Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
etwas anbahnen – oder es läuft bereits mehr zwischen euch beiden als du zugeben willst.«
Nash fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Da du die Antwort ja offensichtlich bereits kennst, frage ich mich, warum ich über etwas reden soll, wozu ich mich gar nicht äußern will?«
»Weil ich dein nerviger kleiner Bruder bin, darum.«
Nash marschierte zur Tür in dem Bestreben, sich in sein Zimmer zurückzuziehen und ins Bett zu gehen.
»Sag bloß, du lässt dir von einer Vierzehnjährigen diktieren, wie dein Liebesleben auszusehen hat.«
Nash blieb im Türrahmen stehen und drehte sich um. »Unsinn. Ich möchte Tess bloß nicht noch einen weiteren Vorwand liefern, auf Distanz zu gehen.«
Dare nickte. »Verständlich. Aber die Kleine braucht gar keinen Vorwand. Sie macht, was ihr passt, ganz egal, was du tust.«
So hatte Nash es noch nie betrachtet. »Seit wann kennst du dich so gut mit rabiaten Teenagern aus?«
»Ich bin mit zweien aufgewachsen, und wie du weißt, leite ich außerdem die Aufklärungskampagne zum Thema Drogen und Alkohol an der Highschool. Ich habe tagtäglich mit aufmüpfigen Jugendlichen zu tun. Soll ich dir einen guten Rat geben?«
Warum nicht? Nash war in letzter Zeit nicht gerade sehr erfolgreich gewesen. »Tess weiß bereits, dass sie dich total in der Hand hat. Ich an deiner Stelle würde der Kleinen nicht noch mehr Macht über dich geben.«
Nash nickte bedächtig. »Da ist was dran.«
»Mit anderen Worten: Wenn du mit Kelly ins Bett gehen willst, dann denk daran, dass ihr beide erwachsen seid. Ich sage, nur zu, solange du dich in der Gegenwart unserer Halbschwester in Diskretion übst. Sie wartet nur auf eine Gelegenheit, ihren nächsten Wutanfall zu inszenieren.«
Nash musste wider Willen über die Worte seines Bruders lachen.
»Apropos: Nachdem ich Tess’ Klassenlehrerin kennengelernt und mir Birchwood mal von innen angesehen habe, bin ich nicht mehr sicher, ob das die richtige Schule für Tess ist. Und bevor du irgendetwas sagst: Mein Eindruck hat nichts damit zu tun, dass Ethan die Schule ausgesucht hat.«
»Entspann dich. Mir ist auch schon aufgefallen, dass Tess in letzter Zeit wieder launischer ist. Glaubst du, das hat etwas mit der Schule zu tun?«, fragte Dare besorgt.
Nash zuckte die Achseln. »Keine Ahnung, aber wir müssen dafür sorgen, dass die Angelegenheit nicht eskaliert. Schließlich ist sie bereits einmal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen.«
Dass Tess einen Bewährungshelfer hatte, vor dem sie sich verantworten musste, hatte ihnen Kelly an dem Tag eröffnet, an dem sie ihre Schwester vor ein paar Monaten bei Ethan abgeliefert hatte. Tess war wegen eines Einbruchs und Diebstahls verhaftet worden; aufgrund ihres Alters und der Umstände hatte man jedoch die Anklage gegen sie fallen lassen – sofern sie sich sechs Monate lang nichts zuschulden kommen ließ. Und wenn sie bis zu ihrem 18. Geburtstag keine weiteren Straftaten beging, würde auch der Eintrag aus dem Haftregister gelöscht.
Dare hatte recht. Sie konnten es sich nicht leisten, ihr auch nur die geringste Gelegenheit für einen weiteren Fehltritt zu liefern.
»Kelly hat versprochen, ein Auge auf sie zu haben«, sagte Nash.
Dare grinste. »Und du wirst ein Auge auf Kelly haben, hm?«
Sein Bruder konnte eine Nervensäge sein, aber Nash war trotzdem froh, dass sie wieder unter einem Dach wohnten, selbst wenn es nur vorübergehend war. Die Wohnung gehörte Nash, und Dare war zu ihm gezogen, nachdem sein letzter Mietvertrag ausgelaufen war. Er wollte sich noch etwas umsehen, ehe er entschied, wo er als Nächstes seine Zelte aufschlagen würde. Zwar hatte er sich ein altes Haus in der Stadt gekauft, das er gerade renovierte, aber er wusste noch nicht, ob er dort selbst einziehen wollte. Er zog in Erwägung, es gewinnbringend weiterzuverkaufen und hatte bereits eine entsprechende Anzeige aufgegeben.
»Ich geh jetzt schlafen«, sagte Nash.
»Ich auch. Aber lass dir das, was ich dir gesagt habe, noch einmal durch den Kopf gehen. Wenn du Kelly magst, schnapp sie dir. Du brauchst von niemandem eine Erlaubnis.«
»Richtig. Auch von dir nicht«, schnarrte Nash über die Schulter hinweg, dann ging er in sein Zimmer und schloss die Tür.
Während er sein Hemd auszog und auf das Bett sank, kreisten seine Gedanken um Kelly – aber nicht um den Kuss, wenngleich die Erinnerung daran noch sehr lebendig war. Nein, er dachte daran, wie leidenschaftlich sie Tess verteidigt hatte, und wie entsetzt sie auf die
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