Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
könnten, wäre das hilfreich.«
»Die können Sie in einer Stunde haben«, sagte Finch.
Er öffnete eine Schreibtischschublade, nahm eine Visitenkarte des fraglichen Künstlers heraus, einer Frau namens Fiona Fielding, und übergab sie ihnen. Sie dankten ihm und begannen, das Haus nach Hinweisen zu durchsuchen. Ihre Suche war erfolglos. Zwei Stunden später begleitete sie Mrs Partridge nach draußen. Daniels spürte den Blick der Frau im Rücken, als sie zu ihrem Wagen ging und Robsons Nummer eintippte. Die Lichter des Toyota leuchteten auf, und die Türschlösser klickten.
Robson nahm ab. »Was gibt’s, Boss?«
»Was gibt’s nicht? Berufen Sie für Punkt vier Uhr eine dringende Teambesprechung für alle ein. Außerdem rufen Sie bitte Bright an, und sagen Sie ihm, dass es bestätigt ist: Amy Grainger hat Jessica Finchs Kleidung und Schmuck getragen. Ich will, dass die Haupteinsatzzentrale bereitgemacht wird. Die Fälle sind jetzt miteinander verknüpft, und wir können sie nicht von einem Cottage in der Wildnis von Northumberland aus lösen. Wir müssen das anders regeln. Ich werde dem Chef Bescheid geben, dass wir alle zurück in die Stadt ziehen, so schnell wie möglich. Außer Ihnen. Sie würde ich gern noch ein paar Tage da oben lassen, damit Sie die Dinge von da aus koordinieren.«
Es gab eine kurze Pause.
»Robbo? Sind Sie einverstanden?«
»Kein Problem. Wollen Sie alle in der Besprechung haben?«
»Wenn irgendwie möglich, ja …« Sie ließ den Motor an und fuhr los, wobei Finch sie vom Fenster seiner Bibliothek aus beobachtete. »Und nur zur Information, es ging nicht ums Geld. Die Kette ist unbezahlbar.«
Daniels legte auf. Wenn Raub nicht das Motiv war, was war es dann? Jemand bedrohte Finch, aber mit welchem Ziel? Es waren noch keine Forderungen gestellt worden.
»Du denkst wieder«, sagte Gormley. »Ich kann von hier aus hören, wie sich die Zahnrädchen drehen.«
»Der fehlende Kontakt mit Jessicas Entführern beunruhigt mich …« Daniels fuhr langsamer, als die Tore des Herrenhauses sich öffneten und ihnen gestatteten, den Landsitz zu verlassen. »Es gibt nur einen Grund, den ich mir dafür denken kann. Amy Grainger sollte Finch eine deutliche Warnung zukommen lassen.«
»Schöne Warnung!«, sagte Gormley.
»Da muss ihn jemand wirklich hassen. Wenn wir rausfinden, weswegen, dann haben wir unseren Mann.«
Gormley bereitete sich auf die Fahrt nach Newcastle vor, indem er es sich in seinem Sitz bequem machte. Sie hatten bisher noch nicht über Daniels’ Abwesenheit von ihrem Job gesprochen, über das Unwohlsein, das es ihr bereitete, zurück zu sein, das Selbstvertrauen, das sie verloren hatte. Tatsache war, dass sie sich in den letzten paar Tagen kaum gesehen hatten, was im normalen Wochenablauf sonst nicht vorkam.
Daniels ihrerseits war sich bewusst, dass Hank seine eigenen Probleme hatte, die er regeln musste, und zu denen wollte sie nicht noch beitragen.
Sie sah ihn an. »Wie geht’s Julie?«
»Warum fragst du?« Es war beinahe ein Grunzen.
»Ich will mich nur mit dir unterhalten. Hast du von ihr gehört?«
»Nichts Zivilisiertes.«
»Ryan?«
»Was ist das hier, ein Fernsehquiz?«
Wenn Gormleys Sinn für Humor zum Vorschein kam, bedeutete das gewöhnlich, dass er keine Lust hatte zu reden. Daniels fragte sich, was da wohl los sein mochte. Normalerweise war er nicht so geheimniskrämerisch, und sie hoffte, dass sein Schweigen kein Anzeichen dafür war, dass die Dinge bei ihm zu Hause sich weiter verschlechtert hatten. Sie hätte seine Frau und seinen Sohn nicht erwähnen sollen. Jeden Moment würde ihr Detective Sergeant jetzt die Arme verschränken, die Augen schließen und sich wie eine Fledermaus in seinen Sicherheitsgurt hängen, sodass sie ihn nicht weiter ausfragen konnte.
»Das heißt dann wohl nein?« Sie beschleunigte in einer Kurve.
»Warum sprechen wir stattdessen nicht über Jo?«
Daniels verstummte. Er sprach von der Profilerin Jo Soulsby. Über sie zu reden war das Letzte, was sie wollte. Als sie zum letzten Mal miteinander gesprochen hatten, war es ihr mehr vorgekommen wie eine Therapiestunde bei einem professionellen Berater als wie eine Unterhaltung zwischen Freundinnen, ganz zu schweigen von ehemaligen Geliebten, die einander immer noch anziehend fanden. Sie vermisste Jo mehr, als sie zugeben wollte, sogar sich selbst gegenüber. Sie vermisste ihren Geruch, ihr Lachen, ihre Berührung – einfach nur dieselbe Luft zu atmen wie sie.
Sie wollte damit
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