Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
angelangt waren, vor einem kleinen Haus, das ihm so vertraut war wie sein eigener Name. Im Garten hatte er mit Ethan und Dare gespielt, und auf dem Kreisverkehr vor dem Haus hatten sie das Fahrradfahren gelernt. Er betrachtete das alte Gebäude, das er im Stillen nach wie vor sein Zuhause nannte. Am Fenster des Zimmers, das er sich mit Dare geteilt hatte, klebten noch immer die knallig orangeroten Aufkleber von Feuerwehrmännern. Er fragte sich, ob dort wohl wieder Kinder wohnten oder ob die neuen Besitzer nur zu faul gewesen waren, sie abzukratzen.
»Wo sind wir?«, fragte Kelly und riss ihn damit aus seinen Gedanken.
»Hier sind wir aufgewachsen.« Er deutete auf das Haus, vor dem er angehalten hatte. »Ethan, Dare und ich.«
Kelly musterte ihn abwartend. Sie schien zu spüren, dass es ihm nicht leichtfiel, über die Vergangenheit zu sprechen, und er war ihr dankbar, dass sie ihn nicht bedrängte. Er dachte nicht oft an seine Kindheit, schon gar nicht in der Gegenwart anderer Leute. Er wusste nicht recht, was ihn dazu veranlasste, sich ihr anzuvertrauen. Klar, es lag teils daran, dass sie mit Tess verwandt war, aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass seine Beweggründe eher mit Kelly selbst zu tun hatten. Ihre Einfühlsamkeit und ihre ruhige, verständnisvolle Art machten es ihm leicht.
»Wir standen uns früher sehr nahe; alle drei, auch Ethan«, sagte er, ehe sie ihm weitere Fragen stellen konnte. »Und was unsere Eltern angeht … Unser Vater war ständig unterwegs, und wenn er mal zu Hause war, dann zankte er sich mit unserer Mutter. Meistens darüber, dass er so selten da war. Fakt ist, er hat für die Familie gesorgt, so gut er konnte. Jedenfalls war ich dieser Meinung, bis ich … «
»Bis du von Tess erfahren hast.«
Er nickte und dachte an den Abend vor ein paar Wochen, als Ethan ihn in seine Küche gebeten und ihm eröffnet hatte, dass sie eine Halbschwester hatten. Die Neuigkeit hatte ihn genauso überraschend getroffen wie die bittere Erkenntnis, dass sein Vater eine Affäre gehabt hatte. Nash hatte es zunächst nicht glauben wollen und sogar eine Überprüfung des DNA -Tests gefordert, den Ethan von Kelly erhalten hatte. Seither hatte er genügend Gelegenheiten gehabt, nachzudenken und sich an die Zeiten zu erinnern, als sie noch eine Familie gewesen waren.
»Ich wusste, dass meine Eltern Probleme hatten, aber bei vielen meiner Freunde war es genauso, also habe ich einfach den Kopf in den Sand gesteckt. Ich wollte mir nicht ausmalen, warum sie sich stritten – zum Beispiel, weil mein Vater meine Mutter betrogen hatte.«
Kelly nickte. »Kann ich gut nachvollziehen. Welches Kind denkt schon gern über so etwas nach? Ich wollte mir auch nie ausmalen, was meine Mutter wohl so getrieben hat, wenn sie Nacht für Nacht aus dem Haus gegangen ist.«
Nash sah zu ihr hinüber. Erst jetzt wurde ihm klar, wie wenig er eigentlich über Kelly und seine Halbschwester wusste. »Wie war das für dich und Tess?«
»Oh, nein; versuch gar nicht erst, das Thema zu wechseln. Wir stehen hier vor dem Haus, in dem du deine Kindheit verbracht hast, und deshalb unterhalten wir uns jetzt erst einmal schön über euch Barron-Jungs«, sagte sie mit einem amüsierten Grinsen.
Sie nahm offenbar an, sie hätte ihn durchschaut, doch diesmal steckte hinter seiner Frage ausnahmsweise kein Ablenkungsmanöver – er wollte wirklich mehr über sie erfahren. »Okay, aber glaub nicht, dass du mir die Antwort schuldig bleiben kannst.«
Sie setzte sich etwas bequemer hin, ein Bein untergeschlagen. »Keine Sorge, du kommst schon noch auf deine Kosten.«
Er lachte. »Gut zu wissen.«
»Also, wo waren wir gerade? Ach ja, du hast erzählt, dass ihr euch einmal sehr nahe wart. Warum hat sich das geändert?«, hakte Kelly nach, um mehr über seine Kindheit zu erfahren.
»Du wirst es nicht glauben, aber ich habe gerade vorhin noch gedacht, dass es mir leichtfällt, mich dir anzuvertrauen, weil du nicht nachbohrst.« Er schüttelte belustigt den Kopf, weil sie nun offenbar ihre Taktik geändert hatte.
Kelly grinste. »Du hast schon einmal versucht, die Unterhaltung in eine andere Richtung zu lenken. Ich will nur sichergehen, dass du es nicht noch einmal tust.«
Nash verdrehte die Augen, obwohl es ihm gefiel, dass sie versuchte, die Stimmung mit einem Scherz aufzulockern, selbst wenn das Thema noch so ernst war. Leider war es bei dem, was er ihr gleich sagen würde, trotzdem vergebliche Liebesmüh.
»Ethan und Tess haben viel
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