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Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Titel: Ich will vergelten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Hannah
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auch nicht so draufgängerisch im Leben, wie ihr Vater Daniels hatte glauben machen wollen. Nein. Ihre Konten zeichneten ein vollkommen anderes Bild, das einer jungen Frau, die nicht nur organisiert und ordentlich war, sondern außerdem umsichtig und mitfühlend.

32
    Sie kamen nur ein paar Minuten zu früh in der Einsatzzentrale an. Der Raum summte vor Aktivität, der Großteil der Mordkommission war konzentriert bei der Arbeit. Gormley war damit beschäftigt, in sein Handy zu sprechen, und hatte Dave Weldon sich selbst überlassen. Der ehemalige Detective hatte sich einen Becher Kaffee besorgt und stand jetzt herum wie bestellt und nicht abgeholt.
    Es war ungewöhnlich, einen Zivilisten im Raum zu sehen.
    Carmichael ging raus, um Harry Graham zu finden, den Aktenführer. Daniels sah sie hinausgehen, ging auf Weldon zu und streckte ihm die Hand hin. »Dave, ich bin Kate Daniels, die leitende Ermittlerin. Hank hat mir viel von Ihnen erzählt. Schön, Sie dabeizuhaben.« Sie zeigte auf eine zusammengerollte Karte, die er trug. »Ist das die Gegend, die wir durchsuchen müssen?«
    »Ich fürchte, ja.« Weldon gab ihr die Karte. »Ich helfe gern, so lange es sein muss.«
    »Hat er sie informiert?«
    Weldon nickte.
    »Alles?«
    Gormley sah von seinem Anruf auf und hielt einen Daumen hoch. Daniels machte eine kurbelnde Handbewegung, um ihn zu drängen, das Telefon wegzulegen. Er ignorierte ihre Aufforderung, stand von seinem Schreibtisch auf und wanderte in die Richtung ihres Büros davon. Der Anruf war offenbar wichtig, und sie beschloss, ohne ihn anzufangen.
    »Okay, alle Handys ausstellen und aufpassen.« Sie hob die Stimme über den Lärm im Raum und wartete, bis das Gerede verstummte. »Ich möchte euch allen Dave Weldon vom Fell Rescue Team vorstellen, einen Experten auf seinem Gebiet. Hank sagt, dass er seit beinahe zehn Jahren im Suchgebiet arbeitet, seit er nämlich einen anständigen Job als Polizeibeamter hingeschmissen hat.«
    Grinsen überall.
    Jemand rief aus: »Dummer Kerl.«
    Ein anderer folgte mit: »Habt ihr eine Stelle frei?«
    Weldon lächelte, erfreute sich an den Scherzen.
    Daniels rollte die Karte auf und befestigte sie an der Fallwand, damit alle im Raum sie sehen konnten. »Das hier« – sie zeigte auf einen bestimmten Ort – »ist die Gegend, die uns aufgrund der Informationen von Matt West am meisten interessiert.« Sie drehte sich um und sah Weldon an. »Angenommen, wir müssten eine intensive Suche durchführen, können Sie abschätzen, wie lange das dauern würde?«
    »Das ist schwer zu sagen. Diese ganze Gegend ist eine Bienenwabe aus Tunneln, die sich über ungefähr hundert Meilen im Quadrat erstreckt. Manche der Minen sind eine Meile lang, und viele sind überflutet. Wegen der offensichtlichen Steinschlaggefahr würde es nur langsam vorangehen. Wenn das Opfer unter der Erde versteckt gehalten wird, könnte es Wochen oder gar Monate dauern, es zu finden.« Seine Erwähnung des Opfers ließ Daniels’ Herz für ein junges Mädchen schmerzen, das sie nie kennengelernt hatte. Die Stimmung im Raum fiel, als allen die grausige Wahrheit über eine Suche in den North Pennines zu Bewusstsein kam. Durch das Glasfenster ihrer Bürotür konnte sie sehen, dass Gormley jetzt an ihrem Schreibtisch saß, immer noch am Telefon, immer noch in ein Gespräch vertieft.
    »Wie wollen Sie das angehen?«, fragte Weldon.
    »Ich schlage vor, Ihre Freiwilligen arbeiten zusammen mit unserer Spezialeinheit. Ihre Leute kennen sich schließlich dort aus. Wir richten uns nach ihnen.«
    »Soll mir recht sein«, sagte Weldon. »Ich habe bereits Anweisungen in unserer Zentrale hinterlassen. Mein Team wird nach Lagerplätzen Ausschau halten, nach Lebenszeichen an ungewöhnlichen Orten und dergleichen. Wir warten dann auf weitere Instruktionen.«
    Daniels mochte es, wie er die Initiative ergriff. Dave Weldon war ein Mann nach ihrem Geschmack, der sich nicht damit zufriedengab, sich hinzusetzen und darauf zu warten, dass man ihm sagte, was er tun sollte und wann. Er war ein Macher, und außerdem dachte er mit. Es hörte sich an, als hätte er die Dinge bereits unter Kontrolle, und das gefiel ihr.
    »Angenommen, Jessica ist noch am Leben, wie stehen ihre Chancen?«, fragte Carmichael.
    Weldons Ausdruck war ernst. »Schwer zu sagen: Diese Minen sind nass und stockdunkel. Wenn sie tief genug drinnen ist, könnte sie schreien, bis ihre Lungen bersten, ohne dass sie jemand hört. Zu den besten Zeiten ist es ein trostloser Ort.

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