Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
Damen«, sagte er mit seiner samtigen Stimme.
Er schenkte Kelly ein Lächeln, dann erblickte er Annie und beugte sich über die Bar. »Wie geht’s, wie steht’s, meine Schöne?«
Annie errötete. »Ganz gut, und dir?«
»Wunderbar, jetzt, wo du hier bist.«
Kelly hob die Augenbrauen. Joe konnte hervorragend mit Menschen umgehen und sorgte stets dafür, dass man sich in seiner Gegenwart wohlfühlte. Das war wohl auch der Grund, warum sein Lokal so beliebt war. Nun, das und die Tatsache, dass es die einzige Bar in der Stadt war.
Als Kelly vor ein paar Wochen über der Bar eingezogen war, hatte Joe ihr geholfen, die Umzugskisten aus dem Auto hochzutragen, und wann immer sie sich über den Weg liefen, blieb er stehen, um ein paar Worte mit ihr zu wechseln und sie besser kennenzulernen. Er lächelte stets, aber dieses Funkeln in seinen Augen hatte sie bislang noch nie bemerkt.
Hmm.
Kelly musterte die beiden unauffällig. Da Joe mit seinem zerzausten Haarschopf, dem ungebügelten T-Shirt und den ausgewaschenen Jeans und dort die zierliche Annie mit den perfekten blonden Locken, dem Seidentop und den farblich darauf abgestimmten Leggins … Rein äußerlich hatten sie nicht viel gemeinsam, aber das musste ja nichts bedeuten. Kelly fragte sich, auf welchen Männertyp Annie wohl abfuhr, denn Joe hatte eindeutig einen Narren an ihr gefressen.
»Und wie läuft’s bei dir so?«, erkundigte er sich nun, zu Kelly gewandt. »Wie gestaltet sich das Leben dort oben in Ethan Barrons Villa?«
»Nicht übel natürlich. Es ist schön, die Hausarbeit zur Abwechslung nicht selbst erledigen zu müssen. Rosalita ist ein Engel.«
»Wirst du denn überhaupt in dein kleines Apartment oben zurückkehren, nachdem du so ein schönes Leben geführt hast?«, neckte Joe sie.
Kelly lachte.
»Aber klar doch. Alles Gute muss irgendwann ein Ende haben.«
Annie gluckste. »Nicht unbedingt.«
»Du bist also eine Optimistin?«, fragte Joe und musterte sie prüfend, als wollte er mehr über sie herausfinden als nur die Antwort auf diese eine Frage.
Annie zuckte die Achseln. »Ich gebe zu, ich finde es in letzter Zeit nicht immer einfach, zuversichtlich zu bleiben, aber ich gebe mir Mühe.«
Er beäugte sie sichtlich besorgt. »Geht’s dir nicht gut?«
»Doch, doch. Alles bestens .«
»Gut. Aber falls du je etwas brauchen solltest … «
»Das werde ich nicht.«
»Man kann nie wissen.« Er lächelte, sodass seine Wangengrübchen sichtbar wurden.
Und ließ die Schultern hängen, als Annie nur wortlos den Kopf schüttelte.
Kelly verfolgte es mit schmalen Augen, überrascht von Annies abweisender Reaktion.
»Was darf’s denn sein?«, fragte Joe nun und deutete auf die Zapfhähne.
»Das Übliche«, sagte Annie leichthin. »Du kennst mich doch – wenn ich ausgehe, lasse ich mich immer bis zum Abwinken mit Gänsewein volllaufen.«
Joe schien einen Augenblick zu zögern, doch dann nahm er ein großes Glas zur Hand und füllte es. »Einmal Sodawasser für dich.«
Er stellte ihr das Glas hin. »Und was ist mit dir?«, fragte er Kelly.
»Ich nehme dasselbe«, sagte diese und deutete auf das Getränk ihrer Freundin.
Joe kam ihrem Wunsch nach, dann kümmerte er sich um die nächsten Gäste, nicht ohne Annie noch einen letzten hoffnungsvollen Blick zuzuwerfen.
»Du hast seine Gefühle verletzt«, murmelte Kelly. »Er hat dir seine Hilfe angeboten, weil er dich ganz augenscheinlich mag. Und er ist heiß, findest du nicht?«
Allerdings nicht so heiß wie ein gewisser Barron-Bruder, an den Kelly unablässig denken musste, aber das behielt sie wohlweislich für sich.
»Meine Meinung tut nichts zur Sache«, sagte Annie. »Joe liebt es, sich um andere zu kümmern, und er hat gern die Zügel in der Hand, genau wie mein Ex.«
Kelly hob eine Augenbraue und fragte sich, was genau ihre Freundin damit meinte. »Du redest ziemlich viel über deinen Ex. Kann es sein, dass du ihn noch liebst?«
Annie schüttelte den Kopf. »Unsinn.« Sie führte das Glas an die Lippen, und es entging Kelly nicht, dass sie Joe sehnsuchtsvoll betrachtete.
Genauer gesagt betrachtete sie seinen Hintern, aber auch das behielt Kelly für sich. Sie stellte lediglich fest: »Du magst ihn auch.«
Annie seufzte wehmütig. »Sagen wir mal, ich würde mich überreden lassen«, räumte sie ein. »Aber ich weiß, wie aufopferungsvoll er sich um seine Mutter gekümmert hat, die irgendwann zusammengebrochen ist, weil sein Vater ständig hinter allem her war, das einen Rock trug.
Weitere Kostenlose Bücher