, ehe sie fortfuhr. »Als wir noch in New York gelebt haben, hat sich Tess ernsthafte Schwierigkeiten eingehandelt.«
»Wie ernsthaft waren sie denn?«, erkundigte sich Liza.
Sie nahmen ihr Eis entgegen und gingen zu einem Tisch in der Ecke, um es zu essen.
»Tess war viel mit einer Clique unterwegs, die einen schlechten Einfluss auf sie ausgeübt hat«, berichtete Kelly, nachdem sie sich gesetzt hatten. »Sie hat geraucht und getrunken, aber das war noch das geringste Problem. Eines schönen Tages ist sie mit zwei Jungs und einem weiteren Mädchen bei einem Einbruch erwischt worden. Man hat sie verhaftet und ihr einen Bewährungshelfer zur Seite gestellt, aber es hat alles nichts genützt. Sie war völlig außer Rand und Band. Ich war mit meinem Latein total am Ende.« Kellys Vanilleeis begann zu tropfen. »Schließlich habe ich mich in meiner Verzweiflung an Richard Kane gewandt, der das Erbe von Tess’ Vater verwaltet hat.«
»Ich hatte ja keine Ahnung«, murmelte Liza. »Und wie ging es weiter?«
»Na ja, Richard hat mir erzählt, dass Tess drei Halbbrüder hat, und ich habe Tess kurzerhand bei Ethan abgeladen und ihm gesagt, dass er seinen Mann stehen und sich um sie kümmern soll. Tess brauchte dringend eine feste Hand und eine männliche Bezugsperson, zu der sie aufschauen konnte. Ich kam mir dabei schrecklich feige vor.«
»Ich finde nicht, dass du feige warst. Ich bin sicher, es ist dir nicht leichtgefallen und hat eine Menge Mut gekostet, das zu tun.«
»Das sagst du. Nash war da anderer Ansicht.«
»Aber inzwischen hat er seine Meinung geändert.«
»Weil er schließlich eingesehen hat, dass es für Tess das Richtige war. Sie ist ein völlig neuer Mensch, seit sie hier ist, und das verdankt sie Ethan, Nash und Dare. Hauptsächlich jedoch Ethan.«
»Und umgekehrt haben die Barron-Brüder dank Tess wieder zusammengefunden«, ergänzte Liza. Das hatte Dare ihr jedenfalls erzählt.
Kelly nickte. »Wirf nicht gleich die Flinte ins Korn, was Dare angeht, ja? Er hat immer das Richtige getan und sich dabei selbst aufgeopfert.«
Liza fragte nicht nach, worauf sie damit anspielte. Es war allein an Dare,
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