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Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Titel: Ich will vergelten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Hannah
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herein. »Darf ich mal eben, Boss?«
    »Geht es um den Fall?«
    Gormley schob sich hinter ihm in den Raum.
    Robson verstummte.
    »Da hast du deine Antwort«, sagte Gormley. »Ich bin zuerst dran, jetzt mach, dass du wegkommst.«
    Er schlug Robson die Tür vor der Nase zu.
    »Ein bisschen harsch, findest du nicht?«, sagte Daniels.
    Gormley zuckte die Schultern, als wolle er sagen, wie egal ihm das war. Er setzte ein großes Smiley-Gesicht auf, Augen wie Teetassen, die Zähne zeigen wie bei einer Zahnpastareklame. Daniels grinste. Sie hatte ihn schon lange nicht mehr so aufgeregt gesehen, und das konnte nur eines bedeuten. Er wusste etwas, das sie nicht wusste. Etwas Großes, wie es aussah.
    Sie lehnte sich zurück, als er sich ihrem Stuhl näherte, nahm ihre Füße vom Boden, als er ihn vom Schreibtisch wegrollte, damit er besser an ihren Computer herankam. Nach ein paar Tastenanschlägen tauchten auf dem Bildschirm plötzlich Daten auf, die sie noch nicht kannte. Ihr Blick folgte seinem Zeigefinger, als er auf einen Absatz zeigte, in dem es um das verstorbene Kind ging, Sally Makepeace. Daniels beugte sich näher heran und starrte mit großen Augen auf den Bildschirm.
    Die Erkenntnis traf sie augenblicklich.
    Das Datum, an dem Sally gestorben war.
    Der fünfzehnte Mai.
    Morgen.
    Daniels sah auf die Uhr, um sicher zu sein. Wenn Makepeace ihr Mann war – und davon gingen sie beide aus –, dann war es Sallys Tod, der ihn antrieb. Er würde den Jahrestag nicht verstreichen lassen.
    Und wenn er auch nur in der Nähe des Friedhofs Luft holte, dann würden sie ihn dort erwarten.

76
    Regen hämmerte auf das Dach des Toyota. Ein nächtlicher Erdrutsch hatte den ganzen Tag lang die Lokalnachrichten beherrscht. Ein herabfallendes Stück Northumberland hatte sich destabilisiert und war mit Macht auf eine darunterliegende Eisenbahnlinie gestürzt. Dieser mit dem Wetter zusammenhängende Vorfall verhieß nichts Gutes für Jessica Finch oder für Daniels’ Team, das den ganzen Tag darauf gewartet hatte, eine Festnahme durchführen zu können.
    Jetzt war es bereits acht Uhr abends.
    Daniels, die durch die beschlagene Frontscheibe ihres Toyota blickte, fühlte sich zutiefst deprimiert. Aber sie war noch nicht am Ende. Wenn sie bis Mitternacht hier sitzen musste, bitte schön. Sie war sicher, dass Makepeace auftauchen würde.
    Er musste es einfach.
    Naylors Stimme unterbrach die Stille: »7824, wie ist euer Status?«
    »Unverändert, Chef.«
    »Ist das Überwachungsteam noch in Position?«
    »Bestätigt. Zielort gesichert.«
    »Bin auf dem Weg«, sagte Naylor. »Freue mich, meinen Teil dazu beizutragen, over.«
    »Einheit eins«, antwortete Robsons Stimme. »Beeilen Sie sich, Chef. Ich bin vollkommen durchnässt.«
    »Schwachkopf! Der sollte sich glücklich schätzen«, sagte Gormley. »Jessica muss sich entschieden schlechter fühlen. Falls sie überhaupt noch was fühlt, die Arme.«
    Daniels starrte nach vorne. Der Regen war unerbittlich, kein Nachlassen in Sicht. Die paar Leute, die verrückt genug waren, um an einem so scheußlichen Abend draußen zu sein, rannten entweder, oder aber sie zitterten unter ihren Regenschirmen. Starker Schneefall im März. Aprilschauer im Mai. Typisch englisches Wetter. Sie beugte sich vor und nahm ihr Funkgerät vom Armaturenbrett.
    »7824 an Einheit eins. Halten Sie Funkstille, solange es keine Neuigkeiten gibt, over.«
    Gute zehn Minuten vergingen, bevor Robson sich wieder mit ihnen in Verbindung setzte. Und diesmal quengelte er nicht.
    »Einheit eins. Person in Sicht, nähert sich dem Westtor, over.«
    Daniels setzte sich auf, drückte auf ihre Sendetaste. »Ist es unsere Zielperson?«
    Es gab eine lange, angespannte Stille.
    »Ich bin zu weit weg, um ihn zu erkennen … Er trägt eine Jacke mit Kapuze, glaube ich. Ich sehe nur seine Silhouette, eine Straßenlaterne beleuchtet ihn von hinten. Kann ihn nicht erkennen, Boss.«
    Daniels holte Atem. »Alle Einheiten, haltet eure Positionen.«
    Auf dem Friedhof duckte sich Robson, als die Gestalt, die direkt auf ihn zukam, stehen blieb, sich verstohlen umsah und dann weiterging.
    Robson sprach leise in sein Funkgerät. »Subjekt verhält sich verdächtig.«
    »Alle Einheiten in Bereitschaft«, kam Daniels’ Stimme zurück.
    Weiter vorn nahm die Gestalt eine Abzweigung vom Hauptweg. Robson konnte spüren, wie seine Erregung wuchs, Adrenalin durch seine Adern pumpte. Ein Vogel flog aus einem Busch auf, erschreckte ihn.
    Robson holte tief Luft.

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