Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
ich es mit etwas mehr Mitgefühl getan hätte.« Daniels kritzelte ihren Namen, schrieb Datum und Uhrzeit zu ihrer Unterschrift dazu. Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Jetzt hauen Sie ab, und lassen Sie mich meine Arbeit machen!«
Der Beamte schlug das Buch zu und ging schnell aus dem Raum. Sie nickte in Gormleys Richtung, gab ihm zu verstehen, dass sie bereit war anzufangen. Der wiederum wandte sich leise an Mr Grainger, der unwillig schien, seine Frau allein zu lassen, wenn auch nur für einen Augenblick. Daniels trat vor und versicherte ihm, dass es nicht lange dauern würde. Schließlich ließ er die Hand seiner Frau los und ging vorsichtig auf den Kasten mit den Beweisen zu.
Bevor sie ihn öffnete, empfahl Daniels ihm leise, seine Frau zum Arzt zu bringen.
Mr Grainger nickte. »Sobald wir Amy nach Hause geholt haben. Es müssen Vorbereitungen getroffen werden, Leute müssen benachrichtigt werden, ihre Großeltern natürlich …« Er zögerte, voller Schmerz bei dem Gedanken, was er ihnen würde sagen müssen. »Dann noch ihre Paten, ihre Freunde …« Er sah Daniels an. »Glauben Sie, Bardgett ist das beste Beerdigungsinstitut? Ich muss einen angemessenen Sarg aussuchen. Und Blumen … weiße Lilien … Amy hat Lilien geliebt.«
Daniels und Gormley wechselten einen Blick.
Sie wussten beide, dass es lange dauern konnte, bis der arme Mann seine Tochter zurückbekommen würde. Eine forensische Untersuchung würde eröffnet und höchstwahrscheinlich vertagt werden müssen. Es konnte sogar zu einer weiteren Autopsie kommen. Jeder Strafverteidiger, der seinen Namen verdiente, würde sie beantragen. Daniels suchte nach den richtigen Worten, um Mr Grainger diese Information näherzubringen, ohne ihn allzu sehr zu quälen. Er hatte ihr Zögern bereits bemerkt.
In Momenten wie diesem wollte sie am liebsten weglaufen und sich verstecken.
»Ich fürchte, Sie können Amy noch nicht mit nach Hause nehmen.« Sie sah ihm ins Gesicht, um sicherzugehen, dass auch verstanden wurde, was sie sagte. »Ich weiß, wie schwer es für Sie ist, das zu akzeptieren, aber wir können sie nicht zur Bestattung freigeben, bevor der Gerichtsmediziner …«
»Sie ist meine Tochter!«
»Es tut mir wirklich leid …«
»Sie können sie nicht behalten! Warum sollten Sie das tun wollen?« Mr Grainger hielt ein Schluchzen zurück und sah seine Frau an. Sie starrte mit leerem Blick auf den Boden, zu traumatisiert, um auf die Diskussion zu reagieren, die nur ein paar Meter entfernt von ihr stattfand. Er nickte kurz und resigniert. »Entschuldigen Sie bitte, Detective, daran hatte ich nicht gedacht.«
»Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie über alle Entwicklungen informiere, wenn und sobald ich kann. Und sobald wir hier fertig sind, besorge ich jemanden, der Sie nach Hause bringen kann.«
Mr Grainger schien mit jeder Sekunde, die verstrich, vor ihren Augen zu altern. Aber er war noch nicht fertig, konnte Daniels sehen. Sie bereitete sich auf die Frage vor, die zu stellen er kaum über sich brachte.
»Wie ist sie …?« Er beendete den Satz nicht.
»Wir haben eine Autopsie vorgenommen. Wir wissen genau, wie Amy gestorben ist …« Daniels wählte ihre Worte vorsichtig. »Ich kann Ihnen mit Sicherheit sagen, dass sie nicht gelitten hat. Wir haben Beweise für große Mengen Drogen in ihrem Körper …«
»Nein, das kann ich nicht glauben!« Er schüttelte heftig den Kopf und sprach leise, damit seine Frau ihn nicht hörte. »Amy würde nie Drogen nehmen. Sie war ganz und gar dagegen, immer schon.«
Daniels nickte. »Der Pathologe und ich, wir glauben, dass die Drogen ihr von jemandem verabreicht worden sind. Wir können natürlich nicht hundert Prozent sicher sein, aber wir gehen zumindest davon aus.«
»Ich verstehe …« Amys Vater schien dadurch etwas getröstet zu sein. Mit Entsetzen blickte er auf den Kasten mit dem Beweismaterial hinunter, dann zurück zu Daniels. »Machen Sie bitte weiter. Sie sind sehr gut zu uns gewesen. Meine Frau und ich wissen das mehr zu schätzen, als Sie sich vorstellen können.«
Daniels griff in die Kiste. Sie nahm eine Plastiktüte heraus, die das erste Kleidungsstück enthielt: einen grünen Schal, wie es auf dem Etikett stand. Sie legte ihn flach auf den Tisch, damit Mr Grainger ihn sich genau ansehen konnte.
»Das ist nicht Amys!« Mrs Grainger spuckte die Worte beinahe aus. Ihr Mann drehte sich zu ihr herum. Daniels tat es ihm nach. Von Hank Gormley gestützt kam die Frau auf die Füße und
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