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Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Titel: Ich will vergelten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Hannah
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einem Kasten auf der rechten Seite.
    Sie holte ihr Handy hervor und fing an, die Nummer einzutippen.
    »Wenn Sie jetzt gleich mit ihm sprechen wollen«, unterbrach sie Ms Wilson, »dann kann ich ihn Ihnen zeigen.«
    Daniels hörte auf zu tippen. »Sie wissen, wo er ist?«
    Maria sah nach links. »Er steht da draußen.«
    Sie führte Daniels ans Fenster. Das Universitätsgelände war voller Studenten, die auf dem perfekten Rasen ihre Pause verbrachten und das für die Jahreszeit ungewöhnlich schöne Wetter genossen. Manche lasen, andere schliefen, Rob Lester war mittendrin. Er war ein gut aussehender junger Mann mit besonders reiner Haut. Er hatte schulterlange Dreadlocks, die er im Nacken zusammengebunden hatte, ein, zwei kürzere Stränge hingen ihm lose ums Gesicht.
    Daniels dankte Maria Wilson und verließ unverzüglich das Gebäude. Sekunden später ging sie auf eine Gruppe von vier Studenten zu und hielt ihren Ausweis hoch. »Rob Lester?« Sie lächelte, als er aufsah. »Haben Sie einen Moment Zeit?«
    Rob Lester legte sein Buch weg: Graham Poll, Seeing Red. Auf dem Titelbild war das Foto des Autors zu sehen, wie er die rechte Hand hochhielt, eine Pfeife in Bereitschaft, einen warnenden Ausdruck auf dem Gesicht. »Rotsehen« war etwas, womit Daniels sich auskannte. In ihren Jahren bei der Polizei hatte sie den roten Nebel bei verschiedenen Gelegenheiten sich niederschlagen sehen, meistens bei Gewaltverbrechern, aber gelegentlich auch bei denen, deren Auftrag es war, sie der Rechtsprechung zuzuführen. Es war manchmal schwierig, sich von der Arbeit nicht persönlich beeinflussen zu lassen.
    Lesters Freunde gingen auseinander. Sie hoben ihre Habseligkeiten auf und verzogen sich an den Rand der frisch gemähten Rasenfläche, gerade weit genug weg, um Daniels den Raum zu geben, um ihre Arbeit zu tun, aber nah genug, um jedes Wort mitzuhören. Daniels setzte sich auf den Platz, den sie verlassen hatten, und spürte die Sonnenwärme in ihrem Rücken.
    »Es tut mir leid, wenn ich Ihre Pause störe.« Sie zeigte auf ein dreieckiges Zellophanpaket auf dem Boden. »Kümmern Sie sich nicht um mich, wenn Sie das noch aufessen wollen. Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen über Jessica stellen, wenn es in Ordnung ist, nur zur Information, nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssten. Ich nehme an, Sie haben schon eine Weile nichts von ihr gesehen oder gehört. Stimmt das?«
    Ein leichtes Nicken – beinahe unsichtbar.
    Lester schob das halb aufgegessene Sandwich von sich.
    Sein Blick wurde traurig.
    »Wann genau haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Ungefähr um acht, am Dienstag.«
    »Am Vierten?«
    Lester nickte.
    »Abends oder morgens?«
    »Abends.« Er wischte eine Träne von seiner Wange und räusperte sich. »Entschuldigung. Wir hatten beide den Nachmittag frei, deshalb sind wir am Fluss spazieren gegangen und haben was gegessen. Dann hab ich sie nach Hause gebracht. Wir haben auf die Schnelle noch einen Kaffee getrunken, dann bin ich ziemlich bald gegangen. Ich musste noch was überarbeiten, Zeug, das ich aufgeschoben hatte.«
    »Und danach haben Sie sie nicht mehr angerufen?«
    Lester schüttelte den Kopf. »Sie wollte früh ins Bett.«
    »Was für eine Art Frau ist sie?«
    Lester hob den Kopf, Licht fiel in seine blutunterlaufenen Augen. »Sie ist brillant. Nicht nur akademisch, sondern auch einfach als Mensch. Wir studieren zusammen Medizin. Sie glauben, ihr ist was Schreckliches zugestoßen, nicht wahr?«
    »Das ist es, was ich versuche rauszufinden. Je mehr Informationen ich habe, umso schneller kann ich das tun.« Daniels versuchte, nicht alarmierend zu klingen. »Würden Sie Jessica als glücklich beschreiben?«
    »Jetzt ja.« Der Student zögerte. »Sie war ein bisschen verschlossen, als sie letztes Jahr anfing zu studieren, wusste nicht recht, welchen Zweig der Medizin sie studieren wollte. Dieses Semester hat sie sich aber richtig dafür begeistert, hat gesagt, sie könnte sich als Ärztin sehen, die in der Dritten Welt etwas bewirkt. Sie wollte nach Afrika gehen, aber ihr Vater ist nicht damit einverstanden.«
    »Sind Sie mehr als nur gute Freunde?«
    »Ja, sind wir. Noch etwas, womit ihr Vater nicht einverstanden ist.«
    »Warum?«
    »Ist das nicht offensichtlich?«
    »Wollen Sie andeuten, dass er ein Rassist ist?«, fragte Daniels und dachte an ein mögliches Motiv.
    Lester rang jetzt um Fassung. Er sah weg und antwortete nicht. Seine Kommilitonen beobachteten sie immer noch, wobei ihre Finger

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