Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Titel: Ich will vergelten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Hannah
Vom Netzwerk:
war ihr Name.«
    »Und seitdem hat sie sich nicht gemeldet, per Telefon, SMS , E-Mail …?«
    Sie schüttelten beide den Kopf.

10
    Es regnete in Strömen, als sie auf dem Parkplatz von Housesteads hielten und sich auf den kurzen, grausigen Weg über die Felder machten, dorthin, wo Amy Grainger den Tod gefunden hatte. Das Tatortzelt war inzwischen abgebaut. Stattdessen hatten die Beamten der Mordkommission einen diskreten Blumenstrauß abgelegt, um den Ort zu markieren. Unter einem großen Regenschirm nahmen Mr und Mrs Grainger sich einen Augenblick der Zusammengehörigkeit und des stillen Gedenkens lang an den Händen, bevor sie mit Daniels zu deren Auto zurückgingen.
    Der Toyota fuhr schnell in Richtung Süden, und der Regen ließ nach. Daniels sorgte sich um ihre Passagiere. Amys Mutter war in einem Zustand schweren Schocks, hielt die Augen starr geradeaus gerichtet, sah und hörte nichts. Beinahe katatonisch. Mr Grainger hatte den Arm um sie gelegt. Er starrte mit leerem Blick aus dem Fenster auf eine Landschaft, die so schön war, dass es einem den Atem raubte, selbst an einem so düsteren, feuchten Tag. Die überwältigende Umgebung konnte ihn nicht rühren, ein gebrochener Mann, eine zerrissene Seele. Er hätte genauso gut in die Hölle blicken können, dachte Daniels, als sie ihn im Rückspiegel ansah.
    »Amy hätte es hier gefallen …« Er erwiderte ihren Blick. »Wussten Sie, dass sie die Landschaft studierte?«
    »Nein, das wusste ich nicht.«
    Daniels verfiel in Schweigen, verinnerlichte diese neue Information. Wenn Amy keine Medizinstudentin war, warum hatte sie dann ein medizinisches Lehrbuch gekauft? Grundsätze der Anatomie und Physiologie , gemäß der Quittung, die Stanton in der Tasche ihrer Jeans gefunden hatte, im Buchhandel für um die fünfundvierzig Pfund.
    »Umweltirgendwas oder so.« Mr Grainger verlor allmählich die Selbstbeherrschung.
    Die Augen wieder auf die Straße vor ihnen gerichtet entdeckte Daniels eine Haltebucht. Sie blinkte und lenkte dorthin, wobei sie den Toyota so weit von der Straße entfernt parkte, wie sie konnte. Sie stellte den Motor ab und drehte sich zu ihren Passagieren um. Mr Grainger nahm die schlaffe Hand seiner Frau in die seine und sah wieder zum Fenster hinaus. Es war jetzt heller. Der Regen hatte aufgehört, der Himmel sah weniger bedrohlich aus, und eine Spur von Blau tauchte zwischen den leeren Wolken auf.
    »Amy liebte es, draußen zu sein«, sagte Mr Grainger wehmütig. »Sogar als sie noch klein war, konnten wir sie nie dazu bringen reinzukommen. Sie liebte Pflanzen, Tiere. Das Leben war für sie ein einziges großes Abenteuer, von dem Tag an, an dem sie geboren wurde. Was ich nicht verstehe, ist, warum sie hier war, so weit weg von zu Hause. Wie ich schon sagte, sie versäumte nie einen Tag Unterricht. Sie hätte nicht einfach geschwänzt, ich weiß, dass sie das nicht getan hätte.«
    »Ich werde mit ihren Kommilitonen sprechen müssen.« Daniels war dankbar, dass einer ihrer Passagiere imstande war zu reden. Sie erinnerte sich an Gelegenheiten, bei denen keiner der Elternteile eines Mordopfers Worte hatte finden können. Andere wüteten gegen die Ungerechtigkeit, einen geliebten Menschen verloren zu haben; waren nicht in der Lage, Haltung zu bewahren, nicht in der Lage, den Untersuchungsbeamten in den wichtigen Stunden, nachdem die Leiche gefunden wurde, zu helfen. Sie musste Amys letzte Aktivitäten nachvollziehen, erfahren, wer der letzte Mensch war, der sie lebend gesehen hatte – und wo. »Stand Amy jemandem an der Universität besonders nah?«
    »Nicht dass ich wüsste.« Mr Grainger rieb sich die Stoppeln am Kinn. »Aber sie hatte eine Menge Freundinnen. Sie war eine typische Studentin … hat gern gefeiert, aber ansonsten hart gearbeitet.«
    Daniels gab ihrem Verständnis mit einem Nicken Ausdruck. »Hat sie gearbeitet – abgesehen von ihrem Studium, meine ich?«
    »Sie hatte einen Teilzeitjob in der Bar der Studentengewerkschaft. Sie sagte, sie wolle keinen Kredit, sie wollte nicht in die Schuldenfalle geraten oder Jen und mir auf der Tasche liegen.«
    Mrs Grainger brach wieder zusammen und vergrub ihren Kopf an seiner Schulter.
    »Sie hört sich nach einem lieben Mädchen an«, sagte Daniels.
    »Das ist sie, war sie …« Mr Grainger biss sich auf die Lippe. »Das beste.«
    Er tätschelte seiner Frau die Hand und zwang sich zu einem Lächeln. Daniels fragte, ob er bereit sei, die Reise fortzusetzen. Er verneinte. Er bat, noch eine Weile

Weitere Kostenlose Bücher