Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
keinen Wein bestellt, weil er noch fahren musste. »Auf die Gelassenheit«, erwiderte er und drapierte beiläufig einen Arm über die Rückenlehne hinter ihr.
War er auch ein paar Zentimeter näher gerückt? Denn Kelly fühlte sich plötzlich eingehüllt in seine Körperwärme – dabei hatte sie nicht geplant, sich im Rahmen eines spontanen Abendessens von ihm verführen zu lassen … Oder?
»Was hast du vor, Nash?«, fragte sie ihn ernst.
»Ich möchte den Abend mit einer Frau verbringen, die ich gern besser kennenlernen würde.« Sein Tonfall klang nicht minder ernst.
Sie spielten keine Spielchen mehr. Kelly spürte, dass sie ihn abwimmeln konnte, wenn sie nur abweisend genug war, und zwar ein für alle Mal.
Aber wollte sie das denn? Sie hatte sich eingeredet, dass es das Richtige wäre, aber es war nicht zu leugnen, dass sie etwas füreinander empfanden.
In ihrem Kopf schrillten die Alarmglocken, doch sie ignorierte sie einfach. Sie wollte, was er wollte.
»Ich möchte dich auch besser kennenler nen«, gab sie zu.
»Ich finde, du hast während unserer kleinen Tour durch Serendipity schon so einiges über mich erfahren. Jetzt ist es Zeit, den Spieß umzudrehen.«
Kelly lachte, hatte aber nicht vor, ihm seinen Wunsch bedingungslos zu erfüllen. Sie hatte sich angewöhnt, ihr Herz zu beschützen. Zu oft schon war sie abgelehnt, verlassen und verletzt worden. Nicht immer war es mit Absicht geschehen – im Falle ihres Vaters beispielsweise, während ihre Mutter eine rein egoistisch motivierte Entscheidung getroffen hatte. Und dann war da noch der undurchschaubare Ryan Hayward, der ihr seine Liebe geschworen hatte, nur um kurz darauf doch wieder zu seiner Ex zurückzukehren. Ein Jahr war das nun her, und es tat nach wie vor höllisch weh. Nein, sie würde nicht zulassen, dass ihr das noch einmal passierte.
Was jedoch ihre Vergangenheit vor Ryan anging, war sie durchaus gewillt, Nash einen Einblick zu gewähren. »Eigentlich ist es eine ziemlich traurige Geschichte«, sagte sie.
»Warum denn?« Er begann wie neulich schon mit ihren Haaren zu spielen und wickelte sich eine Strähne um die Finger.
Nicht ablenken lassen, Kelly. Sie räusperte sich. »Das meiste weißt du bereits. Ich habe versucht, Tess großzuziehen, und kläglich versagt. Tja, und jetzt sind wir hier.«
Er hob eine Augenbraue. »Glaubst du wirklich, ich lasse mich so leicht abspeisen?«
»Naja, einen Versuch war es wert.« Sie musterte ihn über den Rand ihres Weinglases hinweg und nahm einen kräftigen Schluck. Sie musste sich erst Mut antrinken.
»Warum fängst du nicht bei dir an statt bei Tess?«, sagte er sanft.
Sie senkte den Kopf. Seine beruhigende Stimme weckte in ihr den Drang, ihm alles zu erklären. »Eigentlich hatte ich ein ziemlich schönes Leben, bis mein Vater starb … Herzinfarkt«, sagte sie, ehe er nachhaken konnte. »Danach hat es nicht lange gedauert, bis sich meine Mutter mit ihrem Boss eingelassen hat. Deinem Vater.« Sie ließ beschämt den Kopf hängen, obwohl es längst eine allgemein bekannte Tatsache war.
Dann holte sie tief Luft. »Was natürlich falsch war, aber es hat für eine gewisse Stabilität in unserer Familie gesorgt.« Wieder musste sich Kelly einen Schluck Wein genehmigen. Nash wartete geduldig ab.
Er spielte weiter mit ihren Haaren und streifte dabei gelegentlich mit den Fingerspitzen ihre Schultern. Kelly spürte die Berührungen durch den dünnen Seidenstoff ihrer Bluse hindurch, als wäre sie nackt.
»Lass dir ruhig Zeit«, sagte er in beschwichtigendem Tonfall.
»Als dein Dad starb, ging es mit meiner Mom rapide bergab. Sie zog mit uns nach New York City, und dort hat sie sich nur noch für Männer und Alkohol interessiert.«
»Also musstest du dich um Tess kümmern.«
Kelly wand sich innerlich, als sie die Bewunderung registrierte, die in seinen Worten mitschwang. Sie hatte sie nicht verdient. »Ich habe mir die Verantwortung für Tess mit unserer Vermieterin geteilt, damit ich zur Schule und später arbeiten gehen konnte. Ich konnte nicht einfach alles aufgeben – ich wollte nicht den gleichen Weg einschlagen wie meine Mutter, die davon überzeugt war, dass sie unbedingt einen Mann brauchte, um zu überleben.«
Nash nickte und schenkte ihr ein warmes Lächeln. »Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass du ein cleveres Mädchen bist.«
Nicht clever genug , dachte Kelly bei dem Gedanken an die vergangenen paar Jahre. »Ich geb mir Mühe.«
»Wie ist das denn nun mit den
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