Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
Enthüllung reagiert hatte, dass Dare und Nash vom Staat getrennt worden waren. Daran, wie gut ihm ihr Einfühlungsvermögen und ihre Besorgtheit vorhin getan hatten.
Auch jetzt ließ ihn die Erinnerung an sie nicht los. Vielleicht hatte Dare ja recht – wenn sie sich schon derart heftig zueinander hingezogen fühlten, dann war es vielleicht an der Zeit, sich wie Erwachsene zu benehmen und entsprechend zu handeln.
Sein Entschluss stand fest. Er würde sich nicht länger von seiner halbwüchsigen Halbschwester vorschreiben lassen, was er zu tun oder zu lassen hatte. Nun war an den erhofften Schlaf erst recht nicht mehr zu denken – er wälzte sich die ganze Nacht ruhelos im Bett herum und malte sich aus, wie es zwischen ihm und Kelly weitergehen würde.
Kapitel 4
Kelly wusste nicht, wo ihr der Kopf stand. Richard war nun schon den zweiten Tag in Folge nicht in der Kanzlei erschienen. Er hatte ihr telefonisch mitgeteilt, er sei unpässlich, und sie gebeten, die Stellung zu halten. Die Empfangsdame hatte in der Vorwoche gekündigt, und Richard hatte noch niemanden für sie eingestellt; sprich, Kelly hing den ganzen Tag am Telefon, um die neuen Klienten zu vertrösten, bis Richard wieder auf dem Damm war. Der einzige Lichtblick war die Tatsache, dass sie mit Annie zur Happy Hour in Joe’s Bar verabredet war.
Kelly hatte zunächst gezögert, weil sie Tess nicht allein lassen wollte, doch dann hatte die Kleine verkündet, sie wolle eine Mitschülerin zu sich einladen. Also fuhr Kelly nach Feierabend auf einen Sprung nach Hause, um die Freundin ihrer Schwester zu begrüßen und sich dann wieder auf den Weg zu machen. Rosalita hatte wie üblich nichts dagegen, etwas länger zu bleiben und würde Tess später bei den Hausaufgaben beaufsichtigen. Kurz vor acht brach Kelly auf, und da sich ihre Wohnung direkt über Joe’s Bar befand, legte sie dort noch einen kurzen Zwischenstopp ein und zog sich für ihren ersten Mädelsabend in Serendipity um.
Dann begab sie sich nach unten. Vor der Tür wurde sie bereits von Annie erwartet. Kelly war noch nie abends in Joe’s Bar gewesen. Laut Annie hatte Joe Lockhart das Lokal von seinem Vater übernommen und umgestaltet, nachdem sich dieser zur Ruhe gesetzt hatte. Die Holztäfelung verlieh der Bar eine freundliche, heimelige Atmosphäre; die Beleuchtung tauchte die an der Wand hinter dem Tresen stehenden Flaschen in ein orangefarbenes Licht. Während sie warteten, bis sie an der Reihe waren, stellte Annie Kelly ein paar Leute vor, die sie kannte; teils, weil sie für sie als Buchhalterin tätig war.
Faiths beste Freundin Kate Andrews, die Kelly auf Ethans Hochzeit kennengelernt hatte, blieb kurz stehen und erkundigte sich, wie es Tess in der Schule ging. Stacey Garner, eine fröhliche Blondine, gesellte sich zu ihnen, um ein wenig mit ihnen zu plaudern. Als Kelly hörte, dass Stacey Zahnärztin war, nahm sie sich vor, demnächst einen Termin bei ihr zu vereinbaren. Alle waren so freundlich und liebenswürdig, dass Kelly die Stadt gleich noch ein bisschen mehr ans Herz wuchs.
Zwischendurch unterhielt sie sich mit Annie.
»Wie geht es deinem Vater?«, erkundigte sich Kelly. »Er hat sich heute nur einmal kurz bei mir gemeldet.« Dabei war Richard ein Boss, der nicht gern Aufgaben an andere delegierte.
Annie breitete die Arme aus. »Wenn ich das wüsste! Er behauptet, es sei alles bestens. Mom hat mir erzählt, er hätte Schmerzen in der Brust, aber er sagt, es wäre nur eine Muskelzerrung. Und trotzdem … «
»Ist er zu Hause geblieben«, vervollständigte Kelly ihren Satz.
»Genau. Er hat morgen einen Termin beim Kardiologen, dann erfahren wir hoffentlich Genaueres. Jedenfalls ist er heilfroh, dass du in der Kanzlei nach dem Rechten siehst, solange er weg ist.«
Annies Stimme klang belegt vor Besorgtheit. Kelly konnte es ihr nicht verdenken, und weil sie die Ängste ihrer Freundin nicht noch weiter schüren wollte, sagte sie: »In der Kanzlei läuft alles bestens. Und wie geht es dir ?«
»Ganz gut eigentlich, klopf auf Holz.« Sie verpasste sich selbst eine leichte Kopfnuss und lachte. »Man weiß nie, was kommt, aber im Augenblick ist alles wunderbar.«
»Freut mich zu hören.«
Ein paar Gäste, die vor ihnen an der Bar gestanden hatten, begaben sich auf die Suche nach einem freien Tisch, und Kelly rückte nach, bis sie endlich am Tresen stand.
Dort fand sie sich Joe gegenüber, der mit einem Geschirrtuch die Bar abwischte, ehe er den Kopf hob. »Guten Abend, meine
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