Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
einander so nah. Wie gesagt, sie war wie eine Tochter für mich.«
Gormleys Telefon klingelte laut im Wagen.
Während er den Anruf annahm, sprach Susan Makepeace weiter: »Meine Tochter ist in meinen Armen gestorben, Inspector. Sie hatte leichte Kopfschmerzen, und im nächsten Moment war sie ein medizinischer Notfall. Sie hatte keine Chance. Ich weiß, dass Jimmy Mr Finch die Schuld gibt, weil er ihn nicht hatte nach Hause kommen lassen, aber es war nicht sein Fehler, war es wirklich nicht.« Sie wischte sich eine Träne aus dem Auge. »Wie sich herausstellte, wäre es sowieso zu spät gewesen. Es ging so schnell.«
Eine so verzweifelte Geschichte hätte Daniels im Normalfall einen Knoten im Magen bereitet, nur dass diese Frau hier nach Strich und Faden log. Oder es bald tun würde, wenn sie es bisher noch nicht getan hatte.
Daniels spielte mit. »Es muss für Sie beide eine sehr schwierige Zeit gewesen sein.«
»Als Sally klein war, war Jimmy nie da. Er war unten im Pub mit seinen Freunden. Das ist die Wahrheit. Und hinterher, nun, sagen wir einfach, da hat er seine Schuld auf Mr Finch geschoben, weil er es nicht ertragen konnte, damit zu leben.« Susan Makepeace seufzte laut und schien etwas ruhiger zu werden. »Nein, Inspector, Mr Finch hat ihn nicht in den Alkohol getrieben. Dem war Jimmy längst verfallen, lange bevor Sally krank wurde. Er wird sich nie ändern.«
»Warum sind Sie dann weggelaufen?« In Daniels’ Ton lag kein Mitleid.
»Brian hat mir erzählt, was er Ihnen gesagt hat, und das hat mehr oder weniger bestätigt, was ich mir schon ungefähr eine Woche lang gedacht hatte. Ich konnte Mr Finch danach nicht mehr in die Augen sehen. Ich bin mir sicher, Sie verstehen das.«
Schlaue Antwort. »Wusste Townsend, wer Sie sind?«
Susan Makepeace schüttelte den Kopf. »Das wusste niemand.«
»Er war mit Ihrem Mann gut befreundet gewesen, oder?«
»Armeekumpel, ja. Aber wir haben ihn nie privat getroffen. Zumindest ich nicht.«
Gormley drehte sich auf seinem Sitz um. »Boss, das musst du hören. Es ist Robbo.«
In Gormleys Blick lag eine Botschaft, als er ihr das Telefon hinhielt. Das hier ist sehr wichtig. Daniels entschuldigte sich bei Susan Makepeace. Aber die Frau hatte sich bereits abgewandt und starrte leer aus dem Seitenfenster, während die Landschaft vorbeiglitt.
Daniels hob das Telefon ans Ohr.
Robson hörte sich aufgeregt an. »Jemand hat gegen zwei Uhr Makepeaces Telefon angerufen. Ich habe das erst vor zehn Minuten entdeckt, als ich seine Habseligkeiten an mich genommen habe. Es ist eine Nummer, die er ständig anruft.«
»Wissen wir, wer?«
»Nein.«
»Nicht im System?«
»Und auch nicht registriert.«
»Bleib dran.« Daniels schnippte mit den Fingern. »Stift, bitte, Hank. Auf dem Armaturenbrett.«
Gormley ergriff den Stift, auf den sie zeigte, und gab ihn ihr, zusammen mit einem Stück Papier, das er aus seiner Tasche gezogen hatte. Daniels widmete sich wieder ihrem Anruf und schrieb die Nummer auf, wie Robson sie ihr diktierte. Sie dankte ihm und legte auf. Sie sah zur Seite und starrte auf den Hinterkopf von Susan Makepeace, fragte sich, ob sie aufrichtig war, und war sich beinahe sicher, dass nicht. Die Frau hatte ihr Gesicht an die Scheibe gepresst, sah hinaus und drehte sich nicht um, als das Telefongespräch zu Ende war.
Daniels hielt immer noch Gormleys Telefon in der Hand. Sie fing seinen Blick im Rückspiegel auf und tippte die Nummer ein, die sie soeben aufgeschrieben hatte, dann wartete sie … Sekunden später klingelte ein Telefon im Wagen. Jetzt drehte sich Susan Makepeace um, mit eiskaltem Gesichtsausdruck.
Sie wusste, man hatte sie durchschaut.
81
Daniels fühlte sich ihrer Kraft beraubt, als sie darüber nachdachte, was sie als Nächstes tun sollte, während der BMW in Richtung Norden fuhr. Ein weiteres »Kein Kommentar«-Verhör auf der Station war mehr, als sie glaubte ertragen zu können. Susan Makepeace saß ruhig neben ihr, nicht länger die bescheidene Haushälterin. Etwas in ihrem Kopf war umgeschaltet, sobald sie wusste, dass man sie überführt hatte, und ein bösartiges Grinsen war auf ihr Gesicht getreten, das die Detectives zu der Annahme brachte, dass sie dem Beispiel ihres Exmannes folgen und sich weigern würde, mit ihnen zu kooperieren.
Denk nach, Kate! Reiß dich zusammen.
Es war an der Zeit, ein paar Knöpfe zu drücken, eine Reaktion zu provozieren. Daniels war es egal, wie sie die Information von Susan Makepeace bekam, solange sie
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