Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
hierzubleiben, sagte, dass er sich hier seiner Tochter näher fühlte. Er würde diesen Ort in den kommenden Jahren immer wieder besuchen. Daniels wusste, dass er es ernst meinte. Sie drehte dem Ehepaar den Rücken zu, versuchte, sich unsichtbar zu machen, den beiden ein paar ruhige Augenblicke des Nachdenkens zu gestatten.
»Haben Sie Amys Handy gefunden?« Die Worte blieben in Mr Graingers Kehle stecken, als er sie aussprach. »Sie hatte es immer angeschaltet, nicht, Jen? Darin finden Sie zweifellos die Daten ihrer Freunde.«
Sein Kommentar hing in der Luft.
Daniels drehte sich um und sah ihn an, gezwungen zuzugeben, dass kein Handy bei Amys Leiche gefunden worden war. Auch keine Handtasche. Mr Grainger wurde plötzlich wütend, fing an, sich darüber auszulassen, dass derjenige, der für Amys Tod verantwortlich war, noch die privaten Dinge seiner Tochter hatte. Sie hatten kein Recht dazu. Was für Tiere waren diese Leute?
Gute Frage.
»Hatte Amy eine Freundin, die Medizin studiert?«
»Nein, ich glaube nicht. Warum fragen Sie?«
»Wir haben eine Quittung für ein medizinisches Lehrbuch in der Gesäßtasche ihrer Jeans gefunden.«
»Sie hat keine Jeans getragen«, sagte Mrs Grainger leise. »Sie hat nie Jeans getragen.«
11
Ein Mann in blauer Uniform winkte den Fiesta durch ein Sicherheitstor auf dem Vorfeld des Newcastle International Airport. Nachdem er an einem Schild vorbeigefahren war – NUR FÜR AUTORISIERTES PERSONAL –, parkte DS Robson an der Giebelseite eines einstöckigen Hauses auf der rechten Seite. Während er seinen Schlüssel aus dem Anlasser zog, erschien ein Mann in Zivilkleidung am Wagen und hielt seinen Ausweis hoch.
Robson stieg aus und tat dasselbe.
» DS Robson«, sagte er. »Danke, dass Sie mich so kurzfristig empfangen.«
»John Hobbs. Freut mich, Sie kennenzulernen. Kommen Sie mit.«
Hobbs’ Büro war schlicht, würfelförmig mit Fenstern: ein Schreibtisch, zwei Stühle und ein Aktenschrank, dessen oberste Schublade offen stand. Er saß still da, während Robson den Grund seines Besuches erklärte und die Notwendigkeit, ihre Unterhaltung streng geheim zu halten. »Um genau zu sein, wir untersuchen einen Vorfall, der sich vorgestern Nacht ereignet hat.«
Robson sprach weiter, und Hobbs’ Gesicht erbleichte. Nach seinem Aussehen zu urteilen hörte er nur Satzbruchstücke. Es war nicht das erste Mal, dass Robson so etwas beobachtete, wenn Leute erschreckende Neuigkeiten erfuhren. Es war, als wären ihre Hirne nicht richtig verkabelt. Als könnten sie nicht die richtigen Verbindungen herstellen. Als wären sie unfähig, die morbiden Daten zu bewältigen, mit denen Polizisten sich täglich befassten. Und das Resultat? Sie nahmen Schnipsel von Tatsachen auf, die sie nicht ganz fassen konnten: eine junge Frau … gefallen oder gestoßen … Flugzeug … Wahrscheinlichkeit, die Schuldigen zu finden …
»Mr Hobbs?«
Hobbs kam aus seiner Trance. »Entschuldigung, was haben Sie gesagt?«
»Ich habe gefragt, wie wahrscheinlich es ist, dass wir die Verantwortlichen finden.«
»Das hängt davon ab, ob der Pilot eine Lizenz hat oder nicht. Sind Sie sich Ihrer Fakten ganz sicher?«
Robson zog eine Augenbraue hoch. Als würde ich fragen, wenn ich es nicht wäre!
Hobbs wurde rot. »Ja, tut mir leid. Ich kann dieses schreckliche Bild nicht aus dem Kopf bekommen.«
Robson versuchte, ihn weiterzubringen. »Was ist mit dem Radar?«
Draußen wurden Flugzeugmotoren auf Touren gebracht, ertränkten Hobbs’ Stimme. Er sah aus dem Fenster, als eine 747 anfing, auf der nächsten Startbahn zum Abflug zu fahren. Robson hasste es zu fliegen, und das Geräusch ließ ihn schaudern. Allein schon zum Flughafen zu fahren hatte ihm Herzrasen beschert. Glücklicherweise bemerkte der Mann ihm gegenüber sein Unbehagen nicht.
Der Lärm verging.
»Radar?«, wiederholte Robson. »Könnte es einen Eintrag geben?«
»Ich fürchte, nein. Wenn er sein Funkgerät nicht während des Fluges benutzt hat, gibt es keine Tonspur. Alles, was wir da sehen würden, wäre ein Punkt auf dem Monitor.«
»Das ist es, was unser Luftunterstützungsteam mir auch gesagt hat. Was, wenn wir das Flugzeug finden könnten?«
»Sind Sie sicher, dass es sich um ein Flugzeug handelt?«
Robson schüttelte den Kopf. »Wäre es nicht viel schwieriger, einen Hubschrauber zu kontrollieren und gleichzeitig einen Körper hinauszuwerfen?«
»Schwieriger ja, aber nicht unmöglich, wenn man sich ein bisschen auskennt.«
»Sogar ohne
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