Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
verlegenes Schweigen, aber nicht zu verlegen. Selbst die Fahrt zum Krankenhaus gestaltete sich, wenn man die Umstände in Erwägung zog, einigermaßen angenehm.
Nash parkte in der Nähe ihres Wagens, und ehe sie aussteigen konnte, legte er einen Arm über die Rücklehne des Beifahrersitzes und sagte: »Ich würde dich gern wiedersehen.«
Ihr Gesicht spiegelte eine ganze Reihe verschiedenster Emotionen wider, die er jedoch nicht so recht interpretieren konnte.
Da sie nicht antwortete, fügte er hinzu: »Und zwar nicht nur, um mit dir zu schlafen.« Natürlich wollte er wieder mit ihr schlafen, aber es kam ihm so vor, als würde sie mit einem Mal zu viel nachdenken, und er hätte alles getan, um dafür zu sorgen, dass sie nicht gleich wieder aus seinem Leben verschwand.
Sie lachte unvermutet, und die Spannung fiel von ihm ab. »Okay, und wozu dann?«
Er grinste. »Ich möchte einfach Zeit mit dir verbringen. Was hältst du davon, wenn wir am Samstagabend mit Tess essen gehen? Ich kenne da ein tolles mexikanisches Restaurant.«
»Versuchst du etwa schon wieder, über meine Schwester an mich ranzukommen?«, fragte sie sichtlich amüsiert.
»Du weißt genauso gut wie ich, dass ich auch Zeit mit Tess verbringen möchte. Wenn ich euch beide sehen kann, umso besser.«
Er ließ den Zeigefinger über ihren Arm wandern, und sie umklammerte den Mantel, den sie auf dem Schoß hielt, etwas fester.
»Essen am Samstagabend mit Tess klingt gut.« Sie war ausgestiegen, ehe er noch etwas sagen konnte.
Wahrscheinlich brauchte sie jetzt erst einmal etwas Abstand. Und nun, da er von Gefühlen überwältigt allein in seinem Auto saß, ging es ihm genauso.
Kapitel 7
Am nächsten Morgen hörte Kelly den Wecker nicht, und als sie endlich aufwachte, war sie schon so spät dran, dass ihr keine Zeit blieb, lange über den vergangenen Abend nachzudenken. Und das war ihr auch ganz recht so, denn sie hatte ihn bereits im Traum ausgiebig verarbeitet. Ihr Körper war an diversen Stellen wund, an anderen spürte sie dafür ein herrliches Kribbeln. Seit Ryan hatte sie praktisch wie eine Nonne gelebt und das auch vollkommen in Ordnung gefunden.
Und dann war Nash gekommen.
Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was sie fühlte und was diese Entwicklung der Ereignisse bedeutete. Richard lag im Krankenhaus, und sie musste sich um die Kanzlei kümmern. Trotzdem war sie ziemlich neben der Spur und zog sich zweimal um, ehe sie sich endlich für ein Outfit entschieden hatte. Der Besuch im Cuppa Café war heute gestrichen – sie würde ohnehin schon viel zu spät kommen.
Kaum hatte sie die Kanzlei betreten, klingelte auch schon das Telefon. Es war Annie, die ihr wie versprochen vom Zustand ihres Vaters berichten wollte. Kellys Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen beim Klang ihrer Stimme und dem Gedanken daran, dass sie die Nacht mit Annies Ex-Mann verbracht hatte. Sie rief sich in Erinnerung, dass Annie ihr versichert hatte, sie habe damals die Scheidung verlangt und sei über Nash hinweg. Außerdem war das alles schon eine ganze Weile her.
Kelly beschloss, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. »Und, wie geht es deinem Vater?«
»Die Operation hat sehr lange gedauert, ist aber den Ärzten zufolge erfolgreich verlaufen.« Annie klang erschöpft. »Er hat die Nacht überstanden und befindet sich zurzeit auf der Intensivstation. Ich halte dich auf dem Laufenden.«
»Okay. Und falls du irgendetwas brauchst, gib Bescheid, ja?«
»Mach ich, danke.«
Kelly bis sich auf die Unterlippe, dann sagte sie: »Soll ich Nash informieren?«
»Danke, aber ich habe ihn bereits angerufen und ihm gesagt, dass du als Nächstes auf meiner Liste stehst.«
»Gut.« Kelly hoffte inständig, dass man ihr ihre Verlegenheit nicht anhören konnte. »Dann kümmere dich jetzt um dich selbst, ja?« Annie versuchte zwar, ihre Krankheit möglichst zu verdrängen, aber Kelly machte sich trotzdem Sorgen um sie.
Sie verabschiedeten sich, und Kelly legte auf und ließ die erfreuliche Neuigkeit auf sich wirken. Richard Kane war nicht nur ein guter Boss, er war ein durch und durch anständiger Kerl. Sie war unglaublich erleichtert, dass alles gut gegangen war.
Zu ihrer Überraschung war nicht allzu viel los; es riefen lediglich einige besorgte Klienten und Kollegen von Richard an, um sich nach seinem Zustand zu erkundigen. Keiner wollte über geschäftliche Belange reden. In einer Kleinstadt war es offenbar üblich, dass
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