Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
schien nicht bereit, ihm reinen Wein einzuschenken.
Kelly brachte Nash noch zur Tür, und auf dem Weg dorthin verspürte sie ein herrliches Kribbeln am ganzen Körper. Es war noch nicht vorbei, und sie musste sich wider Willen eingestehen, dass sie froh darüber war. Für einen One-Night-Stand hatte sie die Nacht mit ihm viel zu sehr genossen, und sie fand es schön, mitzuerleben, wie Nash Tess Schritt für Schritt für sich gewann. Außerdem brauchte er jemanden, der ihm dabei half, sein Gefühlschaos in Bezug auf Ethan und seine Vergangenheit zu sortieren, und sie wollte für ihn da sein, zumindest solange es ihr möglich war.
Und Ryan? Der hatte geschworen, er hätte seine Ex im Griff. Er hatte nichts von einem Privatdetektiv gewusst, hatte ihr aber versprochen, dass er seine Frau gegebenenfalls dazu bringen würde, den Kerl zurückzupfeifen. Kelly glaubte ihm, aber sie musste trotzdem bis auf Weiteres auf der Hut sein. Schließlich hatte sie gerade angefangen, sich hier ein neues Leben aufzubauen, und in diesem Leben sollte Nash eine Rolle spielen. Zumindest momentan.
Tags darauf fuhr Kelly gleich frühmorgens mit Tess in ein Einkaufszentrum, wo sie unter anderem Luftballons mit der Aufschrift WELCOME HOME sowie Girlanden in Schwarz und Lila erstanden. Tess’ violette Haarsträhne war zwar inzwischen fast herausgewachsen, aber an ihren Lieblingsfarben hatte sich deswegen nichts geändert. Für Kelly war das vollkommen in Ordnung, schließlich hatte sich zumindest das Verhalten ihrer Schwester geändert. Sie dekorierten das Wohnzimmer, das Faith äußerst geschmackvoll in Taupe und Cremeweiß eingerichtet und mit ansprechenden abstrakten Gemälden ausgestattet hatte.
Am Sonntagnachmittag trafen dann die Gäste ein, die Tess eingeladen hatte, darunter nicht nur Nash und Dare, sondern auch Faiths beste Freundin Kate, eine hübsche junge Frau mit kastanienbraunen Haaren, sowie – zu Kellys Verblüffung – Faiths Mutter.
Als Kelly ihre Schwester gefragt hatte, warum sie Lanie Harrington dabei haben wollte, hatte ihr Tess in die Augen gesehen und schlicht gesagt: »Weil sie Faiths Mutter ist.« Ein kurzer Satz, in dem eine Menge Aussagekraft steckt , dachte Kelly.
So kam es, dass Kelly ein paar Minuten vor der Rückkehr des Brautpaars Lanie Harrington begrüßte, wegen der sie sich neulich nicht in Faiths Laden getraut hatte. Zu ihrer Überraschung war Lanie weit umgänglicher als damals auf der Hochzeit, was vielleicht auch daran liegen mochte, dass sie diesmal noch nicht so tief ins Glas geschaut hatte. Gleich darauf trudelten Faith und Ethan ein, die nicht mit einer Willkommensparty gerechnet hatten und vollkommen von den Socken waren. Sie waren braun gebrannt und wirkten frisch verliebt und glücklich, wie sich das für ein Brautpaar gehörte.
Nash dagegen sah gar nicht happy aus, stellte Kelly fest, als sie den Blick durch den Raum schweifen ließ. Er war wie ausgewechselt. War das wirklich derselbe Mann, mit dem sie kürzlich derart sagenhaften Sex gehabt hatte? Der Mann, mit dem sie gestern einen so angenehmen Abend verbracht hatte? Er begrüßte Faith und seinen Bruder mit einem gezwungenen Lächeln, und man merkte ihm deutlich an, dass es ihm schier unmenschliche Kräfte abverlangte, einigermaßen freundlich zu ihnen zu sein.
Trotzdem war er hier und gab sich Mühe – für Tess.
Plötzlich wurde Kelly klar, dass sie all ihren guten Vorsätzen zum Trotz im Begriff war, sich in Nash Barron zu verlieben. Wann immer er ihr einen Einblick in seine Vergangenheit gewährte, wann immer er versuchte, mit einer netten Geste seine Halbschwester für sich zu gewinnen, verlor Kelly wieder ein Stück ihres Herzens an ihn. Sie musste wenigstens den Rest vor ihm beschützen , seinen Vorstößen Einhalt gebieten, aber er machte es ihr nicht leicht.
Und genau deshalb war sie, ehe sie es sich versah, auch schon unterwegs zu ihm.
Doch Ethan verstellte ihr den Weg. »Hab ich mich schon dafür bedankt, dass du während unserer Abwesenheit das Haus gehütet hast?«
Kelly lächelte ihn an. Ethan hatte breitere Schultern als Nash, und mit seinen kohlschwarzen Haaren und den schokoladenbraunen Augen wirkte er rassiger als Nash, der blaue Augen hatte. Vom Image des Bad Boy hatte sich Ethan zwar mittlerweile verabschiedet, aber zuweilen huschte wie jetzt ein spitzbübisches Grinsen über sein Gesicht, bei dem zweifellos viele Frauen schwach wurden, nicht nur Faith. Trotzdem zog Kelly den etwas ernsteren mittleren
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