Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
kennengelernt hätten.« Riley strich sich die Strähne aus dem Gesicht. Er seufzte. »Ich kann das nicht gut erklären, oder?«
»Sie machen das prima«, sagte Daniels. »Haben Sie ihn genau sehen können?«
Riley nickte. »Er war älter. Baseballkappe, markantes Gesicht, T-Shirt mit V-Ausschnitt … eher stämmig, würde ich sagen. Breiter Nacken, Sie wissen schon. Ich konnte nur Hals und Schultern sehen, es war schwierig zu erkennen.«
Carmichael wechselte einen wissenden Blick mit Daniels, deren Gedanken nach Mansion House zurückrasten, zu der Mütze eines Gärtners und seinem kräftigen Körperbau. Sie registrierte diesen Gedanken.
»Welche Farbe hatte die Kappe?«, fragte sie.
»Rot.«
»War es eine einfarbige Schirmmütze?« Carmichael konnte sich kaum zurückhalten.
»Nein, es war so eine Kappe der New York Yankees mit weißer Schrift. Wissen Sie, die mit dem N und dem Y übereinandergedruckt.«
Zwei rote Schirmmützen und zwei amerikanische Motive. Daniels wurde aufmerksam.
»Machen Sie weiter«, drängte sie ihn.
Aber Archer war abgelenkt. Sein Gesicht verlor jede Farbe, und er schloss die Augen, plötzlich erschöpft von all den Fragen. Als er sie wieder öffnete, schien er kein Wort von dem, was sie gesagt hatte, gehört zu haben.
»Brauchen Sie eine Pause, Riley?«, fragte Daniels.
Archer schüttelte den Kopf. »Er hat sie mit Blicken ausgezogen. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist, aber ich hab sie angesimst, als er wegfuhr. Ich bekam keine Antwort, deshalb hab ich sie dann auf dem Handy angerufen, es ging aber direkt die Mailbox dran. Ich hab’s bei ihr zu Hause versucht, aber niemand ging dran. Ihre Mutter arbeitet, ich hab sie wohl verpasst. Ich wollte es gerade noch mal auf Rachels Handy probieren, als Calum auftauchte …«
»Calum ist der dritte Student?«, fragte Gormley.
Archer antwortete mit einem Nicken. »Er hat mich davon überzeugt, dass es wahrscheinlich eine vollkommen harmlose Erklärung gab. Wir sind dann wie gewöhnlich nach Durham gefahren, aber es hat mich noch den ganzen Tag beunruhigt. Rachel ist nicht der Typ, der blaumacht. Gegen sechs bin ich dann nach Hause gekommen. Um sieben hat mich Rachels Mutter angerufen und gefragt, wann ich sie nach Hause gebracht hätte. Sie hatte Gitarrenstunde und war noch nicht daheim, als ihr Musiklehrer kam. Und da wusste ich dann Bescheid.« Riley Archer sah von Daniels zu Gormley und zurück, aufrichtige Trauer in seinen Augen. »Hören Sie, das mit den anderen beiden Mädchen hat auf dem ganzen Campus die Runde gemacht. Ich will nur so gut helfen, wie ich kann.«
Gormley beugte sich auf seinem Stuhl nach vorn, Ellbogen auf den Knien, Hände gefaltet.
»Erzählen Sie mir von dem LKW .«
»Es war ein dunkelblauer Tieflader, laut der Schrift auf der Seite eine Firma aus Selby. Conrad Couriers Limited …«
»Sie scheinen sich da sehr sicher zu sein.«
»Bin ich auch. Conrad ist der Name meines Bruders.«
»Und Sie sind sich absolut sicher, dass es Rachel war?«
Archer nickte. »Und seitdem hat niemand sie gesehen oder von ihr gehört.«
Man hätte eine Nadel zu Boden fallen hören können. Daniels nickte Carmichael zu, die aufstand und zu ihrem Arbeitsplatz ging, um mit den Nachforschungen anzufangen. Nicht ein Mitglied der Mordkommission konnte glauben, was sie für ein Glück hatten. Zeugen wie Riley Archer gab es nur sehr selten; ein Gottesgeschenk für jede Mordkommission. Seine Miene verdüsterte sich, als er die Erregung spürte, die sich um ihn herum aufbaute, während er im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand.
Daniels’ Puls raste. »Erinnern Sie sich, um wie viel Uhr Sie sie am Freitagmorgen angerufen haben?«
»Genau um acht Uhr siebenundvierzig.« Archer zog sein Handy aus der Tasche und hielt es ihr hin. »Sie können sich die Angaben zu den gesendeten Nachrichten auf dem Telefon ansehen, wenn Sie möchten. Wollen Sie auch noch das Kennzeichen des Wagens?«
Riley Archer wurde beinahe hektisch aus der Einsatzzentrale hinausgeschickt. Noch bevor sich die Tür hinter ihm schloss, war Carmichael bereits an der Tastatur und tippte Conrad Couriers ein, um den Mann, der zuletzt mit Rachel Somers gesehen worden war, zu identifizieren. Während Carmichael sorgfältig das Firmenporträt studierte, scharte der Rest des Teams sich um sie. Es handelte sich um ein Fuhrunternehmen für Schwertransporte, und die Hauptniederlassung befand sich in Selby. Daniels konnte aus der Website ersehen, welche Art von
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