Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
über den Handys schwebten. Daniels musste aufpassen, nichts preiszugeben, was es in ein soziales Netzwerk schaffen und ihr so einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Sie bat Lester, mit ihr einen Spaziergang zu machen. Als sie außer Hörweite waren, drucksten sie um das Thema Adam Finch herum, bis der junge Mann schließlich die Nerven verlor.
Er versuchte nicht einmal, seine Abneigung zu verbergen. »Der Typ ist ein Kontrollfreak. Wir haben unsere Beziehung geheim halten müssen. Sie haben ja keine Ahnung, wie das ist.«
»Ist sie deshalb aus dem Wohnheim ausgezogen?«
Lester nickte.
»Haben Sie einen Schlüssel zu Jessicas Wohnung?«
»Ich habe Ihnen schon gesagt, dass sie nicht dort ist!«
»Ich glaube Ihnen, Rob. Aber ich muss sie trotzdem durchsuchen. Ich gehe davon aus, dass dort nichts berührt worden ist, seit sie verschwunden ist?«
»Nein, nichts, soweit ich weiß«, sagte er mit sanfterer Stimme als zuvor.
»Ist es weit von hier?«
»Sie pendelt von Durham, wenn sie nicht bei mir übernachtet.« Er grub tief in seinen Taschen und zog einen Schlüsselbund heraus, nahm einen Schlüssel von einem VW -Schlüsselring ab. Als er ihn Daniels übergab, wurden seine Augen glasig, als sei er kurz davor, in Tränen auszubrechen. »Sie war zufrieden im Wohnheim, bis ihr Vater seine Nase reingesteckt hat. Er denkt, wir wären getrennt.« Er nahm ihr Nicken zur Kenntnis. »Sie liebt Durham. Sie liebt die kopfsteingepflasterten Straßen, die Geschäfte. Sie interessiert sich für die Kultur und die Geschichte des Ortes. Wir verbringen viel Zeit dort.«
Daniels notierte die Anschrift einer Wohnung in Old Elvet. Sie dankte ihm, sagte, sie würde sich wieder bei ihm melden, und ging schnell zu ihrem Wagen zurück.
31
Zwanzig Minuten später erreichte Daniels die gebührenpflichtige Zone von Durham. Der Gemeinderat hatte eine Staugebühr erhoben von zehn Uhr morgens bis vier Uhr nachmittags – eine Maßnahme zur Reduzierung von Verkehr und Luftverschmutzung, die für die Verbesserung der Luftqualität in den stark genutzten Fußgängerzonen sorgen sollte.
»Zumindest wollten sie das die Leute glauben machen«, sagte Daniels.
»Das ist doch nur noch eine getarnte Steuer …«, seufzte Carmichael. Sie nahm den Sicherheitsgurt ab, während Daniels den Wagen parkte. »Es ist verdammt lächerlich. Können wir nicht eine von diesen Ausnahmegenehmigungen bekommen?«
»Was ist los mit Ihnen? Es sind zwei Pfund. Und die verlangen wir anschließend zurück!«
»Ich habe Neuigkeiten für Sie, Boss. Wir bräuchten nicht einmal hier zu sein. Sie hätten dahinten links abbiegen müssen.«
»Ich brauche ein Eis und ein bisschen frische Luft.«
»Und ich wette, Sie wissen auch, wo Sie das bekommen können.«
Daniels grinste.
Sie parkte im Halteverbot, legte ein POLIZEI -Schild hinter die Windschutzscheibe und stieg aus. Sie wartete, dass Carmichael ebenfalls ausstieg, schloss dann den Wagen ab und setzte sich gegen die Mittagssonne eine Sonnenbrille auf. Es fühlte sich gut an, mit der Außenwelt in Verbindung zu treten, die Wärme auf dem Gesicht zu spüren und die Brise im Haar, sich einmal unter Zivilisten zu mischen. In den letzten paar Tagen hatte sie viel zu viel Zeit im Auto verbracht, und sie hasste, wie sie sich deswegen fühlte.
Sie führte Carmichael ein paar Schritte hinunter ans Flussufer, dann huschten sie in einen Laden und kauften sich jede ein Eis, das sie aßen, während sie die Stufen wieder hinaufgingen und dann links über die Elvet Bridge mit ihrem Kopfsteinpflaster abbogen.
»Schon mal hier gewesen?«, fragte Carmichael, wobei sie auf die Swan-and-Three-Cygnets-Kneipe zeigte, einen tollen Platz, um zu sitzen und zuzusehen, wie die Welt vorüberzog.
»Ein paarmal.« Daniels leckte wieder an ihrem Eis. »Wenn man mit Hank zusammenarbeitet, kennt man schließlich die meisten Kneipen von innen.«
An der Ampel überquerten sie die Straße nach Old Elvet. Auf der linken Seite lag ein uralter Pub mit einer klitzekleinen Eingangstür, so klein, dass Gormley sich hätte ducken müssen, um hindurchzugehen. Jessicas Wohnung lag in einem alten Gebäude nebenan. Sie gingen hinein, unsicher, was sie erwarten sollten.
»Verdammt!«, sagte Carmichael, als sie zur Tür hineinging. »Ist die echt?«
Daniels sah zur Seite. »Was meinen Sie damit?«
»Na, das hier!« Carmichael schwenkte ihren Arm durch das makellose Zimmer. »Haben Sie jemals eine so ordentliche Studentenbude gesehen? Andererseits
Weitere Kostenlose Bücher