Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
Polizisten ergreifen müssen, bei seiner Loyalität und seinem Drang, die Menschen, die ihm nahestanden, zu beschützen. Er ist ein guter, zuverlässiger Mann, dachte Kelly nicht zum ersten Mal.
Und doch hatte sich Annie von ihm getrennt – und seine Fürsorglichkeit hatte den Ausschlag dafür gegeben. Kelly schüttelte den Kopf und gestand sich zum ersten Mal ein, dass sie ihn niemals verlassen könnte. Ihre Gefühle für ihn waren zu stark – eine Tatsache, mit der sie sich in diesem Augenblick nicht auseinandersetzen wollte.
»Was ist?«, fragte er und riss sie damit aus ihren Gedanken.
»Nichts.« Sie war selbst noch nicht bereit, sich der Wahrheit zu stellen, und sie würde den Teufel tun und ihn mit ihren Gefühlen konfrontieren, zumal seine Welt soeben in den Grundfesten erschüttert worden war.
Er musterte sie mit schmalen Augen. »Du hast den Kopf geschüttelt, als hättest du gerade an etwas Bestimmtes gedacht.«
Mist. Sie hatte vergessen, dass sie für ihn wie ein offenes Buch war. »Ich dachte gerade, wie schade es ist, dass du dich in dieser Angelegenheit nicht an Richard wenden kannst. Er wäre der erste logische Ansprechpartner – und außerdem einer mit der erforderlichen emotionalen Distanz.«
Nash straffte die Schultern. »Er wird mir Rede und Antwort stehen müssen, sobald er fit genug für einen heftigen Schlagabtausch ist.« Er schnappte sich sein Sakko.
»Wo willst du hin?«
»Zu Florence.«
Die Frau, die auf Kelly einen so freundlichen und fürsorglichen Eindruck erweckt hatte und die Nash ganz offensichtlich liebte, als wäre er ihr leiblicher Sohn. Kelly spürte Panik in sich aufsteigen, als sie sah, wie Nashs Wange zuckte und an seiner linken Schläfe deutlich sichtbar eine Ader hervortrat.
Sie leckte sich die trockenen Lippen. »Vielleicht solltest du dich erst einmal etwas beruhigen.« Denn seinen eckigen Bewegungen nach zu urteilen war er kurz davor, vor Wut zu explodieren. Die Anspannung, die von ihm ausging, war beinahe körperlich zu spüren. Vielleicht sollte sie ihn nicht allein zu Florence gehen lassen.
»Nein. Ich habe lange genug auf Antworten gewartet.«
»Dann komme ich mit.«
»Nein.«
Kelly erstarrte, und die Angst umschloss ihr Herz wie eine eisige Hand. Sie ermahnte sich, seinen harschen Tonfall nicht persönlich zu nehmen – er hatte im Augenblick eben sonst niemanden, an dem er sich abreagieren konnte.
Sie trat zögernd einen Schritt näher, doch er reagierte nicht, sondern schlüpfte mit entschlossener Miene in sein Sakko.
»Das ist allein mein Problem. Ich habe jahrelang allein mit ihrer Lüge gelebt, und ich werde auch die Wahrheit allein herausfinden.« Es klang scharf und abgehackt.
»Also gut, wenn du meinst … «, sagte Kelly, wohl wissend, dass sie ihn nicht umstimmen konnte, auch wenn sie anderer Meinung war. »Nur zu, geh und rede mit deiner Mutter. Rede mit Florence.« Sie wedelte mit der Hand, um ihm zu bedeuten, dass er entlassen war.
Er wirbelte herum und stürmte hinaus, und Kelly unterdrückte den Wunsch, ihm nachzurufen, er solle nicht zu hart mit Florence ins Gericht gehen.
Andererseits kannte sie die Umstände nicht und wusste nicht, ob Florence Milde verdient hatte.
Eine Weile stand sie noch da und starrte Nash nach, dann streifte ihr Blick die Mappe, die offen auf dem Schreibtisch lag. Was für ein Durcheinander. Aber sie war nach wie vor der Ansicht, dass sie richtig gehandelt hatte. Nash sollte die Wahrheit über seine Vergangenheit erfahren. Blieb nur zu hoffen, dass sie ihn nicht zerstören würde.
Er brauchte jetzt jemanden, der für ihn da war und ihn verstand. Aber sie hatte er nicht an seiner Seite haben wollen, und Dare war völlig ahnungslos. Im Grunde gab es jetzt nur einen Menschen, der Nash helfen konnte, seine Wut zu überwinden und mit den Tatsachen zurechtzukommen.
Kelly griff zum Telefon. Sie hatte einen Entschluss gefasst. Blieb nur zu hoffen, dass es nicht der falsche war.
»Wie kann es sein, dass man, sobald man aus dem Urlaub zurück ist, unweigerlich das Gefühl hat, man wäre nie weg gewesen?«, fragte Ethan Barron die Frau, die seit etwas mehr als einer Woche die seine war.
Faith werkelte im begehbaren Schrank ihres gemeinsamen Schlafzimmers herum. Hatte sie ihn überhaupt gehört? Er wusste es nicht, und es war auch nicht so wichtig. Er wollte lediglich ein paar Minuten lang an etwas anderes denken, ehe er sich mit der Information befasste, die man ihm soeben telefonisch mitgeteilt hatte. Der Anruf
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